Kirchenvertreter erfreut über neuen Oberrabbiner Engelmayer
Martin Jäggle, Präsident des Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit, hat sich über die Wahl von Jaron Engelmayer zum neuen Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien erfreut gezeigt. Der 43-Jährige sei in vielen Bereichen "sehr kundig" und "gesprächsbereit", sagte Jäggle am Dienstag gegenüber Kathpress. Der Kultusvorstand hatte den orthodoxen israelisch-schweizerischen Rabbiner am Montag einstimmig bestellt, berichtete der Koordinierungsausschuss auf seiner Homepage.
Mit August wird Engelmayer seinen Dienst als Gemeinderabbiner in Wien beginnen, einen Monat später wird er Oberrabbiner und damit Arie Folger nachfolgen, der im Sommer 2019 gekündigt hatte. Dem vorausgegangen war ein mehrmonatiger internationaler Auswahlprozess durch die Rabbinerfindungskommission, in der Delegierte aller im Kultusvorstand vertretenen Fraktionen mit Sitz und Stimme beteiligt waren.
"Wir, meine Familie und ich, haben uns herzlich willkommen und sehr wohlgefühlt", betonte Engelmayer auf die Frage nach seinen ersten Eindrücken von der Wiener jüdischen Gemeinde. "Angetroffen haben wir einen sehr schön besuchten und lebendigen Stadttempel. Man konnte den Besuchern anmerken, dass sie gerne kommen und mit großem Interesse den Gebeten und Reden folgen." Dass die Synagoge zu den Feiertagen besser besucht ist als unter dem Jahr, sieht er als "keine Wiener Spezialität", das sei vielerorts zu beobachten.
Mir als Rabbiner ist es natürlich ein besonderes Anliegen, dass sich die Besucher der hohen Feiertage von der Atmosphäre angesprochen fühlen und dass sie Lust bekommen, auch dazwischen immer wieder den Tempel aufzusuchen und darin ein bedeutendes und bereicherndes Erlebnis sehen.
Rabbiner Jaron Engelmayer wurde 1976 in Zürich geboren und wuchs hier auf. Er studierte in den USA an der Yeshiva University New York und in Israel, wo er auch den Militärdienst leistete, an der Jeschiwat Hesder in Ma'ale Adumin sowie am College Machon lehoraa Lifshitz in Jerusalem. 2002 wurde er durch das Oberrabbinat in Israel zum Rabbiner ordiniert - sowohl vom aschkenasischen als auch vom sefardischen Oberrabbiner Israels.
Nach seiner Ausbildung kehrte Rabbiner Engelmayer zunächst wieder nach Europa zurück und begann 2003 am Lehrhaus Lauder-Chorev-Midrascha in Frankfurt zu arbeiten. Von 2005 bis 2008 war er Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde Aachen. Anschließend betreute er bis 2015 die Synagogen-Gemeinde Köln als Rabbiner. Von 2008 bis 2015 war er zudem Mitglied im Vorstand und Beirat der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschlands. 2015 übersiedelte er erneut nach Israel: Dort war er bis zuletzt als Gemeinderabbiner in Karmiel tätig. Den Wechsel nach Israel begründete er unter anderem damit, dass es in Köln keine weiterführende jüdische Schule für seine Kinder gab.
Quelle: kathpress