Zsifkovics weiht Ex-Wirtschaftsprüfer zum Kalasantiner-Priester
Die erste Priesterweihe des Jahres 2020 in Österreich hat der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics am Samstag in Wien vorgenommen: Der aus dem burgenländischen Oberwart stammende P. Matthias Gabriel, Mitglied der Kongregation der Kalasantiner, wurde in der Kalasantinerkirche in Rudolfsheim-Fünfhaus zum Priester geweiht. P. Gabriel ist Spätberufener und war zuvor Wirtschaftsprüfer in einer großen Kanzlei, heißt es in einer Mitteilung der Diözese Eisenstadt, wo der Neugeweihte zuletzt in der Dompfarre als Diakon wirkte und auch künftig eingesetzt wird.
Gabriel habe lange Zeit "zwei Welten in seinem Leben vereint", ist der Mitteilung zu entnehmen. Zugleich Pfarrgemeinderat und Organist in Oberwart, Mitglied einer Gebetsgruppe und fast täglicher Messbesucher, habe er in Wien Betriebswirtschaft studiert und anschließend als Wirtschaftsprüfer begonnen. Der Job sei gut bezahlt, reich an Dienstreisen und auch an langen Arbeitstagen - "oft bis 23 Uhr" - gewesen, was der Neupriester rückblickend als lehrreiche und die Persönlichkeit formende Zeit beschreibt. "Man lernt, das Schwere auszuhalten und nicht zu jammern."
Trotz auch guter Einbindung in die Kollegenschaft habe er jedoch mit 30 Jahren gemerkt, "die Arbeit war nicht meine Berufung", wie P. Gabriel erklärte.
Mein Gedanke war: Du bist alleinstehend, dreißig Jahre alt und am liebsten betest du. Also: eins und eins ist zwei.
2012 kündigte er und trat bei den Kalasantinern, zu denen er schon lange Kontakt pflegte, ins Kloster ein, fasziniert vom Wirken der Gemeinschaft in der Glaubensverkündigung auch auf der Straße. Zu schaffen gemacht habe ihm allerdings das Armutsgelübde: Als ehemaliger Wirtschaftsprüfer gute Hotels gewohnt, sei er nun genötigt, "um Geld für den Kauf einer Haube zu fragen".
Er wolle die Kirche als etwas Positives erlebbar machen, "als etwas, das Freude macht, und den Glauben nicht als Zwang, sondern als etwas Sinnstiftendes", so das Anliegen des Ordensmannes. Primizmessen von ihm waren u.a. für den 26. Jänner um 9 Uhr im Eisenstädter Martinsdom und sowie für den 2. Februar um 10 Uhr in seiner Heimatgemeinde Oberwart angesetzt.
Der Kalasantinerorden wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert vom 1998 seliggesprochenen "Arbeiterapostel" P. Anton Maria Schwarz (1852-1929) als Antwort auf die seelische und soziale Not der Lehrlinge in der Großstadt gegründet. Tätigkeitsgebiete sind in heute in Österreich die Arbeiterseelsorge, der Religionsunterricht in Berufsschulen, die außerschulische Seelsorge, Jugendevangelisation und die Leitung von Pfarren, darunter u.a. in Wien die Kalasantinerkirche und ein Kloster im 14. Bezirk oder auch seit 2014 die Eisenstädter Dompfarre. Weitere Gründungen gab es in Deutsch-Göritz und Wolfsgraben, Blumau, Wiener Neustadt und Klagenfurt. Auf die Kalasantiner geht auch die "Jüngergemeinschaft" zurück. (Infos: www.kalasantiner.at)
Quelle: kathpress