![Uwe Brodrecht [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)] , Uwe Brodrecht](/img/d5/b5/bb46b45253f540859b32/-185_-_Wien_Zentralfriedhof_2015__23226178905_.jpg)
"Gänsehaut-Feeling": Wiener Zentralfriedhof bei Nacht
Heuer haben Interessierte wieder die Möglichkeit, den Wiener Zentralfriedhof bei Nacht zu erkunden. Unter dem Motto "Eine Führung zum Fürchten - der Wiener Zentralfriedhof bei Nacht" lädt die Friedhofsverwaltung noch bis 2. November zu zweistündigen Spaziergängen durch Wiens größten Gottesacker im Dunkeln ein. Die Veranstalter versprechen ein "Gänsehaut-Feeling" und "Geschichten, die die Haare zu Berge stehen lassen". Neben schaurig-schönen und auch skurrilen Erzählungen erfährt der Besucher auch Wissenswertes über die Entstehung des Friedhofs, über die Bestattungskultur in Wien und das eine oder andere Detail aus dem Alltag eines Totengräbers.
Mit dem Angebot wolle man dem besonderen Verhältnis der Wiener und Wienerinnen zum Tod Rechnung tragen. Werde dieser anderswo verdrängt, gehöre er in Österreichs Bundeshauptstadt zum Leben und den Menschen dazu, heißt es auf der Website der Wiener Friedhöfe. Der Zentralfriedhof sei deshalb nicht nur Erinnerungsstätte, sondern biete auch Raum für Spaziergänge, sportliche Tätigkeiten und habe einen musealen Charakter.
Der Zentralfriedhof ist mit 2,5 Quadratkilometern Österreichs größte Friedhofsanlage. Rund drei Millionen Menschen wurden dort seit der Eröffnung im Jahr 1874 bestattet. Heute verwaltet die Stadt Wien über 330.000 aktive Gräber - darunter rund 1.000 Ehrengräber - auf der im Südosten der Stadt gelegenen Friedhofsanlage. Die einzelnen Sektionen auf dem Areal, die eine eigens für den Friedhof eingerichtete Buslinie miteinander verbindet, gleichen einem morbiden Themenpark: Vom Babyfriedhof in der Gruppe 35D, wo Kleinkinder begraben sind, deren Bestattung nicht von den Eltern veranlasst wurde, bis hin zur Anatomie in der Gruppe 26, die jener Menschen gedenkt, die ihre Körper der medizinischen Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben.
Der Zentralfriedhof lockt das ganze Jahr über auch Touristen an, die wegen der zahlreichen Ehrengräber kommen. Die Liste der Musik-, Kunst-, Literatur- und Wissenschaftsgrößen, die auf Europas zweitgrößtem Friedhof begraben sind, liest sich wie das "who is who" der jeweiligen Szene: Beethoven, Brahms, praktisch die gesamte Familie Strauss, Schubert und Arnold Schönberg als Vertreter der Wiener Klassik bis zur Moderne der Orchesterkomposition. Friedrich Torberg und Arthur Schnitzler liegen nebeneinander in der Israelitischen Sektion. Aber auch Jean Amery, Franz Antel, HC Artmann, Alban Berg, Ludwig Bolzmann, Johann Nestroy, Fritz Wotruba oder Hildegard Burjan habe ihre letzte Ruhestätte am Zentralfriedhof, den Austropopstar Wolfgang Ambros in einem seiner Lieder "hochleben" lässt.
Quelle: kathpress