Wegen Corona: Rund 320 Erwachsenentaufen erst nach Ostern
Dass die kommenden Osterfeiern aufgrund der Corona-Vorkehrungen diesmal nicht mit Gläubigen in den Kirchen stattfinden können, betrifft eine Gruppe ganz besonders: Jene rund 320 Menschen, die sich als sogenannte "Katechumenen" schon seit einem Jahr und länger auf die Taufe vorbereiten. Das wichtigste christliche Initiationssakrament kann heuer erst später statt wie vielerorts üblich in der Osternacht gespendet werden, hat Kardinal Christoph Schönborn in einem zu Beginn der Karwoche versandten persönlichen Brief an die Taufbewerber der Erzdiözese Wien bestätigt.
"Auch die Feier Ihrer Taufe muss nun aufgeschoben werden. Ich bedauere das sehr", schrieb der Wiener Erzbischof. Zugleich appellierte er an die Adressaten: "Haben Sie Mut! Halten Sie an Ihrer Sehnsucht nach dem lebendigen Gott und nach der Gemeinschaft mit Christus und Seiner Kirche fest!" Auf dem weiteren Weg zur Taufspendung sollten die Katechumenen im Gebet nicht nachlassen, die Gottesdienste zumindest über TV und Internet mitfeiern und erfahren, dass Gott "auch in dieser Zeit mit uns ist und seine Gnade uns alle stärkt". Er selbst werde in der Osternacht beim Auferstehungsgottesdienst im Wiener Stephansdom besonders für die erwachsenen Täuflinge beten, versprach Schönborn.
Tatsächlich bedeutet die Corona-Krise einen harten Einschnitt nicht nur für die Katechumenen, die schon direkt vor der Taufe standen: "Auch jene, die gerade erst mit der Vorbereitung dafür begonnen haben, fragen sich jetzt: Warum passiert das gerade mir, nach der manchmal lange errungenen Entscheidung zur Taufe?", berichtete die Zuständige der Bischofskonferenz für das Erwachsenenkatechumenat, Friederike Dostal, am Mittwoch im Gespräch mit Kathpress. Für viele Betroffenen sei es eine enorme Herausforderung, diese Situation durchzustehen, auch angesichts der jetzt nur eingeschränkt möglichen Begleitung durch die Kirche.
Alle Treffen, mit denen die Pfarren die Taufwilligen vorbereiteten, sind wegen des Versammlungsverbotes derzeit ausgesetzt. "Die Zuständigen für die Sakramentenpastoral versuchen sehr wohl, mit ihnen über Online-Dienste und Telefon in Kontakt zu bleiben. Das persönliche Gespräch kann dies aber nicht ersetzen", betonte Dostal. Auch die sprachlichen Schwierigkeiten - ein Großteil der Taufbewerber sind Migranten, viele davon aus dem islamischen Kulturkreis - wirkt hier erschwerend mit. An den Ausgangsbeschränkungen leiden laut der Theologin besonders die in Flüchtlingsunterkünften lebenden Taufbewerber, bei denen Konflikte im Zusammenleben häufig auch eine religiöse Komponente bekommen.
Rückgang bei Migranten, Anstieg bei Inländern
Insgesamt ist die Zahl der Erwachsenen, die in der katholischen Kirche heuer noch die Taufe empfangen, gegenüber den Vorjahren rückläufig, knüpft jedoch an am damals hohen Schnitt der Jahre von 2010 bis 2015: An die 320 Personen werden 2020 - freilich zu einem späteren Termin als geplant - das wichtigste christliche Sakrament gespendet bekommen, geht aus einer Anfrage von Kathpress bei den österreichischen Diözesen hervor. Zuvor hatten die Migrationsbewegungen ab 2015 der Kirche "Rekordjahre" mit 890 (2017), 650 (2018) und 524 (2019) Taufen von Personen ab 14 Jahren beschert. Wie die Rückmeldungen aus den Diözesen zeigen, steigt zumindest die Zahl der in Österreich geborenen Katechumenen weiterhin leicht, aber konstant.
