Wien: 13. Literaturpreis Ohrenschmaus vergeben
Zum bisher 13. Mal ist am Montagabend der Literaturpreis "Ohrenschmaus" vergeben worden. Unter der Schirmherrschaft von Felix Mitterer wurden in der Ovalhalle des Wiener Museumsquartiers aus 111 eingesandten Texte von Autoren mit Lernschwierigkeiten und Schreibtalent die besten drei Texte ausgezeichnet. Die Werke überzeugten durch ihre Einzigartigkeit und Qualität und begeisterten die Jury wie auch das Publikum, heißt es in einer Aussendung der Caritas Österreich vom Dienstag zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung (3. Dezember).
"Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig. Der Text ist wie ein gemaltes Bild. Emotionen werden nicht 'beschrieben', sondern entstehen im Leser. Zwischen den Zeilen schweben sie. Magisch", hieß es in der Laudatio von Ohrenschmaus-Jurymitglied Barbara Rett für die Autorin Sandra Holzreiter und deren Siegertext "Der Bub". Weitere Preise gingen auch an auch Gert Baumgartner mit seinem Text "Franziska und die Waschmaschine" sowie Cornelia Pfeiffer mit ihrem Text "45 Jahre in einer Einrichtung", deren Werke die Schauspieler Gregor Seberg und Chris Pichler vortrugen.
Inhaltlich ging es bei den Texten heuer um Liebe, Politik, Umwelt sowie Behinderungen. Die Entscheidung über die mit insgesamt 3.000 Euro dotierten Preise fällte eine Jury, der neben Rett auch weitere namhafte Persönlichkeiten der Kulturszene angehörten, darunter Franzobel, Eva Jancak, Heinz Janisch, Ludwig Laher und Schirmherr Felix Mitterer. Partnerorganisationen waren Caritas, Diakonie, Jugend am Werk, Lebenshilfe und Vienna People First, die inklusiven Moderatoren Dani Linzer und die frühere Ohrenschmaus-Preisträgerin Ruth Oberhuber. Die künstlerische Einlage stammte von der inklusiven Tanzgruppe "T21BÜNE - Das Ensemble".
Wie Franz-Joseph Huainigg, der Initiator des Literaturpreises, hervorhob, präsentiere der "Ohrenschmaus" nicht nur Texte von Menschen mit Lernbehinderung, sondern lasse gleichzeitig auch alle, die selten mit behinderten Menschen Berührung kommen, in eine ihnen noch unbekannte Welt blicken. "Die literarische Herangehensweise an das Thema Inklusion ermöglicht es ganz einfach Berührungsängste abzubauen", so der Kinderbuchautor, Medienpädagoge und ÖVP-Behindertensprecher.
Diakonie: Digitalisierung muss ankommen
In einer eigenen Pressekonferenz mahnte die evangelische Diakonie zum "Tag der Menschen mit Behinderungen" Verbesserungen für Menschen mit Sprachbehinderungen ein. Ein Rechtsanspruch auf assistierende Kommunikationstechnologie sei ebenso nötig wie die Errichtung einer zentralen Anlaufstelle und eine Überholung des bereits auf das Jahr 1994 zurückdatierenden Hilfsmittelkatalogs, appellierte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Von den vielen Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe durch die Digitalisierung könnten Menschen mit Behinderung oft kaum Gebrauch machen.
Der Zugang zu Förderungen sei zudem aktuell in jedem Bundesland anders geregelt, erklärte Moser. Daher sei es wichtig, als ersten Schritt eine zentrale Anlaufstelle für alle Betroffene - einen One-Stop-Shop - zu schaffen. Tatsächlich hätte es auf ministerieller Ebene entsprechende Pläne schon 2017 gegeben, die seien mit dem Regierungswechsel und dem Beginn der türkis-blauen Koalition aber wieder auf Eis gelegt worden. 2018 habe dann das Sozialministerium angekündigt, eine Lösung zu finden, bei der sich Betroffene ab Mitte 2019 nur mehr an eine Stelle wenden hätten müssen. In Folge des Ibiza-Skandals wurde auch das nichts.
Quelle: kathpress