Neues "Museum am Dom St. Pölten" startet mit Reliquien-Schau
Das bisherige Diözesanmuseum St. Pölten startet unter dem neuen Namen "Museum am Dom St. Pölten" am Wochenende des Niederösterreichischen Museumsfrühlings (16./17. Mai 2020) in eine neue Ausstellungssaison: Nach mehrmonatiger Schließung wegen umfangreicher Adaptierungsarbeiten wird es in der ersten Sonderausstellung unter der Führung der seit Jänner amtierenden neuen Direktorin Barbara Taubinger um Reliquien und deren Verehrung gehen. Titel der umfangreichen Schau: "Himmlische Seelen. Knöcherne Juwelen", wie die Diözese St. Pölten jetzt ankündigte.
Der neue Name des Museums soll sowohl den klar kirchlichen Auftrag als auch die örtlich-städtische Positionierung verdeutlichen. Bischof Alois Schwarz unterstütze die Neuerungen und unterstrich in der Aussendung auch den seelsorgerischen Aspekt, der mit dem Museumsbetrieb verbunden sei:
Wir wollen als Kirche in der Gegenwart für die Gegenwart wirken, wir wollen im Dialog und relevant sein.
Direktorin Taubinger erklärte zum früheren Namensbestandteil "Diözesan", dieses Wort werde heute nicht mehr unmittelbar verstanden, zudem "grenzt es massiv ein, was wir kuratieren, zeigen, verbinden können". Das Haus solle ein "Schmuckstück" in der kulturell aufblühenden niederösterreichischen Landeshauptstadt sein. Zu den Besonderheiten des "Museums am Dom St. Pölten" zählten die kunsthistorisch reichen Bestände aus den Pfarren der Diözese sowie der umfangreiche Sammlungsbestand, der seit der Gründung im Jahr 1888 betreut werden, sagte Taubinger.
"Das Lesen von kirchlicher Kunst muss heute neu gelernt, Codes neu entziffert werden", im Vermitteln von sakralen Inhalten über kulturelle Zugänge sieht die Direktorin eine "Kernaufgabe kirchlicher Museen". Als Historikerin und Kunsthistorikerin ist Taubinger einerseits der Dialog mit einem breiten Publikum, andererseits die Vernetzung mit städtischen und niederösterreichischen, aber auch internationalen Kulturschaffenden ein großes Anliegen. St. Pölten nannte sie eine "europäische Boomtown"; "es wird gebaut, zugezogen, es entstehen Grätzel, Szenen, Communities, und wir sind am Domplatz mittendrin". In diesem Umfeld solle das "Museum am Dom St. Pölten" den Blick auf die sakrale Kunst und das große Erbe christlichen Kulturlebens richten.
"Grundsehnsucht nach Erinnerungsstücken"
Die Eröffnungsausstellung über Reliquien brachte Taubinger in einen Zusammenhang mit der Geschichte der einzigen österreichischen Landeshauptstadt mit einem Heiligen als Namensgeber: "Die räumliche Verortung des Schädelknochens des Heiligen Hippolyt war maßgeblich für die Stadtgründung, und die Ansiedelung des Klosters, dessen Gebäude heute Bischofssitz und Haupthaus der Diözese St. Pölten ist", erinnerte die Historikerin. Die Schau "Himmlische Seelen. Knöcherne Juwelen" gehe somit ganz an den Beginn der Stadt- und Diözesangeschichte zurück.
Thematisiert wird anhand der Verehrung der knöchernen Überreste Heiliger aber auch die "menschliche Grundsehnsucht nach konkreten Erinnerungsstücken". Angekündigt sind Preziosen aus klösterlichen Sammlungen, Pfarrkirchen und Schatzkammern, die ein eindrucksvolles Bild gelebten Glaubens zeichnen. Und die Sonderausstellung schlägt auch eine Brücke in die Schule: Ausstellungsbeiträge und künstlerische Auseinandersetzungen wurden in Zusammenarbeit mit der 5. Klasse des Wienerwaldgymnasiums in Tullnerbach erarbeitet. Entstanden sind sie als Unterrichtsschwerpunkt im Rahmen des künstlerisch-bildnerischen Schwerpunktes.
Neben eigenen Museumsbeständen werden vielfältige Leihgaben zu sehen sein: Die Exponate der Ausstellung stammen aus dem Stiftsmuseum St. Paul im Lavanttal, der Schatzkammer Mariazell, der Schatzkammer Maria Taferl, den Beständen der Congregatio Jesu in Krems und St. Pölten, der Domkirche St. Stephan Wien, dem Volkskunstmuseum Innsbruck, dem Domschatz St. Pölten, der Pfarrkirche Altpölla, der Basilika Sonntagberg, dem Stiftsmuseum Klosterneuburg sowie Privatsammlungen.
Neben dem laufenden Museumsbetrieb beginnen heuer in einer zweiten Bauphase die Vorbereitungsarbeiten zur Neuadaptierung der ständigen Sammlung, die bisher als Dauerausstellung gezeigt wurde.
Erstes Diözesanmuseum in Österreich
Das vormalige "Diözesanmuseum St. Pölten" wurde bereits im Jahre 1888 gegründet und war das erste derartige Museum in Österreich. Unter der Patronanz des christlich-religiösen Kunstvereins in Niederösterreich erlebte es in seinen Anfängen eine reiche und vielfältige Sammeltätigkeit, wobei die Bestände von archäologischen Funden über historische Dokumente, Münzen und Medaillen bis zu Objekten der Malerei, Plastik und Kleinkunst aus allen Epochen reichen. Schwerpunkt der umfangreichen Sammlung ist die sakrale Kunst, die in ihrer gesamten Vielfalt - von Skulpturen, Gemälden, Altären, liturgischen Geräten und Kleidern - präsentiert wird.
Der neue barrierefreie Zugang am Domplatz 1 wird in Zukunft das Museum vom Domplatz aus sichtbar machen und damit ein weiterer kultureller Knotenpunkt im steigenden Kulturleben St. Pöltens sein. Nach einem Festakt am 15. Mai wird das "Museum am Dom St. Pölten" ab dem 16. Mai 2020 für Interessierte offen sein. Anlässlich des Niederösterreichischen Museumsfrühlings ist eine Reihe besonderer Aktivitäten und Führungen geplant, u.a. die Schaurestaurierung einer Reliquie, spezielle museumspädagogische Angebote für Kinder sowie eine Führung, die Jugendliche gemeinsam mit Bischof Alois Schwarz gestalten. (Info: http://www.dz-museum.at)
Quelle: kathpress