Die Diözesen im Detail
Die meisten erwachsenen Täuflinge gibt es traditionell in der Erzdiözese Wien, wo Ende Februar 93 Katechumenen als Teil ihrer Taufvorbereitung offiziell zur Initiation in die katholische Kirche durch Taufe, Firmung und Eucharistie in den nächsten Monaten zugelassen wurden. Das Pastoralamt listet 41 Frauen und 52 Männer aus insgesamt 18 Nationen auf, darunter 20 Österreicher als zweitgrößte Ländergruppe (nach dem Iran). Die Kandidaten werden in 45 verschiedenen Pfarren auf die Taufe vorbereitet und sind zumeist zwischen 30 und 50 Jahre alt. Zumal es im weiteren Jahresverlauf absehbar noch zusätzliche Taufen geben wird, rechnen die Verantwortlichen der Erzdiözese für 2020 mit einer Gesamtzahl von über 150 Erwachsenentaufen.
In der Erzdiözese Salzburg rechnet der im Seelsorgeamt zuständige Referent für Missionarische Pastoral, Johannes Wiedecke, mit rund 60 Erwachsenentaufen für das Jahr 2020. Gegenüber dem Vorjahr, als man 70 Taufen verzeichnete (2018: 77), bedeutet dies einen Rückgang. Geordnet nach ihrer Herkunft, sind die größten Gruppen der Täuflinge im Iran bzw. in Afghanistan geboren.
In der Diözese Graz-Seckau gab es im vergangenen Jahr 69 Erwachsenentaufen, nachdem es 2018 noch 102 waren. Heuer sind es drastisch weniger, wobei eine Gruppe von 15 Taufbewerbern aus den arabisch- und persischsprachigen Ländern stammt, eine weitere ähnlich große vorwiegend aus Österreich und dem europäischen Ausland. Wie in den anderen Diözesen wird auch in der Steiermark darauf geachtet, dass - speziell bei Konversionen - ein "vernünftiger Zeitraum" von der Vorbereitung von mindestens einem Jahr eingehalten wird, betonte Diözesansprecher Thomas Stanzer.
In Kärnten gab es nach 19 Erwachsenentaufen im Jahr 2018 im Vorjahr 29 vom Ordinariat genehmigte Erwachsenentaufen, wobei der Klagenfurter Dompfarrer Peter Allmaier die tatsächlich erreichte Zahl auf einen bisherigen Rekordwert von rund 45 schätzt. Für das laufende Jahr rechnet die Diözese Gurk-Klagenfurt mit rund 20 erwachsenen Täuflingen, die in den jeweiligen Pfarren von dafür beauftragten Personen - in Einzelfällen auch von Familien - vorbereitet werden. "Die Gesamtzahl ist aufgrund der geringeren Migration niedriger als in den letzten Jahren", bestätigte auch Allmaier.
In Oberösterreich, wo im Vorjahr 27 Erwachsene getauft wurden (2018: 92), bereiten sich derzeit 17 Katechumenen für das Christsein vor, wobei die meisten davon zu Beginn der Fastenzeit bei einer zentralen Feier mit Bischof Manfred Scheuer offiziell für die Taufe zugelassen wurden. Neben der Vorbereitung in den Pfarren existiert für Täuflinge im Raum Linz auch eine diözesane Taufgruppe, bei der in die Sprachen der Taufbewerber - zumeist das persische Farsi - übersetzt wird. Rund vier Fünftel von ihnen sind Asylwerber oder Asylberechtigte, informierte Diözesansprecher Michael Kraml.
14 Erwachsentaufen in Tirol
In der Diözese Innsbruck rechnet man heuer mit mindestens 14 Aufnahmen Erwachsener in die katholische Kirche via Taufe. Nach der Rekordmarke von 53 Erwachsenentaufen im Jahr 2018 habe es im Vorjahr 37 Taufen gegeben, teilte der Diözesanverantwortliche für das Erwachsenenkatechumenat, Wolfgang Mischitz, mit. Fünf davon seien EU-Bürger gewesen, drei aus Oststaaten, der Rest aus dem Mittleren Osten.
