"Der letzte Gipfel": Kinopremiere für Film mit erstaunlicher Wirkung
Zum Nachdenken darüber, was es bedeutet, Christ zu sein, regt der Film "Der letzte Gipfel" an, der am Mittwoch, 11. März im Wiener Urania-Kino im Rahmen der Reihe "Mission Cinema" seine deutschsprachige Premiere feiert. Der spanische Regisseur Juan Manuel Cotelo, bekannt durch "Marys Land" oder "Das größte Geschenk", begibt sich in der Doku auf Spurensuche nach einem tödlich verunglückten Priester. "Mein eigenes Leben hat dabei eine völlige Kehrtwende gemacht - ebenso wie ich den Erfolg und die Wirkung des Low-Budget-Films bei den Zusehern völlig unterschätzt habe", erklärte der Filmemacher am Freitag im "Kathpress"-Interview.
Er selbst sei widerwillig zum Thema gekommen, sagte Cotelo. 2009 habe ihn ein Freund dazu gedrängt, eine Vorlesung des Theologen Pablo Dominguez Prieto, damals Dekan der Madrider theologisch-philosophischen Hochschule San Damaso, aufzunehmen. Zwei Wochen später verstarb der 42-jährige Geistliche und passionierte Bergsteiger auf dem 2.314 Meter hohen Berg Moncayo im Norden Spaniens. Der Regisseur ließ sich breitschlagen, für einen Nachruf Verwandte, Freunde und Wegbegleiter von Dominguez vor die Kamera zu bitten. Das lebensfrohe, mit beeindruckenden Aufnahmen versehene Ergebnis - "Der letzte Gipfel" - geht jedoch weit darüber hinaus und führt den Zuseher zur Selbstreflexion.
Spektakulär ist das Leben des Porträtierten nicht: Vielmehr zeigt der Film in den Erinnerungen der Interviewten einen "nahen, einfachen und realen Menschen", wie Cotelo unterstrich: Einen Priester, der zum Nutzen des Verstandes aufruft, im Alltag mit Hingabe, Witz und Feingefühl für andere da ist und Eindruck hinterlässt. So ermutigt Dominguez etwa eine Freundin, Maria de Bonilla, in einer schwierigen Schwangerschaft ihr Kind trotz Fehlbildungen zur Welt zu bringen; er hilft Bettlern, hält Einkehrtage für Ordensfrauen und ist Lieblingsonkel seiner Neffen. "Die Nachfrage nach Geschichten, die statt Pessimismus Glaube, Liebe, Hoffnung und Licht verbreiten, ist universell, das Angebot jedoch minimal", so die Erfahrung des Regisseurs, der dies als eine große "Marktlücke" im Kinofilm bezeichnete.
Überraschungserfolg in Spanien
Alle Vorhersagen, der ursprünglich für DVD produzierte Film werde aufgrund der Themenwahl im Kino wohl floppen, bewahrheiteten sich nicht. Im Gegenteil: Völlig ohne Werbung wurde "Der letzte Gipfel" binnen drei Wochen von 120 Kinos in ganz Spanien übernommen und hielt sich über ein halbes Jahr, 18 weitere Länder folgten. Selbst mehrere atheistische Filmkritiker hätten den Film mit Lob bedacht, sagte der Regisseur. Noch entscheidender aber seien "nicht messbare Wirkungen", darunter: "Frauen, die abtreiben wollten und später Fotos ihrer Kinder geschickt haben; über 50 Jugendliche, die uns berichtet haben, sie seien ins Priesterseminar eingetreten; Menschen, die nach Jahren wieder das Sakrament der Versöhnung gesucht haben."
