Kirchenvertreter geben am Aschermittwoch Denkanstöße
Die Liebe als innere Einstellung zu sich selbst, zu Gott und zum Mitmenschen hat der Kärntner Bischof Josef Marketz bei der Aschermittwoch-Liturgie im Klagenfurter Dom ins Zentrum seiner Predigt gestellt. Sein Wahlspruch "Deus caritas est" (Gott ist die Liebe) sei "die große Herausforderung der Kirche auf dem Weg ihrer stets nötigen Umkehr und ihrer permanenten Erneuerung". Wer die nun angebrochene Fastenzeit als neue Hinwendung zu Gott begreife und gestalte, lerne, "mit Augen der Liebe zu sehen", sagte Marketz. Der Gottesdienst mit der Austeilung des Aschenkreuzes in der Klagenfurter Bischofskirche bildete traditionell auch den Auftakt zu "Kunst im Dom".
Wesentlich für die kommenden 40 Tage vor Ostern seien Fasten, Beten und Almosengeben, so Marketz weiter. Vor allem das Almosengeben sei immer als Liebesbezeugung zu bedürftigen Mitmenschen verstanden und in der Kirche zu allen Zeiten geübt worden. Er sei dankbar, dass Papst Franziskus nicht müde werde zu betonen, "dass die Liebe zum Nächsten neben Spenden auch das politische Engagement für Rechtlose und kreative Hilfe zur Selbsthilfe beinhaltet".
Mit Blick auf die diesjährige "Kunst im Dom"-Installation zum Thema "Himmelsleiter" der in Klagenfurt lebenden Künstlerin Gertrud Weiss-Richter verwies der Kärntner Bischof auf dieses in der Jakobs-Geschichte im Alten Testament vorkommende Motiv, das viele Künstler inspiriert habe "und ein Urbild für menschliches Wachstum, für seelische Aufstiege, für Klärungs- und Reifungsprozesse, für die Hoffnung auf neues Leben ist". Himmelsleitern seien nicht dazu da, "dass wir abheben und in luftige Höhen steigen", hielt der Bischof fest. "Sie führen uns vielmehr zu unseren Mitmenschen zurück, verwandeln uns zu Liebenden, machen uns mutig und zuversichtlich, wenn es um Frieden und Versöhnung geht." Die "Himmelsleiter" im Klagenfurter Dom solle Ermutigung sein, in der Fastenzeit eine persönliche Beziehung zu Gott aufzunehmen und "sich in die Liebe zu verlieben".
Lackner: Angesammeltes "auf die Reihe bringen"
Die Fastenzeit sei Anstoß, "auf die Reihe zu bringen", was sich das Jahr hindurch in uns angesammelt hat, erklärte Erzbischof Franz Lackner in der Aschermittwoch-Liturgie im Salzburger Dom: Notwendigkeiten, Gewohnheiten, neue Interessen und auch leidvolle Wendungen des Lebens. "Vielleicht lässt sich so manches ändern, Negatives abgewöhnen, Verlorenes erneuern", zog er eine Parallele zu den guten Vorsätzen zum Jahreswechsel.
Heute herrsche vielfach - auch in der Kirche - die Meinung vor: "Gut ist das, was wirkt", so der Bischof in seiner Predigt. "Oder: Wahr ist das, was die Mehrheit als wahr ansieht." Für Christen sei das zu wenig. "Wenn wir Gutes tun, soll die linke Hand nicht wissen, was die rechte tut", erinnerte Lackner an die Worte des Evangeliums.
Zurückhaltung dabei, sich mit guten Taten vor anderen gut darstellen zu wollen, soll nach den Worten des Erzbischofs eine Entsprechung im absichtslosen Beten haben. "Wenn wir immer nur beten, weil wir etwas brauchen oder Gott zum Handeln animieren wollen, dann haben wir das Beten verkannt." Auch im Vaterunser gehe es zunächst um Ehrerbietung gegenüber Gott und seinem Willen, "erst hernach kommen unsere Anliegen".
Schwarz: "Kein spiritueller Hochleistungssport"
"Fasten ist kein spiritueller Hochleistungssport": Das hat der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz in der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" betont und für den Beginn der Fastenzeit als Leitspruch seines Facebook-Accounts erkoren. Er erteilte einem "wie auch immer geartetem Leistungschristentum" eine Absage: Der Mensch sei unabhängig davon, "ob wir etwas schaffen, etwas zusammenbringen", von Gott geliebt. Fasten stehe zuallererst für ein "bewusst innerliches Zuwenden zu Evangelium, Christsein, Christinsein, Glauben". Nach den Worten von Schwarz soll die vorösterliche Fastenzeit auch dazu dienen, "das Glück des Getauftseins und des Getauftwerdens zu spüren".
Wiener Pfarre verteilt "Aschenkreuz to go"
Vielen, die sonst kaum mit kirchlichen Feiern in Berührung kommen, haben der Wiener Pfarrer Gerald Gump und seine Helfer mitten auf der Wiedner Hauptstraße ein "Aschenkreuz to go" erteilt. Passanten wurden dazu eingeladen, den Einstieg in die Fastenzeit spürbar zu markieren, berichtete der Pfarrer über die zum zweiten Mal durchgeführte Initiative. "Immer wieder kamen Leute, die zuerst ablehnten, nach ein paar Schritten zurück, um das Aschenkreuz zu bekommen." Und oft sei es auch zu schönen Gesprächen "über Gott und die Welt" gekommen.
Hauptziel sei es gewesen, zum Nachdenken anzuregen, so Gump: "Vieles ist flüchtig wie Asche, das merken alle Menschen. Und da ist die Frage spannend, was dann wirklich Bestand hat." Einem aus der Kirche ausgetretenen Mann habe er auf seine skeptische Frage, ob er die richtige Zielgruppe sei, etwas generell Gültiges mitgeteilt: "Der liebe Gott ist für alle Menschen da - und das durften wir vielen spürbar machen!"
Quelle: kathpress