Stichwort: Diözese Gurk-Klagenfurt
Die Diözese Gurk-Klagenfurt wurde im 11. Jahrhundert gegründet und ist nach Salzburg die zweitälteste Diözese in Österreich. Ihr Territorium gehört zur Kirchenprovinz Salzburg und umfasst heute das Bundesland Kärnten. Der südliche Teil des Diözesangebiets wird neben einer deutschsprachigen Mehrheit auch von Kärntner Slowenen besiedelt. Aus diesem Grund sind die zentralen Diözesanstrukturen zweisprachig (Deutsch, Slowenisch) angelegt.
Laut den zu Jahresbeginn veröffentlichten aktuellen Zahlen sind 356.920 Kärntnerinnen und Kärntner römisch-katholisch. Das sind 63,6 Prozent der Gesamtbevölkerung Kärntens. Für ihre geistliche Betreuung in 336 Pfarren (mit insgesamt 700 Filialen) innerhalb von 23 Dekanaten stehen 212 Diözesanpriester, 42 Ordenspriester und 59 ständige Diakone zur Verfügung. In 38 Ordensniederlassungen und klösterlichen Gemeinschaften leben 42 Ordenspriester, 6 Ordensbrüder und 179 Ordensschwestern.
Die Seelsorge und Verwaltung wird unterstützt von 392 angestellten Laienmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, darunter 63 Pastoralassistenten bzw. Pastoralhilfen, sowie von über 15.000 ehrenamtlich Mitwirkenden, darunter ca. 3.000 Männer und Frauen in Pfarrgemeinderäten.
Zweisprachige Diözese
Von den 336 Pfarren der Diözese sind 69 Pfarren im Süden Kärntens zweisprachig. Die Formen der Zweisprachigkeit sind in diesen Pfarren vielfältig und reichen von vorwiegend Deutsch bis vorwiegend Slowenisch. Vereinzelt gibt es auch einsprachige bzw. sprachlich getrennte Gottesdienste. Bei der letzten Volkszählung 2001 haben 13.109 Kärntner Slowenisch als ihre Umgangssprache angegeben. Von den Diözesan- und Ordenspriestern sind 47 zweisprachig. Aus den zweisprachigen Pfarren berichtet insbesondere die slowenische Kirchenzeitung "Nedelja". Sie wurde 1926 von slowenischsprachigen Priestern gegründet und ist damit die älteste Wochenzeitung der Kärntner Slowenen.
Bischof Marketz betonte in seinem ersten öffentlichen Statement bei seiner Antrittspressekonferenz am 6. Dezember 2019: "Ich werde Bischof einer zweisprachigen Diözese sein, was ich seit jeher als großen Reichtum empfinde." In der zweiten Kärntner Landessprache Slowenisch fuhr er fort: Die Kirche dürfe sich "für Gerechtigkeit und Versöhnung nicht verschließen", da darin eine "große Kraft" liege. "Mir ist wichtig, die slowenische Sprache zu verwenden", betonte Marketz. Er wolle damit aber nicht Politik machen. Menschen sollten in ihrer Muttersprache "einfach reden, beten und singen können".
Schwerpunkte in der Diözese
Schwerpunkte und längerfristige Diözesanprojekte sind die unmittelbar nach der "Wallfahrt der Völker" in Mariazell (23. Mai 2004) begründete Diözesanpartnerschaft mit der Erzdiözese Sarajevo und die nachhaltige Erneuerung des kirchlichen Pilgerwesens in der Diözese Gurk durch die Errichtung des Länder und Völker verbindenden Hemma-Pilgerweges nach Gurk, begleitet von einer entsprechenden theologischen, geistlichen und religiösen Grundlegung und Betreuung.
Der Landespatron von Kärnten ist der Heilige Josef (Festtag am 19. März), der Schutzheilige der Diözese ist Johannes der Täufer (24. Juni), die Heilige Hemma von Gurk (27. Juni) ist die Landesmutter.
Historischer Streifzug
Die Diözese Gurk-Klagenfurt wurde 1072 als erstes der Salzburger Eigenbistümer gegründet. Sitz des Bischofs war Gurk in Kärnten, wo die Gräfin Hemma von Gurk in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein später aufgelassenes Nonnenkloster (Stift Gurk) gestiftet hatte. Hemma gilt daher als eine der Gründerinnen der Diözese.
Im Rahmen der josephinischen Kirchenreformen wurde 1787 der Bischofssitz nach Klagenfurt verlegt und das Bistum erheblich vergrößert. Seit 1859 decken sich die Diözesangrenzen Gurks mit jenen des Bundeslandes Kärnten.
Seit der Ernennung von Alois Schwarz am 1. Juli 2018 zum Bischof von St. Pölten, davor seit 2001 Bischof von Gurk-Klagenfurt, herrschte in der Diözese Sedisvakanz. Zunächst war Dompropst Engelbert Guggenberger nach einer Wahl des Domkapitels als Diözesanadministrator tätig; knapp ein Jahr später ernannte Papst Franziskus Militärbischof Werner Freistetter zum Apostolischen Administrator der Diözese. Am Dienstag, 3. Dezember, folgte die Ernennung von Josef Marketz zum neuen Bischof der Diözese durch Papst Franziskus. Die Bischofsweihe des bisherigen Kärntner Caritasdirektors erfolgt am 2. Februar 2020.
Der Weggang von Bischof Schwarz war von Konflikten begleitet. Ihm wurden vor allem Verfehlungen im wirtschaftlichen Bereich des Bistums Gurk, dem größten bischöflichen Mensalgut in Österreich, aber auch in der persönlichen Lebensführung vorgeworfen, was Schwarz aber stets bestritt. Zur kirchlichen Klärung der Situation wurde der Salzburger Erzbischof Franz Lackner als zuständiger Metropolit von Papst Franziskus zum Apostolischen Visitator für die Diözese Gurk ernannt. Der Bericht über die von Mitte Jänner bis Mitte März 2019 durchgeführte Visitation erging daraufhin unveröffentlicht an die vatikanische Bischofskongregation. Daneben gibt es strafrechtliche Untersuchungen gegen Bischof Schwarz, die inzwischen teilweise eingestellt, aber noch nicht abgeschlossen sind.
Website der Diözese Gurk-Klagenfurt
Quelle: kathpress