Steindl-Rast: Unter "Gott" wird oft etwas Falsches verstanden
Viele Menschen verstehen unter dem Wort "Gott" etwas Falsches oder wollen es gar nicht verwenden. Darauf hat der Benediktiner David Steindl-Rast in der aktuellen Ausgabe (50/2019) der "KirchenZeitung" der Diözese Linz hingewiesen. Einen Ausweg sah der 1926 in Wien geborene Ordensmann darin, z.B. den Begriff Lebensvertrauen statt Gottesvertrauen zu verwenden. Beides meine letztendlich dasselbe und weise auf Gott und dessen "göttliches Geheimnis" hin. Kurz vor Weihnachten seien es auch die Volksbräuche und Rituale, die den Menschen "Festigkeit" geben. Voraussetzung sei jedoch, dass man sie pflegt und belebt, dann könnten sie helfen "langsam wieder in das Spirituelle hineinzukommen".
In seinem neuen Buch "99 Namen Gottes" setzt sich der Pionier des interreligiösen Dialogs aktuell mit den verschiedenen Namen Gottes im Islam auseinander und versucht als Brückenbauer zu einer Verständigung zwischen den Religionen beizutragen. Der Islam und das Christentum seien sich näher als gedacht, so Steindl-Rast. Als Beispiel führte er die Gottesnamen des Islam an, die auch für Christenheit eine Relevanz haben könnten.
Zu Namen wie "Der Schöpfer", der Erlöser oder "der Dankbare" könne auch ein Christ Meditationen anstellen, um sich dem Geheimnis Gottes zu nähern, meinte der Eremit. Steindl-Rast widmet sich in seinem neuen Buch auch "irreführenden" Gottes-Namen, wie "der Zurückweisende" oder "der Verweigerer". Auch diese Bezeichnungen könnten in Menschen ein "Echo auslösen" und wären Teil des "namenlosen Geheimnisses" Gottes, das nur schwer zu fassen sei, führte der 93-Jährige aus.
Dankbarkeit als Schlüsselbegriff
Er persönlich stehe dem Gottes-Namen "der Dankbare" sehr nahe. Denn die "Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Freude", so der Benediktinerbruder, der u.a. die Website "gratefulness.org" und "dankbar-leben.org" mitbegründet hat. Speziell in einer Gesellschaft, "die von Furcht getrieben ist" brauche es eine positive Haltung gegenüber dem Leben. Angst wiederum sei im Leben unvermeidlich, meinte Steindl-Rast, der 1953 in die USA emigrierte und dort in das Benediktinerkloster Mount Saviour eintrat.
Damit sich aber Angst nicht in Furcht umwandle brauche es Vertrauen:
Das ist die wichtigste Entscheidung, die man trifft. Nicht ein für alle Mal, leider, sondern immer wieder werde ich vor die Entscheidung gestellt, vertraue ich jetzt dem Leben oder fürchte ich mich.
Selbst schwierige Situationen könne man dadurch als "Geschenke" wahrnehmen.
Als hilfreich nannte Steindl-Rast dabei den Merksatz "Stop. Look. Go.", den bereits Kinder beim Einüben sicherer Straßenüberquerungen erlernen: "'Stop' - innehalten, sonst ist die Gelegenheit vorbei; 'Look' - schauen, welche Möglichkeit bietet sich jetzt; und dann 'Go' - die Chance beim Schopfe packen." (David Steindl-Rast: 99 Namen Gottes. Tyrolia-Verlag, 2019, 216 Seiten, 22,95 Euro.)
Quelle: kathpress