Scheidender Salzburger Uni-Rektor: Theologie wichtig und nötig
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen bleibt Theologie als wissenschaftliche Disziplin an Universitäten wichtig und wird gebraucht. Das betonte der Rektor der Universität Salzburg, Prof. Heinrich Schmidinger, im Interview mit der aktuellen Ausgabe des "Rupertusblatts". Der Theologe und Lehrstuhlinhaber für Christliche Philosophie übergibt sein Amt mit Beginn des Wintersemesters im Oktober, nachdem er 18 Jahre an der Spitze der Universität Salzburg gestanden war und währenddessen von 2011 bis 2015 auch Präsident der Österreichischen Rektoren- beziehungsweise Universitätenkonferenz war.
Die Zukunft der Theologie an den Universitäten bezeichnete Schmidinger als "sehr schwierig". Ein wesentlicher Grund dafür sei der Verlust an Reputation und und gesellschaftlichem Einfluss der Kirche. "Diese Entwicklung beschleunigt sich. Ich kann es kurz sagen: Die Theologischen Fakultäten zu halten, wird eine ständige Herausforderung sein." In absehbarer Zeit werde sich die Diskussion sowohl über die Berechtigung der Theologischen Fakultäten als auch über ihre Existenz nicht erledigt haben.
Als "die große Aufgabe der Theologie" ortete Schmidinger daher, dem Reputationsverlust der Kirche entgegenzuwirken, indem gerade sie aufzeigt, dass sich weder die christliche Botschaft noch die Kirche auf das reduzieren lassen, was Sie vielen zu sein scheinen. "Es Ist von allergrößter Wichtigkeit - daran entscheidet sich meines Erachtens alles -, dass sich die Theologinnen und Theologen gesellschaftlich, aber auch konkret innerhalb der Universitäten engagieren. Die Universität muss davon überzeugt sein, die Theologie zu brauchen, betonte der langjährige Universitätenvertreter.
Frage nach Gott gehört zum Menschen
"Es bedarf der Theologie, weil die Frage nach Gott zum Menschen gehört - und dies nicht bloß im privaten Raum", hielt Schmidinger weiter fest. Theologie müsse darüber hinaus Wissenschaft bleiben, denn: "Geschichtlich betrachtet ist das, was wir heute Wissenschaft nennen, im Mittelalter aus der Theologie hervorgegangen. Die Definition der Wissenschaft über die Methoden begann innerhalb der Theologie." Die Theologie würde demnach ihren Anspruch aufgeben, wenn sie sich dem wissenschaftlichen Diskurs entzöge und die Kirche habe dies zu respektieren.
Eine Botschaft, die universell gelten soll, muss sich auch universell begründen lassen, das geht meiner Meinung nach nur mit der Wissenschaft.
Sein Verhältnis als Rektor zu den Salzburger Erzbischöfen sei immer gut gewesen, so Schmidinger. Eine Herausforderung bleibe naturgemäß die "nihil Obstat"-Verfahren mit der damit verbundenen Unbedenklichkeitserklärungen des Vatikans bei Professuren an der Theologischen Fakultät. Für autonome Universitäten seien sie ein Problem, was auch den Stand der Theologie an der Uni erschwere.
Heinrich Schmidinger, geboren 1954 in Wien, studierte von 1972 bis 1980 Theologie und Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1984 habilitierte er sich an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck für das Fach Christliche Philosophie. Seit 1993 war Schmidinger Professor am Fachbereich Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, zu deren Dekan er 1995 gewählt wurde. Im Jahr 1999 wurde Schmidinger Vizerektor für Ressourcen und Stellvertreter des damaligen Rektors Adolf Haslinger, zu dessen Nachfolger er im Jahr 2001 bestellt wurde. Von 2011 bis 2015 war er außerdem Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz.
Von 1984 bis 2015 war Schmidinger Mitglied des Direktoriums der Salzburger Hochschulwochen und von 1993 bis 2005 dessen Obmann. 1985 wurde Schmidinger mit dem Kardinal Innitzer-Förderungspreis ausgezeichnet. 2016 erhielt der das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2017 den Kardinal Innitzer-Würdigungspreis.
Quelle: kathpress