Chalupka "verwundert" über Kultusministerin Raab
"Verwundert" über Äußerungen von Kultusministerin Susanne Raab zum Karfreitag hat sich der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka gezeigt. Diese hatte in der Ö1-Sendung "Praxis - Religion und Gesellschaft" am Mittwoch ihr Interesse an einem Dialog mit den Religionsgesellschaften unterstrichen, gleichzeitig aber die evangelischerseits kritisierte geltende Karfreitagsregelung bekräftigt. Die Dialogbereitschaft Raabs sei zu begrüßen, so der Bischof, "wir freuen uns darauf und haben sie deswegen auch schon zu einem Gespräch eingeladen". Er sei jedoch "verwundert, dass - bevor noch der Dialog starten kann - die Ministerin medial der Evangelischen Kirche ausrichtet, dass über die missglückte Karfreitagsregelung kein Dialog möglich erscheint".
Wenn jemandem - wie die Ministerin versicherte - das Kreuz ganz wichtig sei, dann dürfe auch "der Karfreitag als jener Tag, an dem die Christenheit der Zerbrechlichkeit des Menschen gedenkt, nicht zur Privatsache erklärt werden", hielt Chalupka in einer Aussendung des Evangelischen Pressedienstes (epdÖ) vom Donnerstag fest. Er nahm damit Bezug auf die von der früheren ÖVP-FPÖ-Regierung beschlossenen Regelung, den davor für Protestanten arbeitsfreien Karfreitag zu einem persönlichen Feiertag zu machen, der aus dem Urlaubskontingent genommen werden muss.
Chalupka erinnerte daran, dass die evangelische Kirche dem nie zugestimmt habe. Im Oktober hätten die betroffenen Kirchen - Lutheraner, Reformierte, Methodisten und Altkatholiken - beim Verfassungsgerichtshof eine Prüfung des betreffenden Gesetzes ugiert. Bei der neuen Karfreitagsregelung orten diese Kirchen "Verfassungswidrigkeit in mehreren Punkten" und sehen einen massiven Eingriff in verfassungsgesetzlich gesicherte Grundrechte.
Karfreitagsdialog war für Kurz "sehr wichtig"
Der inzwischen wiedergewählte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte die aktuelle Regelung mit dem "persönlichen Feiertag" im September in einer Anfragebeantwortung an Chalupka als "möglichst nah an der bisherigen Regelung" bezeichnet. Es sei ihm bewusst, dass die Neuordnung "nicht ungeteilten Zuspruch erfahren habe", daher sei auch der fortgesetzte Dialog zu diesem Thema "sehr wichtig".
Die katholische Österreichische Bischofskonferenz akzeptierte die damals im Parlament beschlossene Regelung, "wodurch jeder in Österreich das Recht hat, den Karfreitag als persönlichen Feiertag zu begehen". Zum davor vorgebrachten Regierungsvorschlag eines "halben Feiertags" für alle hielt Generalsekretär Peter Schipka fest, dass dieser Vorschlag nicht ganz im Sinne der Evangelischen sei, obwohl diese Variante sogar eine Besserstellung für alle Katholiken gebracht hätte. Dass Evangelische, Methodisten und Altkatholiken gegenüber der früheren Gesetzeslage etwas verloren, nannte die Bischofskonferenz "sehr bedauerlich". Diese Kirchen sollten den Karfreitag als Feiertag weiter behalten können.
Quelle: kathpress