Menschen mit Behinderung stärken Gemeinschaft
Menschen mit Behinderung sind für jede kirchliche Gemeinschaft ein großer Gewinn. Das ist die zentrale Botschaft des Wiener Dompfarrers Toni Faber in einem u.a. auf der Website der katholischen Kirche in Österreich veröffentlichten Podcast. Jeder Mensch mit Behinderung stärke eine Gesamtgemeinschaft, zeigte sich Faber in dem Interview überzeugt:
Das habe ich oft bei Familien festgestellt. Zuerst gibt es große Verwunderung und Sorge: 'Werden wir das schaffen?', nur um dann größere soziale Kompetenz zu erringen.
Als Beispiel verwies Faber auf zwei Angestellte im Stephansdom mit Behinderung. Kleineren Pfarren riet er, für Menschen mit Behinderung einen Umkreis durch achtsame, freiwillige Mitarbeiter zu schaffen. So werde die Sozialkompetenz der Gemeinschaft erhöht: "Da wachsen Menschen dann weit über sich hinaus."
Faber berichtete auch von Priestern mit Behinderung im Stephansdom. Ein invalider Priester habe im Krieg seine Hand verloren, ein anderer hatte zwei Beinamputationen. Dieser habe - auf seine Situation angesprochen - immer gesagt: "Ich habe es leicht, ich muss mein Kreuz nicht tragen, ich kann es mit dem Rollstuhl rollen." Da dieser die Stufen zu den Altären nicht überwinden konnte, baute man für ihn bei den Messen einen eigenen Altar in der richtigen Höhe auf. Faber:
Da wurde das Mikrofon in der entsprechenden Höhe aufgestellt und bei der Spende der Kommunion wurde jemand beauftragt, ihm zu helfen.
Was die Situation der Menschen mit Behinderung in Österreich angeht, sei bereits viel geschehen, so der Dompfarrer weiter in dem Interview. Jeder Dienst an einem kranken, alten behinderten oder eingeschränkten Menschen sei ein Anstoß, diese Welt noch deutlicher mit ihren Augen wahrzunehmen.
Leben als Geschenk sehen
Zu Wort kommen in der Podcast-Sendung auch Renate Trauner von der Behindertenseelsorge der Erzdiözese Wien und Markus Fiala, Leiter des Arbeitsforums "Christ und Behinderung", in dem sich Menschen mit Behinderung selbst organisieren. "Ich bin sicher, ich bin in Gottes Hand und kann nicht tiefer fallen", so Fiala wörtlich. Bei den Veranstaltungen des Forums seien Menschen mit verschiedensten Behinderungen dabei:
Sie kommen einfach, haben dann Gemeinschaft, reden und beten miteinander.
Oft sei es problematisch, für die Veranstaltungen barrierefreie Räum zu finden.
Das Forum wolle die frohe Botschaft, "dass die Menschen einen Herrn haben und dass der Glaube Halt gibt", unter Gleichgesinnten weitergeben. Fiala selbst war eine Frühgeburt mit einer schweren Erkrankung im Kopf. Die Ärzte gaben ihm höchstens 15 Jahre, inzwischen ist er 43. Seine Augen seien nun wieder schlechter geworden, außerdem habe er wahrscheinlich Multiple Sklerose, so Fiala:
Trotzdem habe ich den Ärzten bewiesen, dass sie nicht wissen, wie viel Zeit ich habe.
Renate Trauner ergänzte, es sei wichtig, dass jeder Mensch sein Leben als Geschenk sehe, egal mit welchen Talenten er ausgestattet worden sei. Dieser Mensch müsse spüren, dass er nicht alleine sei. Als Seelsorgerin sei es ihre Aufgabe, die Sorgen der Menschen ernst zu nehmen. In der Erzdiözese Wien gibt es die Gruppe "Faith 4 You & Me". Dabei handelt es sich um eine Gruppe, die sich alle vier bis sechs Wochen treffe. "Bei der Gruppe geht es auch darum, dass wir zu anderen Gemeinschaften gehen, um dort den Gottesdienst mitzugestalten und das Thema 'Glaube und Behinderung' in den Sonntagsgottesdienst einzubringen", betonte die Leiterin des Seelsorge-Fachbereichs für Menschen mit intellektueller und mehrfacher Behinderung.
Wir feiern gemeinsam die Heilige Messe und bekennen uns gemeinsam zu Jesus Christus.
Der von der ökumenischen Radio-Agentur "Studio Omega" produzierte Podcast kann auch unter https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie auf Itunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify nachgehört werden.
Quelle: kathpress