Traditionswallfahrt erinnert an "ein Stück Ungarn in Mariazell"
Die traditionsreiche Ungarische Wallfahrt brachte am Wochenende rund 500 von Bischof Janos Szekely (Szombathely) angeführte Pilger nach in den bedeutendsten österreichischen Wallfahrtsort Mariazell. Der ungarische Bischof leitete auch die abschließende Messe am Samstag in der Basilika. In einer Aussendung ist die Rede von "einem Stück Ungarn in Mariazell", ist die obersteirische Gemeinde als Gnadenort der "Magna Domina Hungarorum" doch in besonderer Weise mit der ungarischen Geschichte verbunden: Seit mehr als 600 Jahren pilgern Mitglieder des Königshauses, des Adels, der hohen Geistlichkeit, Bürger und Bauern aus Ungarn nach Mariazell.
Diese starke Verbindung spiegelt sich mehrfach in der Wallfahrtsbasilika wider. So zeugt die Statue von Ludwig I. aus dem Hause Anjou (er regierte 1342 bis 1382) mit dem Votivbild, das er im Jahre 1363 gestiftet hat, beim Haupteingang der Basilika von der starken Beziehung zum ungarischen Königshaus. Diese berühmte Marien-Ikone, vermutlich um 1360 von Andrea Vanni, einem Künstler aus Siena, geschaffen, kann in der Nordschatzkammer der Basilika besichtigt werden. Die Verbindung Ungarns mit Mariazell ist außerdem in einem Freskenzyklus an der Innenseite der Kuppel thematisiert.
In Zeiten der kommunistischen Machtergreifung in Budapest nach dem Zweiten Weltkrieg war Mariazell als der für Exil-Ungarn einzige erreichbare "ungarische" Wallfahrtsort von großer Bedeutung. Kardinal Jozsef Mindszenty hielt 1975 in seinem Testament fest: "Sollte ich in der Verbannung sterben, so bestatten Sie mich vorübergehend in der Wallfahrtsbasilika von Mariazell". Er wurde in der Ladislaus-Kapelle der Basilika beigesetzt und erst nach der politischen "Wende" 1991 in seine ungarische Heimat überführt. Ein Stück Stacheldraht aus dem Eisernen Vorhang ist in der Basilika als Erinnerung an die wiedergewonnene Freiheit aufbewahrt. Nach der Erweiterung der Europäischen Union 2004 pilgerten 14.000 Ungarn zur "Wallfahrt der Völker" beim damaligen "Mitteleuropäischen Katholikentag".
Quelle: kathpress