Kirche in Not: Dschihadisten greifen Christen in Burkina Faso an
Von gezielten Übergriffen auf die christliche Bevölkerung im Norden Burkina Fasos berichtet das weltweit tätige katholische Hilfswerk "Kirche in Not". So sollen Anfang September Dschihadisten die beiden Dörfer Hitte und Rounga überfallen und den Bewohnern ein Ultimatum gesetzt haben, entweder zu konvertieren oder ihre Häuser aufzugeben. Dies sei kein Einzelfall, "sondern Teil des Plans der Dschihadisten, die Terror verbreiten, Mitglieder der christlichen Gemeinschaften töten und anschließend die Hinterbliebenen mit der Drohung vertreiben, nach drei Tagen wiederzukommen und dann keinen Christen oder Katechumenen mehr vorfinden zu wollen", erklärte "Kirche in Not" am Donnerstag in Wien.
Laut dem Hilfswerk leben in Hitte nun keine Christen oder Katechumenen mehr; fast 2.000 Menschen mussten aus Hitte sowie aus Rounga fliehen. Sie wurden in einer Grundschule in der Gemeinde Ouindigui aufgenommen.
Den Beginn der Anschlagsserie machten die Terroristen demnach Ende Mai in Toulfe, wo während eines Gottesdienstes fünf Menschen, darunter ein Katechet, getötet wurden. Von Toulfe aus rückten die Extremisten in weitere Orte vorwiegend im ländlichen Gebiet vor.
Tausende auf der Flucht
Die Gewaltserie habe mittlerweile auch Auswirkungen auf Städte und größere Dörfer, da diese seit Beginn der Verfolgungen tausende Menschen aufgenommen haben, berichtete "Kirche in Not". So sollen allein in der Stadt Titao fast 7.000 Vertriebene sowie Opfer von Gewalt und Verfolgung Zuflucht gefunden haben. Hier hat die katholische Kirche - unterstützt durch ihre Hilfsorganisation Caritas - die soziale und pastorale Hilfe, die Betreuung von Kranken und Alten sowie die Begleitung der traumatisierten Bevölkerung in die Hand genommen.
"Die Situation ist schwer zu bewältigen, hat aber die Solidarität der übrigen Bevölkerung von Titao - einschließlich der Muslime - hervorgebracht, die die Sicht der radikalen Extremisten nicht teilt und aktiv mit Nahrung und Wasser hilft, damit die Ortsgemeinde die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge befriedigen kann", zitierte das Hilfswerk in seiner Aussendung lokale Ansprechpartner. Zwar seien auch die örtlichen Behörden in Titao von der dramatischen Situation in der Region bewegt. Allerdings "reagieren Verantwortliche auf Berichte lediglich mit Schweigen."
Als ein weiteres Problem schilderte "Kirche in Not" die mangelnde Zusammenarbeit der Ordnungskräfte, sowohl der Gendarmerie als auch der Polizei, bei der Bergung und Bestattung von ermordeten Christen.
"Menschen werden manipuliert"
Die Mehrheit der Terroristen soll laut von "Kirche in Not" zitierten Quellen der Gruppe der Fulani (Peuls) angehören. Die Gründe für deren Radikalisierung und Angriffe seien aber außerhalb des Landes zu suchen. "Jemand drängt diese Menschen dazu, sich zu bewaffnen, und gibt ihnen Waffen, um ihre Brüder zu töten, mit denen sie lange Zeit zusammenlebten." Und weiter: "Diese Menschen werden manipuliert."
Auch die internationalen Unternehmen, von denen die Waffen der Angreifer stammen, sollten zur Verantwortung gezogen werden. "Diejenigen, die die Waffen liefern, kennen nicht den Wert der Menschheit, den Wert des Menschen. Wir fordern das Vernichten der Waffen. Dann erst wird Friede nach Burkina zurückkehren", so die Forderung der lokalen Ansprechpartner von "Kirche in Not". Es müsse sich sofort um Frieden bemüht werden, sonst drohen Vergeltungsmaßnahmen, erklärte das Hilfswerk.
Quelle: kathpress