Uni Graz würdigt Kirchenhistoriker Liebmann
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz und Vertreter des öffentlichen Lebens der Steiermark haben den emeritierten Kirchenhistoriker Prof. Maximilian Liebmann für sein Lebenswerk gewürdigt. In einer akademischen Feier Ende vergangener Woche lobte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer den langjährigen Institutsvorstand und Dekan als "Urgestein des geistigen und kulturellen Lebens in der Steiermark" und als "mutigen, kritischen, einflussreichen und unbequemen Denker". Mutig und mit enormem Engagement für die Laien sei Liebmann hervorgetreten und habe wichtige Publikationen wie etwa zum Bereich Demokratie und Kirche vorgelegt. Anlass der Feier für Liebmann war dessen 85. Geburtstag.
Liebmanns Nachfolgerin als Leiter des Instituts für Kirchengeschichte und Kirchliche Zeitgeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät, Prof. Michaela Sohn-Kronthaler, zeichnete in einer Ansprache den Werdegang Liebmanns nach. Aus einer katholisch geprägten Bauernfamilie stammend, wurde er nach Promotion und Habilitation in Graz 1989 Ordentlicher Professor für Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät und Institutsvorstand bis zu seiner Emeritierung 2002. Von 1991 bis 1999 stand er aufgrund mehrmaliger Wiederwahl als innovativer und zukunftsorientierter Dekan der Fakultät vor, warb zahlreiche Drittmittel ein und ermöglichte neue Forschungsschwerpunkte.
Liemann habe sich in seiner Tätigkeit als Lehrer und Forscher durch "Leidenschaft und Begeisterung, Fleiß und Akribie" ausgezeichnet, sowie inhaltlich durch reichhaltige Forschungen zur Reformationsgeschichte, zur österreichischen Kirchengeschichte und besonders zur kirchlichen österreichischen Zeitgeschichte sowie zur Grazer Diözesangeschichte. Aktiv ist Liebmann weiterhin: Erst kürzlich kam seine mit Helmut Wagner verfasste Neuerscheinung "Katholisch oder kirchlich in Österreich" mit Beiträgen zur Katholizismusforschung heraus.
Liebmanns Verdienste in der Erforschung der Rolle der Kirche während des "Christlichen Ständestaats" und des NS-Regimes würdigte der Grazer Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz. Der Historiker habe so "manche Aspekte größerer Fragestellungen ins rechte Licht gerückt, wie etwa die Entstehung der Feierlichen Erklärung der österreichischen Bischöfe im März 1938". Bedeutend seien auch Liebmanns Beiträge für die Kirchengeschichte der Steiermark und des katholischen Laienapostolats vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
Als "homo politicus" wurde Liebmann von Studiendekanin Theresia Heimerl bezeichnet. In der Dekanszeit des Historikers sei der Schwerpunkt "Frauen- und Geschlechterforschung" etabliert worden, zudem habe mit Anne Jensen die erste Frau einen Lehrstuhl an der Grazer Theologischen Fakultät erhalten. Liebmann war auch Mitinitiator des Elisabeth-Gössmann-Preises für Frauen- und Geschlechterforschung, rief den Ehrenring der Theologischen Fakultät für verdiente Persönlichkeiten ins Leben und begründete den "Verein zur Förderung der Theologie" mit der Zeitschrift "Crossing" sowie die Reihe "Theologie im kulturellen Dialog".
An der Feier im vollbesetzten Hörsaal nahmen u.a. der emeritierte Bischof Egon Kapellari, der frühere Grazer Generalvikar Leopold Städtler, Gemeinderätin Sissi Potzinger und Altbürgermeister Alfred Stingl, Vertreter der Orden und der Studentenschaft teil. Liebmanns Familie war u.a. durch seinen Sohn Andreas Liebmann, Botschafter Österreichs in Abu Dhabi, und seine Schwiegertochter, die steirische Landtags-Abgeordnete Prof. Sandra Holasek, vertreten. Annemarie Fenzl, die langjährige Leiterin des Wiener Diözesanarchivs, schilderte in einem Festvortrag das Agieren von Kardinal Franz König und dessen theologischen Beraters Karl Rahner auf dem II. Vatikanischen Konzil.
Quelle: kathpress