Jäggle: Klimagerechtigkeit erfordert Reduktion von Gewalt
Auf den engen Zusammenhang von Klimakrise und Gewalt hat der Wiener Theologe Martin Jäggle bei einer Tagung der "Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie" hingewiesen. Wir hätten es heute nicht mit "Erderwärmung", sondern mit "Erderhitzung" zu tun, erklärte der seit langem im interreligiösen Dialog engagierte Jäggle, und auch: Der Energieverbrauch sei eine "Messgröße der Gewalt". Die Antwort der Religionen darauf müsse Verminderung von Gewalt auf allen Ebenen sein, Betonung der Artenvielfalt und Ehrfurcht vor allen Lebewesen. Anstelle einer auf Kapitalwachstum ausgerichteten Ökonomie müsse die Vision eines "guten Lebens für alle" treten, forderte der Theologe.
Die Klimafrage sei sowohl von den Kirchen als auch von der Sozialdemokratie lange Zeit "verschlafen" worden, kritisierte Jäggle. Im Schöpfungsglauben der Religionen - speziell der jüdischen Tradition - sehe er einen Ansatzpunkt, nicht alles auf Rentabilität und Nützlichkeit zu reduzieren. Der Schöpfung gerecht zu werden erfordere auch Muße, sagte der emeritierte Wiener Religionspädagogik-Professor. Der Sabbat und der Sonntag seien wichtig als Unterbrechung des Alltags und des Wirtschaftens.
Auf das Thema Gewalt ging auch der Bundesvorsitzende der ACUS, Matthias B. Lauer, ein. Die vielen Milliarden, die in Aufrüstung und Waffenhandel investiert werden, fehlten beim Klimaschutz. Gefordert sei von allen in Österreich, in Europa und global ein alternativer Lebensstil, der auch eine Frage der gerechteren Verteilung sei. Die derzeit diskutierte Arbeitszeitverkürzung betrachtet Lauer als wichtiges Instrument auch für die Umweltpolitik.
Ein Plädoyer für den EU-weiten Ausbau im Bereich der Eisenbahn sowie der Strom- und Datenleitungen hielt der Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Günther Sidl, der von Wien nach Brüssel bzw. Straßburg ausschließlich mit dem Zug fährt. Europaweite Koordination der Rüstung bzw. der Verteidigungspolitik sei der falsche Weg. Klimamaßnahmen gelte es mit Sozialpolitik zu verbinden, betonte Sidl, hochwertige Lebensmittel müssten auch für sozial Schwächere leistbar sein.
Matthias B. Lauer wurde beim Bundesseminar als ACUS-Vorsitzender wiedergewählt, er vertritt Österreich auch bei der "Internationalen Liga religiöser Sozialisten"; seine Stellvertreterin ist die Vorarlberger Medizinerin Maria Schimpfössl. Die 1951 gegründete Arbeitsgemeinschaft versteht sich als Zusammenschluss von Christinnen und Christen, "die aus ihrer religiösen Überzeugung heraus sich in der Sozialdemokratie engagieren", und zugleich als Initiative für den Dialog zwischen kirchlich und politisch Engagierten.
Quelle: kathpress