Diözese Linz will zukunftsfit durch Strukturreform werden
Strukturelle Veränderungen lösen zwar nicht die Probleme der Kirche und des Glaubens, können sich aber positiv auf die Diözese auswirken. Das betonte der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz im Bildungshaus Schloss Puchberg, wo er gemeinsam mit Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl und Generaldechant Slawomir Dadas über den aktuellen Stand des Zukunftswegs "Kirche weit denken" seiner Diözese informierte. Ziel des Strukturprozesses ist ein Modell für neue territoriale Strukturen der katholischen Kirche in Oberösterreich, die auch die Auswirkungen des Priestermangels lindern soll.
Seit dem Start des Prozesses Anfang des Jahres führte die Diözese knapp 90 Resonanztreffen in allen Dekanaten, mit allen kirchlichen Berufsgruppen und unter Einbindung der Ordensgemeinschaften durch. Die Diskussionen seien zum Teil auch kontrovers gewesen, meinte Bischof Scheuer. Dies sei "Zeichen der Lebendigkeit unserer Pfarrgemeinden und unserer Kirche".
Die laut Diözese Linz tausenden Rückmeldungen wurden von einem Forschungsteam der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese analysiert und geordnet. Die meisten Bedenken gab es rund um die Themen Personal- und Finanzressourcen, Ehrenamtliche sowie Pfarrer als mögliche "wandelnde Sakramentspender", teilte Pastoralamtsdirektorin Eder-Cakl mit.
Der Linzer Bischof stellte dazu fest, dass die Einheit einer Diözese bzw. der Kirche nie so aussehen werde, dass alle Menschen zur gleichen Zeit die gleiche Position hätten, auf dem gleichen Stand seien und sich gleich intensiv beteiligten. "Das halte ich für eine Ideologie, es wäre auch unmenschlich. Strukturen sollen Raum für Entwicklung schaffen und Mut zu Neuem geben", so Scheuer. Dadurch geschaffene Räume könnten eine anregende und schöpferische Kraft entfalten, aber auch lähmen. Dabei gehe es nicht nur um organisatorische Fragen, sondern um Weichenstellungen, in denen Grundsatzentscheidungen zu Leben, zu Glaube, zu Beziehung, zu Kirche getroffen werden, wie Scheuer erklärte.
Frage, wie Christsein heute geht
Im Zentrum der Strukturpläne stehe die Frage, wie Christsein heute gehe, verwies Eder-Cakl auf die Pastoralen Leitlinien der Diözese: "Die Struktur dient den Leitlinien und nicht umgekehrt."
Laut Generaldechant Slawomir Dadas wurde das ursprüngliche Strukturmodell mittlerweile auf Basis der Rückmeldungen überarbeitet. Es gebe rund um den Veränderungsprozess nicht nur Freude und Hoffnung auf mehr Ressourcen und neue Räume, sondern auch Ängste und "Trauer darüber, Abschied nehmen zu müssen von dem, was vertraut und ans Herz gewachsen ist."
Nächste Schritte der Strukturreform
Die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer endgültigen Entscheidung bilden laut Eder-Cakl weitere Regionaltreffen sowie Beratungen in den diözesanen Räten, dem Konsistorium und dem 4. Diözesanforum am 25. Jänner 2020. Die Entscheidung über die Umsetzung der Strukturreform erfolgt bis Ende Februar 2020 durch Bischof Scheuer. Sollte er sich für das entstehende Modell entscheiden, könnte die Umsetzung bis spätestens 2026 erfolgen.
Derzeit sind die 487 Pfarren der Diözese in 39 übergeordneten Dekanaten zusammengefasst. An deren Stelle sollen künftig rund 40 "Pfarren" gebildet werden, die aus jeweils neun bis 14 "Pfarrgemeinden" bestehen. Die an die Stelle der bisherigen Dekanate aufrückenden Pfarren sollen von einem Pfarrvorstand geleitet werden, der aus dem Pfarrer, dem Pastoralvorstand und dem Verwaltungsvorstand besteht.
Die Pfarrgemeinden sollen auch weiterhin als selbstständige Einheiten unter anderem mit eigenständiger Vermögensverwaltung bestehen bleiben. Geleitet werden sie vom Pfarrer und Pfarrvorstand, aber vor Ort von Seelsorgeteams, denen Priester, hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen und ehrenamtlich Engagierte angehören. Laut Dadas sei etwa geplant, Ehrenamtliche durch hauptamtliche Seelsorger zu unterstützen, um "klare Zeichen ihres Gewollt-Seins durch die Diözesanleitung zu setzen". (Infos: www.dioezese-linz.at/zukunftsweg)
Quelle: kathpress