Theologen: "Synodalen Weg mit aller Entschiedenheit verfolgen"
Die "systemischen Bedingungen sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und seiner Vertuschung" erfordern Konsequenzen und eine klare Aufarbeitung. Deshalb hat die 240 Mitglieder vor allem aus dem deutschsprachigen Raum umfassende "Arbeitsgemeinschaft katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie" eine Lanze für den "synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland gebrochen, der die Missbrauchskrise auf der Agenda hat. Dieses Reformprojekt der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sei "mit aller Entschiedenheit zu verfolgen", hielt die Theologenvereinigung in ihrer Aussendung am Donnerstag fest.
Auf ihrer jüngsten dreitägigen Konferenz, die am Mittwoch in Salzburg endete, hatten Vertreter der Arbeitsgemeinschaft - darunter deren Leiter und Dogmatikprofessor in Bochum, Georg Essen, und der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff - angesichts der Missbrauchskrise "Anfragen an Struktur und Amtsverständnis der römisch-katholischen Kirche" diskutiert. Die in den vergangenen Jahren bekannt gewordenen Übergriffe und der Umgang damit hätten "konkrete Folgen für die Ekklesiologie, greifen aber auch tief in die katholische Theologie als wissenschaftliches Fach ein", so die Theologen. Die Konsequenzen daraus "werden erst zu ziehen sein"; diesbezügliche Erwartungen setzt die Arbeitsgemeinschaft in den synodalen Weg.
Die Arbeitsgemeinschaft katholische Dogmatik und Fundamentaltheologie des deutschen Sprachraums ist der Zusammenschluss der an Universitäten und Hochschulen lehrenden und forschenden bzw. emeritierten Professorinnen und Professoren der Dogmatik und Fundamentaltheologie sowie der in diesen Fächern Habilitierten.
Brisante Fragen auf der Agenda
Der Salzburger Fundamentaltheologe Hoff hatte sich in einem "Kathpress"-Interview bereits im Frühjahr dafür ausgesprochen, das Thema Missbrauch "auch in seinem gesamten kirchlichen Bedingungsgefüge" zu analysieren. Dabei auch "heiße Eisen anzupacken", sei sein "Gebot der Stunde". In den Blick zu nehmen seien der Umgang mit Macht, die kirchliche Sexualmoral, die Frage nach dem Zölibat "und nicht zuletzt nach dem Ort der Frauen in einer Klerikerkirche", so Hoff damals. Der Salzburger Ordinarius für Fundamentaltheologie und Ökumene hatte diese Forderungen auch bei einem Studientag zur Missbrauchskrise im Rahmen der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz geäußert.
Im Juli hatte Hoff auch in einem Gastkommentar für die Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit" über den synodalen Weg gemeint, brisante Fragen stünden auf der Agenda: "Zölibat freistellen. Frauen ordinieren. Homosexuelle Beziehungen anerkennen. Kirchliche Leitungsmacht neu organisieren." Auch Papst Franziskus würden Reformen unausweichlich erscheinen, "wie er im Umgang mit der römischen Kurie zeigt".
Quelle: kathpress