Lene Mayer-Skumanz: "Neue Tradition religiöser Kinderliteratur"
Lene Mayer-Skumanz hat Kinder und Jugendliche mit ihren Fragen - auch den religiösen - stets ernst genommen "und literarisch ernsthaft darauf geantwortet": Mit diesen Worten hat Heidi Lexe, Leiterin der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur ("STUBE") der Erzdiözese Wien, die österreichische Schriftstellerin anlässlich deren 80. Geburtstag am 7. November gewürdigt. Mayer-Skumanz habe in ihren zahlreichen Büchern "stets die entsprechende Form gefunden, um über kindliche Religiosität zu sprechen. Und hat diesem Sprechen eine adäquate Sprache verliehen", erklärte die Germanistin und Lehrbeauftragte an der Universität Wien am Mittwoch gegenüber "Kathpress".
Das Bild der religiösen Kinder- und Jugendliteratur habe sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Gesellschaftliche, mediale, ökonomische und ökologische Entwicklungen erfolgten immer rascher, wies Lexe hin, "und die Frage danach, wie mit ihnen umgegangen werden kann, bezieht immer auch implizit religiöse Aspekte und ethische Positionierungen mit ein". Den literarischen Weg dafür habe eine Generation von Autorinnen bereitet, die existenzielle Fragen in ihren Kinder- und Jugendbüchern nicht ausgeblendet hat: Wie Mira Lobe, Käthe Recheis oder Renate Welsh habe Lene Mayer-Skumanz als dieser Generation angehörige Autorin "ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass Kinder und Erwachsene in ein und derselben Welt leben".
Auf Verniedlichungen und "bunt bebilderte Unterweisungsliteratur" habe die Jubilarin dabei verzichtet. Vielmehr habe Mayer-Skumanz eine neue Tradition religiöser Kinderliteratur mitbegründet, "die durch die Unmittelbarkeit ihrer Sprache und ihre unaufdringlichen Botschaften eine kindliche Gottesbeziehung ausformuliert und durch unterschiedliche literarische Angebote unterstützt hat", erklärte Lexe.
Die sprachliche Qualität ihrer Gebetbücher, neu erzählten Bibel- und Heiligengeschichten, Bilderbuchtexte oder Kinderromane habe Mayer-Skumanz dabei immer mit religionspädagogischen Aspekten verbunden. Sie habe "ihre Bücher nicht an den Kindern vorbei gestaltet", sondern sie aus deren alltäglicher Erfahrungen heraus entstehen lassen - und sie damit auch wieder mitten in diesen kindlichen Alltag hineingestellt. Als Generationen überdauerndes Beispiel dafür nannte die Expertin "Ein Löffel Honig", eine Geschichte über die Vorbereitung auf die Erstkommunion, die kürzlich im Verlag Tyrolia neu aufgelegt wurde.
"Kinder theologisch nie unterfordert"
Theologisch habe Lene Mayer-Skumanz Kinder "nie unterfordert", so Lexe weiter. Die Schriftstellerin habe ihre Bücher in den Kontext nachkonziliarer Theologie gestellt und ihrem jungen Lesepublikum auch komplexere theologische Überlegungen zugemutet. "Der Glaube wurde dabei immer zur Grundlage von Verantwortung - für sich selbst, für den Nächsten, für die Welt", schloss Lexe.
Lene Mayer-Skumanz wurde am 7. November 1939 in Wien geboren. Sie maturierte am Ordensgymnasium St. Ursula und studierte danach Germanistik und Altphilologie. Nach Tätigkeiten als Lehrerin und Redakteurin der kirchlichen Kinderzeitschrift "Weite Welt" lebt sie seit 1965 als freie Schriftstellerin mit dem Schwerpunkt religiöse und historische Kinder- und Jugendliteratur. Einige der bekanntesten Titel von Mayer-Skumanz sind "Geschichten vom Bruder Franz" (1980), "Jakob und Katharina" (1981), "Wenn du meinst, lieber Gott" (1987) und das zusammen mit Helmut Krätzl und Martin Gutl verfasste Buch zur Firmung "Begeisterung kennt keine Grenzen" (2000). Mayer-Skumanz wurde mehrfach mit dem Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet und 1990 mit dem Berufstitel "Professor" geehrt.
Quelle: kathpress