Bischof Scheuer verabschiedet Jesuitenorden
Der Personalmangel hat den Jesuitenorden dazu veranlasst, die Seelsorge in der Steyrer Marienkirche aufzugeben. Wie die Diözese Linz am Donnerstag berichtete, verabschiedete Bischof Manfred Scheuer diese Woche die beiden zuletzt hier tätigen Ordenspatres P. Josef Pilz und P. Erich Drögsler in einer Dankesmesse, an der u.a. auch Scheuers Vorvorgänger Bischof Maximilian Aichern und Jesuiten-Provinzial Bernhard Bürgler teilnahmen. Der Bischof dankte dabei dem Orden für seinen "segensreichen seelsorglichen Dienst".
Den Jesuiten sei "Wirklichkeitsverweigerung oder Weltflucht seit jeher fremd", sagte Scheuer in der Predigt. Die Mitglieder des Ordens seien um einen sehr "sinnes- und lebensfreundlichen" Glauben bemüht und dafür immer schon an die existenziellen und geografischen Grenzen - bis in die Gefängnisse und zu den Pestkranken - gegangen. Dies sei auch das zentrale Anliegen von Papst Franziskus, der dem Orden angehört, wenn er das Profil einer missionarischen Kirche aufzeichne, sagte der Bischof.
Die Geschichte der Jesuiten in Steyr verlief über die Jahrhunderte sehr wechselvoll, schilderte Superior P. Peter Gangl bei einem anschließenden Festakt im Dominikanerhaus. 1631 eröffnete der Orden hier die erste Niederlassung und errichtete u.a. eine Schule für rund 200 Schüler. Diese Phase endete mit der Aufhebung des Ordens 1773. Die damalige Jesuitenkirche ist heute die Pfarrkirche St. Michael, das damalige Ordensgebäude ist ein Gymnasium.
1814 wurde der Jesuitenorden vom Papst wiedererrichtet. Nach der Aufhebung des Dominikanerklosters in Steyr bot der Linzer Bischof Franz Josef Rudigier 1865 den Jesuiten die Marienkirche an. Für ein halbes Jahrhundert lang diente Steyr dann vorwiegend als Haus für jene Jesuiten, die in den Volksmissionen tätig waren, bis diese 1911 auf verschiedene Kommunitäten aufgeteilt wurden. In Steyr kümmerten sich danach vier Patres um die Seelsorge in der Stadt sowie um die Marianischen Kongregationen kümmerten.
Nach dem plötzlichen Tod von P. Paul Mühlberger Ende 2018 habe sich für den Orden die Frage gestellt, wie die Seelsorge an der Marienkirche in Steyr aufrechterhalten werden könne, heißt es seitens der Diözese. Die Überlegungen und Beratungen hätten gezeigt, dass die personelle Situation des Ordens den weiteren Verbleib in Steyr unmöglich mache.
Jesuiten-Provinzial Bürgler sprach von einer "schmerzlichen" Entscheidung, die den Abschied von Steyr bedeute. Auf ernüchternde Weise werde hier der Nachwuchsmangel der Orden mit seinen pastoralen und strukturellen Konsequenzen in Diözesen und Gemeinden vor Augen geführt. Als Ausweg bleibe nur, "den Sprung ins Ungewohnte zu wagen, Neues zu entwickeln und zu gestalten", so der Ordensgeistliche.
Quelle: kathpress