Kirchliche Initiative gegen Altersarmut von Frauen
Mit einer Aktion, die auf das zunehmende Problem der Altersarmut von Frauen aufmerksam macht, haben Vertreterinnen kirchlicher Organisationen am Montag einen Kontrapunkt mitten in der Geschäftigkeit des Einkaufszentrums "The Mall" in Wien Mitte gesetzt: Unter dem Motto "Der Kuchen muss gerecht verteilt werden" lud die ökumenische Plattform "alt.arm.weiblich" anlässlich des Welttags der Armen (17. November) zu einem Würfelspiel, das biographisch bedingte Umstände veranschaulichte, die hinter der Finanznot vieler betagter Frauen stecken. Trotz guter Ausbildung würden Kindererziehungszeiten, Phasen von Arbeitslosigkeit oder Scheidungen oft zu Armut im Alter führen, erklärte Renate Moser, Organisatorin und Verantwortliche für Seniorenpastoral in der Erzdiözese Wien.
Erfahrungen aus der Praxis kirchlicher Arbeit würden zeigen, dass immer mehr Frauen im Alter arm sind oder dass sie gefährdet sind, es eines Tages zu werden, wies Moser im Gespräch mit "Kathpress" hin. Altersarmut betreffe jede zehnte Person in Österreich, Frauen seien jedoch dreimal häufiger betroffen als Männer. Kein Wunder, bekommen Frauen doch um durchschnittlich 40 Prozent weniger Pension als Männer. Mit der Aktion zwischen 11 und 13 Uhr in dem Wiener Shopping-Center, bei der Würfelglück über die Größe des damit erspielten Kuchens entscheidet, wolle die ökumenische Plattform "alt.arm.weiblich" auf sozialpolitischen Handlungsbedarf hinweisen und zum Nachdenken anregen, wie Moser sagte.
Der Initiative der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese Wien - die mit ihrer Seniorenpastoral, der Kontaktstelle für Alleinerziehende und der Plattform WIGE für Geschiedene und Wiederverheiratete vertreten ist - haben sich auch die evangelische Stadtdiakonie Wien und die kirchliche Bildungsinitiative Anima angeschlossen, zudem kommt Unterstützung von der Katholischen Frauenbewegung und dem Katholischen Bildungswerk. Erstes Ziel ist es laut Renate Moser, Armutsbetroffene aus der sozialen Isolation herauszuholen und dabei Hemmschwellen aus Scham zu überwinden. Pfarren seien hier als Orte sozialer Einbindung enorm wichtig; die Seelsorge-Fachfrau wies auf den Umstand hin, dass viele Pfarrcafés von Frauen frequentiert würden, die sich einen Kaffeehausbesuch nicht leisten können.
"Geschichten, die das Leben schrieb"
Auf der Website www.altarmweiblich.at finden sich "Geschichten, die das Leben schrieb", konkret Fallbeispiele von betroffenen Frauen wie der 67-jährigen Hannelore: Die geschiedene Mutter dreier erwachsener Kinder und Oma von vier Enkelkindern lebt mit ihrer Katze in einer kleinen Genossenschaftswohnung in Wien-Favoriten. Sie ist keine Mindestpensionistin, ihre monatliche Pension beträgt dennoch nur 980 Euro. "Strom- und Gaspreise haben sich verdoppelt, das spüre ich bei jeder Abbuchung", wird Hannelore auf der Website zitiert. Auch die teuren Rezeptgebühren reißen eine Lücke ins Haushaltsgeld. Zum Friseur gehe sie nur einmal im Jahr, neues Gewand habe sie sich zuletzt gekauft, als sie noch als Bürokauffrau in einem kleinen Familienunternehmen arbeitete. "Frisches Obst und Gemüse kaufe ich nur, wenn ich meine Enkel bei mir habe", sagt sie. Doch über ihre Situation redet Hannelore, wie sie zugibt, mit ihren Kindern lieber nicht.
Prominente Frauen wie Erika Pluhar, Margit Fischer oder Barbara Stöckl bezeichnen Situationen wie jene Hannelores als beschämend und menschenunwürdig und fordern politisches Gegensteuern ein. Der Wiener Weihbischof Franz Scharl bezeichnete den Kampf gegen die Ursachen von Armut und Ausgrenzung als wichtig; es müsse die Kooperation von Wirtschaft und Sozialstaat gestärkt und weiterentwickelt werden, so seine Forderung.
Die Website bietet weiters hilfreiche Links zum Thema "Unterstützungen im Alter", Sozioökonom Lukas Richter von der WU Wien informiert über Zahlen zur Altersarmut in Österreich. (Link: www.altarmweiblich.at)
Graz: Benefizabend gegen Frauenarmut
Das Orpheum Graz (Orpheumgasse 8, 8010 Graz) ist am 20. November um 20 Uhr Schauplatz eines Benefizabend der Gruppe "VinziHelp" gegen Frauenarmut. Seit 2004 setzt sich diese kirchliche Gemeinschaft für Frauen in Notlagen ein, dieses Jubiläum nehmen Künstler wie Karl Merkatz, Christof Spörk, die BlöZingers oder Jörg Martin Willnauer zum Anlass für Auftritte unter dem Titel "MitBedacht - die VinziNacht". Der Erlös kommt zur Gänze den Bedürftigen zugute.
"VinziHelp" hat es sich laut einer Ankündigung der Diözese Graz-Seckau zur Aufgabe gemacht, Frauen in den unterschiedlichen Formen von Not zu unterstützen - "speziell dann, wenn von anderen Stellen die nötige Hilfe nicht mehr gewährt werden kann". Betroffene würden sowohl rechtlich als auch finanziell unterstützt.
Quelle: kathpress