"Christfluencer": Warum Österreichs Bischöfe Social Media nutzen
Soziale Medien und digitale Kommunikation sind bereits Normalität in der österreichischen Kirche: Bischöfe wie Hermann Glettler (Innsbruck), Benno Elbs (Feldkirch) oder Kardinal Christoph Schönborn (Wien) benutzen gleich mehrere Kanäle, kommunizieren via Facebook, Instagram oder YouTube mit Gläubigen. Anders als Influencer, die über Mode oder Konsum berichten, erzählen die Bischöfe in ihren Accounts im wahrsten Sinne über Gott und die Welt - und dies mit steigenden "Likes" und Follower-Zahlen.
Fotos mit Botschaften, Videos und kurze Nachrichten seien eine neue Form der christlichen Verkündigung, betont entsprechend der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Gespräch mit Kathpress. Unter "bischof_glettler" gibt er bereits seit 2018 via Instagram Einblicke in seinen Alltag als Bischof und Kunstliebhaber: "Ich wünsche mir eine Kirche mit offenen Türen, die alle einlädt, die aber auch hinausgeht, die Augen weit offenhält und sich inspirieren lässt vom Leben in seiner ganzen Vielfalt", erläuterte Glettler die Motivation hinter seinen Aktivitäten in den sozialen Medien.
Bischöfliche Erfolgsprofile auf Instagram
Im ersten Jahr hat der Bischof nahezu täglich spirituelle Impulse, Postings über Aktivitäten und Begegnungen veröffentlicht. Mittlerweile publiziert Glettler mehrmals wöchentlich, wobei er jedes Posting persönlich erstellt, wie die diözesane Pressestelle unterstreicht. Inzwischen folgen dem Bischof allein auf Instagram mehr als 2.150 Interessierte. Die Diözese Innsbruck postet zudem seit der Bischofsweihe Glettlers im Dezember 2017 unter https://instagram.com/dibk_tirol auf Instagram.
Die meisten Abonnenten und Likes hat der Instagram-Kanal von Kardinal Christoph Schönborn, dessen "kardinalwien"-Account über 7.600 Follower zählt. Auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs zählt auf @bischofbenno bereits mehr als 3.000 Instagram-Abonnenten. Jugendbischof Stephan Turnovszky kommt auf "bischof_stephan" auf 1.200 Follower und unter "wilhelmkrautwaschl" folgen dem Grazer Diözesanbischof immerhin 913 Instagram-Profile. Letzterer betreibt auch einen eigenen Blog und schreibt auf krautwaschl.info über kirchliche Ereignisse oder persönliche Anliegen.
Dauerbrenner Facebook
Auf Facebook sind vor allem der Diözesanbischof von St. Pölten, Alois Schwarz (1.170 Follower), und Erzbischof Franz Lackner (4.450 Follower) aktiv. Spitzenreiter ist jedoch auch hier Kardinal Schönborn mit über 85.300 Followern. Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, der Linzer Bischof Manfred Scheuer und Militärbischof Werner Freistetter betreiben keine offiziellen Social Media-Profile, sind jedoch über die Facebook-Seite oder Homepage ihrer Diözese sichtbar vertreten.
Auch die Diözesen kommunizieren mittels Sozialer Netzwerke mit Gläubigen und Interessierten. Zu lesen und sehen gibt es nicht nur Berichte über lokale kirchliche Aktivitäten, sondern auch Event-Hinweise und Videos. Die Erzdiözese Wien ist mit mehr als 28.000 Fans an erster Stelle der digitalen Reichweite. Auf Platz zwei kommt die Diözese Graz-Seckau (über 5.300 Follower), gefolgt von der Erzdiözese Salzburg mit über 4.800 Followern, gefolgt wiederum von den Diözesen St. Pölten mit 3.800 Abonnenten und Linz mit über 2.400 Fans. Die Diözese Innsbruck kommt auf 2.370 Abonnenten, das Militärordinariat, die katholische Militärseelsorge Österreichs, auf 1.800 Follower. Geringere Reichweite haben die Diözese Eisenstadt (829 Abonnenten), Diözese Gurk-Klagenfurt (rund 1.600 Abonnenten) und die Diözese Feldkirch (530 Abonnenten).
Expertin: Kirche hat weiterhin Aufholbedarf
Trotz dieser steigenden Relevanz und auch der Professionalisierung der kirchlichen Social Media-Aktivitäten ortet die Medienexpertin Andrea Mayer-Edoloeyi weiterhin Aufholbedarf: Es brauche eine weitere Professionalisierung und Personalisierung - nötig seien "Geschichten, die mit dem Leben der Menschen zu tun haben", so die Linzer Theologin gegenüber Kathpress. Dennoch gelte zu beachten, dass nicht jeder Bischof zwingend via sozialer Medien kommunizieren müsse, denn auch das sei eine Art Charisma und müsse zur Persönlichkeit passen - "sonst läuft man Gefahr, unglaubwürdig zu wirken".
Soziale Medien bräuchten vor allem Persönlichkeiten, die sich auf neue Dialogformen einlassen, wie dies bereits einige Bischöfe, Pfarren oder Diözesen tun. Eine "Verkündigung von oben, wie bei einer Predigt", funktioniere im Social Web jedoch nicht, stellte Mayer-Edoloeyi klar. Soziale Medien benötigten eine "gute und vor allem authentische Kommunikation".
Quelle: kathpress