Bei Pflegereform rasch Nägel mit Köpfen machen
Hilfsorganisationen wie Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz sehen die Zeit gekommen, bei der Pflegereform "rasch Nägel mit Köpfen zu machen". Anlass ist der Start der "Dialog-Tour" von Bundesminister Rudi Anschober. Bei dessen erster Station am Freitag im Haus der Barmherzigkeit in der Wiener Seeböckgasse forderte die "Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt" (BAG) - ein Zusammenschluss von Hilfsorganisationen mit Schwerpunkt Pflege und Sozialhilfe - den Ausbau von Pflege- und Betreuungsdiensten sowie die Entlastung von pflegenden Angehören. Diese bezeichnete Bernd Wachter, Generalsekretär der Caritas Österreich, als "größten Pflegedienst des Landes".
Dringend erforderlich sei zudem der Ausbau von zeitlich flexiblen Tagesbetreuungsangeboten sowie der Ausbau von Beratungs-, Unterstützungs- und Entlastungsangeboten. "Wir sind gespannt, wie flächendeckende Lösungen und deren Finanzierungsmöglichkeiten konkret aussehen", meinte Wachter hinsichtlich der von Anschober versprochenen "praxisorientierten Lösungen".
Die BAG schätze das Vorhaben Anschobers, Dialog auf Augenhöhe und Partnerschaft mit zivilgesellschaftlichen Organisationen pflegen zu wollen, sagte Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. Entscheidend sei aber letztlich das Ziel: eine Gesamtreform der Pflege mit konkreten Maßnahmen, Umsetzungszeitplan und Finanzierung.
Gefragt seien neben dem "bedarfsorientierten und gemeindenahen Ausbau" von Betreuungsplätzen aber auch gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Moser. Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerks Österreich, bezeichnete dies sogar als "Schlüsselfrage" einer gelingenden Pflegereform: "Wenn es uns nicht gelingt, zügig wirksame Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Personal in der Pflege zu setzen, dann werden wir massive Versorgungsprobleme bekommen."
Gemeinnützige Organisationen haben Mehrwert
Anders als kommerzielle Träger schütten Wohlfahrtsorganisationen etwaige Gewinne nicht an Eigentürmer oder Aktionäre aus, sondern investieren in den Ausbau und die Weiterentwicklung der Pflegeangebote. Dies trage auch positiv zum Gemeinwohl bei, so Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuz. Trotzdem brauche es eine "Stärkung der Zivilgesellschaft und der Selbsthilfekompetenz in der Pflege". Denn: "Für den Aufbau einer Sorgekultur braucht es dringend eine öffentliche Förderung für das Engagement von Freiwilligen und Angehörigen. Dieses Versprechen des Regierungsprogramms sollte rasch umgesetzt werden", sagte Opriesnig.
In der BAG arbeiten seit 1995 die großen Trägerorganisationen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe zusammen, um gemeinsame sozialpolitische Anliegen zu artikulieren sowie eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Arbeit privater gemeinnütziger Träger in Österreich zu erreichen. Themenschwerpunkte sind Pflege, Sozialhilfe, Armut, Integration und Kinderbetreuung.
Quelle: kathpress