Statt Jubiläumsfest zumindest Freude über Neubeginn
Eigentlich hätte am Pfingstmontag, 1. Juni, mit einem großen Fest in Eisenstadt das 60-Jahr-Jubiläum der Diözese Eisenstadt begangen werden sollen. Wegen Corona wurde das Fest aber bereits vor Längerem auf den 24. Mai 2021, ebenfalls Pfingstmontag, verlegt. Allerdings können die Katholiken des Burgenlands das diesjährige Pfingsten, wenn eben nicht als Jubelfest, so doch als Fest des Neubeginns erleben, so der Eisenstädter Diözesansprecher Dominik Orieschnig im Gespräch mit der Kirchenzeitung "martinus".
Orieschnig erinnerte an die vielfache Bedeutung von Pfingsten, das seinen Ursprung im jüdischen Wochenfest (Schawuot) hat und sowohl Erntedank wie Dank für den Bund zum Inhalt hatte. Mit der Geistsendung, von der die Apostelgeschichte berichte, werde der jüdische Festinhalt der Bundeserneuerung endzeitlich erfüllt. Als Christen "können wir Dank bekunden, dass Gott uns für den Neustart nach dem Lockdown seinen Geist gesandt hat", so Orieschnig.
Er hoffe auf eine nüchterne Reflexion des Vergangenen sowie ein "konstruktives Miteinander, das auf eine gute Zukunft für alle Menschen ausgerichtet ist", so der Diözesansprecher mit Verwies auf das aktuelle Hirtenwort der Österreichischen Bischöfe. Wenn dieser Weg jetzt durchgehalten wird, könne das nachgeholte Diözesanjubiläum zu Pfingsten 2021 sogar ein noch nachhaltigeres Freudenfest werden als das ursprünglich geplante.
Pfingstlicher Neustart nach dem Weltkrieg
Der Diözesansprecher erinnerte im Kirchenzeitungsinterview aber auch an das Kriegsende vor 75 Jahren. Neben unzähligen menschlichen Tragödien habe der Krieg auch für die Kirche im Burgenland gewaltige materielle Schäden mit sich gebracht. Eine Auflistung der Kriegsschäden von Juni 1945 weise für mehr als 100 kirchliche Gebäude die Komplettzerstörung bzw. Schäden an Bau und Inneneinrichtung auf.
Der Wiederaufbau sei dann in sehr kurzer Zeit erfolgt, kirchlicherseits sei es "zu einem pfingstlichen Neustart gekommen, in der man sich als 'freie Kirche ohne Bindung an eine Partei' definieren wollte und auf die Gründung einer Diözese hinarbeitete". So stehe etwa im Juni 1945 das erste Hirtenschreiben Kardinal Theodor Innitzers, der ja auch burgenländischer Administrator war und der das Schreiben an die Priester im Burgenland adressierte, "faktisch in der Linie hin zur Diözesangründung von 1960", erläuterte Orieschnig. Das Burgenland habe auch schon 1945 eine eigene Kirchenzeitung - der Titel war "St. Martins-Bote" - erhalten.
Eine andere "pfingstliche Initiative", die allerdings schon 350 Jahre zurückliegt und auch eine große Tragik enthält, sei die Gründung der jüdischen Gemeinden im Burgenland auf Initiative von Fürst Paul I. Esterhazy im Jahre 1670 gewesen: "Dieser Jesuitenschüler hat damals etwas Gutes getan, nämlich Vertriebenen geholfen. Ihm verdankt das Burgenland im Übrigen viel - zahlreiche Kirchen gehen auf ihn zurück. Nicht zuletzt ist die Basilika Frauenkirchen eine Stiftung von Paul Esterhazy. Er war mächtig, und er konnte unabhängig vom damals antijüdischen Kaiserhaus agieren."
Für die Identität des heutigen Burgenlands als Land der Begegnung, der Multikulturalität und der Europabegeisterung seien die seit der EU-Mitgliedschaft Österreichs - also seit 25 Jahren - entstandenen Erinnerungsinitiativen für die jüdische Bevölkerung und für die Roma wichtig, wie Orieschnig sagte: "Sie sind eigentlich alle erst seit dem EU-Beitritt Österreichs - also vor 25 Jahren - entstanden."
Quelle: kathpress