Katholisch-orthodoxes Vorzeigeprojekt in Leoben
Die frühere Klosterkirche St. Alfons der Redemptoristen in Leoben wurde 2014 an die griechisch-orthodoxe Kirche übergeben. Seither hat sich die orthodoxe Kirchengemeinde gut in der Region etabliert und integriert; zum anderen sind einige wegweisende ökumenische Initiativen entstanden, wie die Stiftung Pro Oriente in einer Aussendung am Montag zusammenfasste.
Nach dem Weggang des letzten Redemptoristen im Jahr 2010 drohte die St. Alfons-Kirche in Leoben jedoch zu verwaisen. Der katholische Kustos der Kirche und Redemptoristen-Oblate Karl Mlinar suchte nach einer Möglichkeit, die Kirche als Zentrum geistlichen Lebens zu erhalten. Schließlich erfolgte am 9. November 2014 die Übergabe an die orthodoxe Kirche. Zu den Feierlichkeiten war eigens der Ökumenische Patriarch Bartholomaios angereist.
Der für Österreich zuständige griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sagte bereits damals zu, dass die Kirche künftig nicht nur neue Heimat für die orthodoxen Christen sein werde, sondern auch ein Raum lebendiger ökumenischer Begegnung. Zudem solle es ein bleibendes Zuhause für die katholischen Christen der Stadt und der Region sein, betonte Arsenios.
Die Liturgiesprache der orthodoxen Christen in Leoben ist Deutsch mit Einschüben in Griechisch und Serbisch. Als Patrozinium der Kirchengemeinde wurde das Fest der Ikone "Maria, Mutter von der immerwährenden Hilfe" am 27. Juni gewählt. Eine Kopie der Ikone wurde (und wird) in der Kirche St. Alfons, wie in allen Gotteshäusern der Redemptoristen, schon seit ihrer Errichtung verehrt.
Das Patroziniumsfest der Kirche ist seither immer ein besonderer Höhepunkt im Kirchenjahr. Nach der Liturgie, an der orthodoxe und katholische Gläubige teilnehmen, wird die Ikone in einer feierlicher Prozession mit Blasmusik durch die Straßen der obersteirischen Stadt getragen. Vor der Pestsäule hält die Prozession an und es wird für Leoben und seine Bewohner gebetet; heuer wegen Corona besonders eindringlich, so die Stiftung Pro Oriente.
Ökumenischer Fixpunkt
Ein jährlicher ökumenischer Fixpunkt ist längst auch schon die orthodoxe "Große Wasserweihe" im Jänner, wenn Metropolit Arsenios an der Waasenbrücke über der Mur der Feier vorsteht. Wie sehr dieser ostkirchliche Brauch in Leoben bereits verankert ist, lässt sich daran erkennen, dass zuletzt etwa Mitglieder der Steirischen Wasserrettung mit Booten und Tauchern an der Waasenbrücke den Weihesegen direkt im Wasser der Mur empfingen.
Im vergangenen Advent gab es in der St. Alfons-Kirche in Zusammenarbeit mit dem "Bürgerforum Leoben" eine ökumenische adventliche Feier unter Beteiligung von orthodoxen, katholischen und evangelischen Christen. Im Advent wurde auch eine Reliquie des Heiligen Rupertus (660-710 n. Chr.), erster Bischof von Salzburg und Heiliger der noch ungeteilten Christenheit, im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner an die Leobner orthodoxe Pfarrkirche und ihren Priester Sladjan Vasic übergeben.
Vasic und Kustos Karl Mlinar gelten als Protagonisten der guten ökumenischen Beziehungen. Mlinar wurde inzwischen auch mit dem Silberne Verdienstkreuz der Metropolis von Austria ausgezeichnet.
Quelle: kathpress