Linzer Diözesanreform kommt in entscheidende Phase
Die Linzer Diözesanreform geht am Samstag unter dem Motto "Kirche weit denken" in eine entscheidende Phase: So werden beim vierten "Diözesanforum" über 200 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Diözese im Schloss Puchberg in Wels über eine Empfehlung an Bischof Manfred Scheuer zum "Zukunftsweg" der Diözese beraten. Dabei geht es um die Frage, ob die Reform der Seelsorgestrukturen entlang des bereits erarbeiteten "Handbuchs zum Strukturmodell" erfolgen soll oder nicht. Die Letztentscheidung dafür liegt laut Kirchenrecht bei Bischof Scheuer selbst und wird bis Ende Februar erwartet. Sollte er sich für das Modell entscheiden, könnte der Startschuss zur Umsetzung der Pläne im Mai fallen; ein Abschluss des Projekts wäre somit frühstens 2024, spätestens 2026 möglich, teilte die Diözese mit.
Schon jetzt sei man im engen Austausch mit Rom und den entsprechenden vatikanischen Dikasterien, um über den Reformprozess zu informieren, berichtete Michael Kraml, Presssprecher der Diözese Linz im Gespräch mit "Kathpress". Bischof Scheuer und Generalvikar Severin Lederhilger werden sich noch im Februar, nach dem Diözesanforum, nach Rom begeben, um dort persönlich über die Pläne der Strukturreform zu berichten und die weitere Vorgangsweise zu besprechen. Dazu zähle u.a. die Ausarbeitung eines Gesetzestextes auf Vorlage des "Handbuchs zum Strukturmodell", so Kraml.
Einen Vergleich mit dem gescheiterten Strukturprozesses in der deutschen Diözese Trier lies der Pressesprecher der Diözese Linz - wie ihn etwa die "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) in der aktuellen Ausgabe (Donnerstag) gezogen haben - nicht gelten. Voraussetzungen, Ablauf sowie Kommunikationsstrukturen seien vollkommen unterschiedlich, meinte Kraml. So werde die Diözese Linz - im Gegensatz zu Trier - dem Vatikan keinen fertigen Gesetzestext über eine Strukturreform vorlegen, sondern "ein Handbuch mit Vorschlägen". Zudem habe die Diözesanleitung versucht, den Vatikan über die Entwicklungen und Prozesse so gut wie möglich zu informieren, betonte Kraml.
Zudem seien Kritik und Veränderungsvorschläge seit dem Start des Prozesses Anfang 2018 bei knapp 90 Resonanztreffen in allen Dekanaten, mit allen kirchlichen Berufsgruppen und unter Einbindung der Ordensgemeinschaften sowie bei Diözesanforen gesammelt und eingearbeitet worden. Dabei gab es u.a. Nachschärfungen in puncto Rollendefinitionen von Ehren- und Hauptamtlichen sowie Priestern, erklärte Kraml.
Zukunftsweg mit Seelsorgeteams
Der sogenannte "Zukunftsweg" der Diözese Linz sieht u.a. eine Neugliederung der Pfarren vor: Derzeit sind die 487 Pfarren der Diözese in 39 Dekanaten zusammengefasst. An deren Stelle sollen etwa 40 "Pfarren" gebildet werden, die sich aus mehreren "Pfarrgemeinden" und anderen "pastoralen Knotenpunkten" zusammensetzen.
Die an die Stelle der bisherigen Dekanate aufrückenden Pfarren sollen von einem Pfarrvorstand geleitet werden, der aus dem Pfarrer, dem Pastoralvorstand und dem Verwaltungsvorstand besteht. Durch die Neustrukturierung sollen die "Pfarrgemeinden" von Pfarrer und Pfarrvorstand, aber vor Ort von Seelsorgeteams, denen Priester, hauptamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen und ehrenamtlich Engagierte angehören, geleitet werden.
Einwände zum neuen Modell komme laut Linzer "KirchenZeitung" (aktuelle Ausgabe) von Seiten einer "Priesterinitiative". Deren Hauptkritikpunkt sei vor allem die vorgesehen Leitung der Pfarren durch ein Dreierteam, bestehend aus Pfarrer in Verbindung mit zwei hauptamtlichen Laien. Allerdings sei im Handbuch bereits klargestellt, dass die Gesamtleitung der Pfarren laut Kirchenrecht dem Pfarrer zukomme, er aber Aufgaben an die beiden hauptamtlichen Seelsorger übertragen könne, so die "KirchenZeitung".
Zu Beginn des Strukturprozesses sollen sogenannte "Pionierpfarren" in einem Vorbereitungsjahr erste Erfahrungen sammeln und von bereits bestehenden Seelsorgeteams lernen. Erst dann folgen weitere Pfarrgemeinden. Die "Pionierphase" folge dabei dem Prinzip der Freiwilligkeit und gebe es keine "einseitige Bestimmung von 'oben'", so die "KirchenZeitung". (Infos: www.dioezese-linz.at/zukunftsweg)
Quelle: kathpress