Glettler: Versöhnung ist Dauerauftrag für Kirche
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sieht Versöhnung als einen herausfordernden Dauerauftrag für die Kirche. Dabei gehe es um weit mehr als nur um ein frommes Thema, das mit ein paar Andachten oder Vorsätzen erledigt wäre. "Wir müssen umkehren und einer neuen, herzhaften Beziehung zu Gott und zu einem entschiedenen 'Ja' zum Leben - mit all seiner Schönheit und Brüchigkeit", schrieb der Bischof in seinem Fastenhirtenbrief. Nur durch Versöhnung gebe es neue Lebensqualität.
Dass die Kirche oftmals Menschen nur ihre Sünden vorgehalten habe, sieht Glettler als "beschämende Altlast". Das Befreiende der Frohen Botschaft Jesu sei dabei oft auf der Strecke geblieben und habe vielen damit auch den Zugang zum Bußsakrament verdorben. Vertrauen müsse deshalb behutsam wieder aufgebaut werden. Vor dem Hintergrund von Jesu Einladung "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!" sei ein klares Benennen von Schuld und Sünde notwendig wie auch heilsam.
Die unbedingte Zusage Gottes zum Menschen werde in der Bibel klar deutlich, unterstrich Glettler. Mit unüberbietbarer Deutlichkeit habe Jesus Gleichnis vom verlorenen Sohn, der aus selbst verschuldetem Elend heimkehrt und vom Vater mit größter Herzlichkeit empfangen wird, das "Ja" Gottes zum Menschen ausgedrückt. Glettler:
Wirkliche Versöhnung hat die Qualität dieser tiefen und von Herzen kommenden Umarmung. Sünde und Unversöhnlichkeit entstellen den Menschen, die Liebe bewirkt das Gegenteil.
Die am Beginn jedes Versöhnungsprozesses stehende Dankbarkeit schaffe eine Atmosphäre, die alle Lebensbereiche positiv verändern könne, fuhr der Innsbrucker Bischof fort. Nur Dankbarkeit befreie aus der unheilvollen Logik der Gier. Das Gegenteil, die lieblose Undankbarkeit, sei allerdings eine Hauptsünde der heutigen Wohlstandsgesellschaft. Viele Formen der Lieblosigkeit würden sich "still und leise" einschleichen. "Sie trüben unsere Beziehungen, machen uns gereizter, unverträglicher und nachtragend", so der Bischof.
Der wichtigste Motor auf dem Weg der Versöhnung sei hingegen die Freude. Ein versöhnter Mensch lebe gelassener und fröhlicher, "weil er seine eigenen Grenzen und Schwächen kennt und von Gottes Barmherzigkeit selbst überrascht wurde". Versöhnte Menschen fänden zu einem neuen Lebensstil. Glettler räumte allerdings ein:
Bei verhärteten Fronten kann das dauern. Auch Kränkungen brauchen Zeit, um ausheilen zu können.
Quelle: kathpress