In der Diözese Eisenstadt sind heuer zwölf Taufbewerber registriert, insgesamt dürften es jedoch noch erheblich mehr werden, da die beteiligten Pfarren beim Ordinariat oft erst unmittelbar vor der Taufe um Tauferlaubnis anfragen, erklärte Ordinariatskanzler Gerhard Grosinger auf Anfrage von Kathpress. In den beiden Vorjahren gab es im Burgenland jeweils 23 Erwachsenentaufen, fast alle davon waren Asylwerber oder Asylberechtigte.
Auf mindestens zwölf Erwachsenentaufen stellt sich die Diözese St. Pölten im laufenden Jahr 2020 ein. Anmeldungen für das Katechumenat gibt es derzeit 21, teilte Christian Ebner aus dem bischöflichen Ordinariat mit. Den Vorgaben der Bischofskonferenz entsprechend, dauert die Vorbereitung auf das Sakrament jedoch immer mindestens ein Jahr. Im Vorjahr wurden in St. Pölten 19 Erwachsene getauft, 2018 waren es 30. Die geplante zentrale Zulassungsfeier mit Bischof Alois Schwarz musste wegen der Einschränkungen durch die Coronakrise entfallen.
In Vorarlberg gab es vergangenes Jahr 14 Erwachsenentaufen, nach 34 im Jahr davor. Aktuell gibt es laut Auskünften aus der Diözese Feldkirch mindestens zwei Erwachsene, die sich auf das Taufsakrament vorbereiten.
Auch in der Militärdiözese, Österreichs zehntem kirchlichen Verwaltungsbezirk, werden Initiationssakramente durch die Militärpfarrer oder den Militärbischof gespendet. So empfingen etwa am 21. Februar zwölf junge Rekruten in der St. Pöltner Franziskanerkirchen die Firmung. Taufen kommen seltener vor: Im Jahr 2019 einmal, für 2020 ist derzeit noch keine geplant, hieß es aus dem Ordinariat von Militärbischof Werner Freistetter.
Intensive Vorbereitung
Die Taufvorbereitung für erwachsene Katechumenen dauert in der katholischen Kirche mindestens ein ganzes Jahr und ist sehr umfangreich: Zentrale Inhalte sind dabei die Bibel, die Sakramente und das Glaubensbekenntnis. Üblich ist auch, soweit möglich, die aktive Teilhabe am Pfarrleben. Nach rund einjähriger Vorbereitungszeit gibt es dann in mehreren Diözesen zu Beginn der Fastenzeit die Feier der Taufzulassung durch den Ortsbischof. Zur Taufe selbst wird das in den Domkirchen in der Karwoche geweihte Chrisam- und Katechumenenöl verwendet, wobei Erwachsene in der Regel alle drei Initiationssakramente - Taufe, Firmung und Erstkommunion - in einer Feier erhalten.
Weiterhin ist jedoch die Kindestaufe die mit Abstand häufigste Form der Aufnahme in die katholische Kirche. Im von der Kirchenstatistik zuletzt erfassten Jahr 2018 wurden 40.641 Säuglinge im Alter von bis zu einem Jahr, 4.975 Kinder zwischen 1 und 6 Jahren sowie 1.046 Kinder zwischen 7 und 14 Jahren getauft, wobei ein leichter Trend zu einer altersmäßig späteren Taufe zu verzeichnen ist.
Taufe nur einmal möglich
Zu unterscheiden ist jede Form der Taufe - auch die Erwachsenentaufe - zudem auch von anderen Arten des Eintritts in die katholische Kirche, nämlich dem Wiedereintritt und auch dem Übertritt aus anderen christlichen Kirchen. Wer bereits evangelisch oder orthodox getauft ist, muss sich dabei nicht noch einmal taufen lassen, wenn er katholisch werden möchte; es genügt vielmehr ein Akt in Rahmen eines Gottesdienstes oder auch in kleinerem Feierrahmen. Eine sorgfältige Vorbereitungszeit oder klärende Gespräche gehen jedoch auch diesen Schritten voraus. 4.564 Personen wurden im Jahr 2019 österreichweit wieder oder neu aufgenommen.
Quelle: kathpress