Er könne diese Entwicklungen nur durch Gottes Wirken erklären, meinte Cotelo im Interview. Ihm selbst habe der im Film portraitierte Priester Pablo Dominguez auf ganz einfache Weise vermittelt, dass es im Leben auf das "Empfangen und Weitergeben der Liebe Gottes" ankomme. "Den Kopf voller theologischen Theorien - so richtig diese auch sind - zu haben, aber mit den Händen keine Liebesakte vorweisen zu können, ist Selbstbetrug. Vielmehr geht es darum, hier und jetzt die Person neben mir, die meinen Weg kreuzt, zu lieben", verdeutlichte Cotelo. Liebe sei "kein Gefühl, sondern eine Tat", weshalb man für sie die Lethargie hinter sich lassen müsse. Für den Filmemacher selbst war die zunächst unfreiwillige Beschäftigung mit Dominguez der erste Film seiner damals frisch gegründeten Produktionsfirma "Infinito + 1" weitere christlich inspirierte Filme folgten.
Berichtigung des Priesterbildes
Das Priesterbild in "Der letzte Gipfel" - der im spanischen Original bereits 2010, zum ersten Höhepunkt der kirchlichen Missbrauchskrise, erschien - setzt sich über geläufige Zuschreibungen einfach hinweg. Mit Absicht, wie Cotelo betonte. "Wer schlecht über einen Priester spricht, kennt in der Regel keinen persönlich oder hat noch nie mit einem gesprochen", folgerte er aus selbst durchgeführten Straßenbefragungen. Nur jene Geistlichen, die sich eines Vergehens schuldig machten, schafften es zu Bekanntheit und Medienpräsenz - "nicht aber die freundlichen, hilfsbereiten, frommen und kirchentreuen. Das ist so, als würden die Medien ständig nur über die schlechten Tennisspieler dieser Welt berichten statt über die besten. Unser Eindruck von Tennis und dessen Sportler wäre einfach schrecklich."
Weiterhin sei Jesus Christus "in jedem Priester lebendig und dient allen, die es zulassen, dass er unsere schmutzigen Füße wäscht", so Cotelos Überzeugung. Dass heute viele Menschen dieses über die Sakramente vermittelte Angebot Gottes ablehnten, sei "ein großer Verlust" - genauso aber auch, dass die Laien ihrem eigenen, bei der Taufe verliehenen Auftrag zur Verkündigung nicht ausreichend nachkämen. "Statt selbst aktiv zu werden, verharren wir in einer Zuschauerrolle und lassen den Priestern, Ordensleuten, Bischöfen und dem Papst das ganze Gewicht der Kirche tragen. Unsere Beziehung zu Jesus ist eine heimliche Liebe, nach dem Motto: 'Dass uns nur ja niemand gemeinsam erwischt'. Dadurch verleugnen, verraten und verkaufen ihn", klagte der Regisseur - und ermutigte dazu, Gott in Beruf, Beziehungen und Freizeit "die Hauptrolle spielen zu lassen".
Film über das Leben
Die Premiere von "Der letzte Gipfel" findet im Rahmen der Reihe "Mission Cinema" statt, mit der die Päpstlichen Missionswerke (Missio) regelmäßig christliche Filme auf die Kinoleinwand bringen. Missio-Nationaldirektor P. Karl Wallner lobte in der Vorankündigung des Abends in der Wiener Urania, zu dem auch die im Film gezeigte Spanierin Maria de Bonilla kommt, die Fähigkeit von Regisseur Cotelo, "schwierige und oft verborgene Themen zu visualisieren und das Publikum damit zu bewegen". "Der letzte Gipfel" sei ein "Film über die Höhen und Tiefen des Lebens", der auch in Österreich viele Leute berühren solle, sagte P. Wallner.
In seine deutsche Synchronversion gelangte der Film durch den in Wien beheimateten "Verein zur Förderung des internationalen christlichen Films", der schon in den vergangenen Jahren Werke von Juan Manuel Cotelo u.a. in die Kinos Österreichs, Deutschlands und der Schweiz brachte. Statt auf Werbung setzt der nur durch Spenden tätige Verein auf die Initiative des Publikums, das auf der Filmhomepage www.derletztegipfel.com eintragen kann, in welchem Kino man den Film sehen möchte. Gibt es genügend Anfragen, verständigt der Verein den Kinobetreiber. Mit Erfolg: Ab 15. März steht "Der letzte Gipfel" bereits in 27 Kinos aller Bundesländer auf dem Programm (Link: www.derletztegipfel.com).
Quelle: kathpress