Liturgiewissenschaftler: Corona lehrt Hygiene bei Weihwasserbecken
Weihwasser und Weihwasserbecken sind in Zeiten der Corona-Pandemie in Verruf geraten: "Ob der Kontakt mit Weihwasser aber tatsächlich krank machen kann, ist noch kaum untersucht", so das Fazit des Wiener Liturgiewissenschaftlers Hans-Jürgen Feulner. Es sei "allgemein bekannt, wenngleich bis vor wenigen Monaten tabuisiert, dass in offenen Weihwasserbecken an Kircheneingängen häufig auch Krankheitserreger leben können", schreibt Feulner in der in Deutschland erscheinenden Fachzeitschrift "Gottesdienst" (Juli). In Zukunft brauche es daher geeignete Hygienemaßnahmen im Umgang mit Weihwasser.
Spätestens seit ein Forscherteam in Weihwasserproben aus 30 katholischen Kirchen in Deutschland, Österreich und Spanien - im Zeitraum von 2002 bis 2017 - verschiedene Keime gefunden hatte, sei klar, dass es um die Hygiene in den Weihwasserbecken "offenbar nicht so gut bestellt" sei. Gefunden worden seien rund 6.000 Keime pro Millimeter, wobei Stadtkirchen stärker belastet waren als Dorfkirchen, erläuterte der Theologe.
Ob dies zu einem Gesundheitsrisiko für Menschen werden könnte, sei unklar. Auch zur Übertragung von Covid-19 durch Weihwasser liegen bisher noch keine Studien vor, so der Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien.
Um das Keimwachstum zu verringern, schlägt der Theologe - neben dem regelmäßigen Wasseraustausch und dem rituellen Salzzusatz - Gefäße aus Kupfer vor, die eine gute antibakterielle Eigenschaft besitzen. Auch destilliertes Wasser - wie es etwa die deutsche Erzdiözese Paderborn während saisonalen Grippewellen vorschlägt - könnte als Grundlage helfen.
Aber schon jetzt gebe es "hygienisch einwandfreie" Alternativen zum traditionellen Weihwasserbecken, etwa automatische Weihwasserspender mit Sensoren oder Pumpen sowie Weihwasser in Fläschchen. Eine kreative Lösung finde sich auch in Wien, wo der Architekt Otto Wagner in der Jugendstilkirche am Steinhof einen vergoldenden Spender anbringen ließ, der das Weihwasser tropfenweise abgibt, "um die Übertragung von Infektionen (Tuberkulose) zu verhindern".
Als skurril bewertet Feulner jedoch abgepackten feuchte "Weihwassertücher"; diese hätten nichts mehr "mit einem Gedächtnis der Taufe beim Bekreuzigen mit den befeuchten Fingern zu tun".
Die österreichische Bischofskonferenz hat in ihrer Rahmenordnung vom 20. Juni festgehalten, dass das Weihwasser in den Becken "häufig (zumindest 2x pro Woche) gewechselt und das Becken jedes Mal gründlich gereinigt werden" muss. Diese Maßnahmen seien "zu Recht" geschehen, meinte Feulner und verwies auf frühere Vorgaben. So erwartete auch der "Caeremoniale Episcoporum" (dt. "Zeremonienbuch der Bischöfe") - der erstmals im Jahr 1600 erschien - bereits eine wöchentliche Erneuerung des Weihwassers. (Link: https://www.herder.de/gd/)
Quelle: kathpress