Wien: Theologische Fakultät würdigt Kirchenrechtler Müller
Die Wiener Katholisch-Theologische Fakultät hat ihren früheren Kirchenrechtler Ludger Müller als herausragenden Wissenschaftler gewürdigt, der es zeitlebens geschafft habe, "die Spannung zwischen der Freiheit der Wissenschaft und dem Denken und Fühlen mit der Kirche" auszuhalten und dabei Werke von höchstem wissenschaftlichen Rang zu schaffen. Das formulierte der Vorstand des Instituts für Kirchenrecht und Religionsrecht, Prof. Andreas Kowatsch, am Mittwoch in einem Nachruf auf der Website der Katholisch-Theologischen Fakultät. Müller war am 20. April im Alter von 67 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstorben. Er war u.a. von 2000 bis 2017 an der Fakultät Ordinarius für Kirchenrecht.
Bis in die letzten Wochen seines Lebens habe Müller an der Fertigstellung einer Neuübersetzung des "Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium" (CCEO, Ostkirchenrechtskodex) gearbeitet - "ein von der Fachwelt lange gehegtes Desiderat", so Kowatsch. Insgesamt habe sich der 1952 in Ratingen (bei Düsseldorf) geborene Müller durch eine Vielzahl von Talenten, gepaart mit einem Schuss "rheinischer Fröhlichkeit" ausgezeichnet: "Neben der rheinischen Fröhlichkeit und dem großen Fleiß zeichnete sich Müller zugleich durch eine Ernsthaftigkeit aus, die gerade dann bemerkbar wurde, wenn es um die treue Darlegung der Lebensordnung der Kirche als praktische Umsetzung der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils ging."
Müller sei es stets ein wichtiges Anliegen gewesen, das Kirchenrecht nicht als ausschließlich theologische Disziplin zu entwickeln, sondern es auch anschlussfähig in Richtung der weltlichen Rechtswissenschaften zu halten, führte Kowatsch weiter aus. Denn nur dann, so Kowatsch, "ist auch in der sakramentalen Communio der Kirche Platz für das Postulat der Geltung säkularrechtlicher Mindeststandards, wie sie nicht zuletzt in den großen Menschenrechtskatalogen zum Ausdruck kommen". Als Mensch wie als Wissenschaftler hinterlasse Müller "in der kanonistischen Landschaft eine nicht ohne Weiteres zu schließende Lücke", so Kowatsch abschließend.
Bestürzt vom Tod Müllers hatte sich bereits der St. Pöltner Diözesanbischof Alois Schwarz gezeigt: "Wir trauern um einen maßgeblichen Wegbegleiter, einen Wissenschafter, einen Freund", so Schwarz. Der emeritierte St. Pöltner Bischof Klaus Küng erinnerte indes an die großen Verdienste Müllers um die Diözese: "Er war jemand, dem Kirche und Diözese Herzensanliegen waren. Er hat während seines umfangreichen Wirkens in wichtigen Belangen enorm viel beigetragen". Bischof Küng war es auch, der Müller im Jahr 2013 zum Diakon weihte.
Das Begräbnis wird den derzeitigen Bestimmungen entsprechend in der Heimatgemeinde Müllers im Sauerland (Deutschland) im kleinsten Familienkreis begangen. Die öffentlichen Trauerfeierlichkeiten werden erst nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen stattfinden.
Quelle: kathpress