Krautwaschl: Steirische Kirchenreform weitgehend auf Linie mit Rom
Der Reformprozess in der Diözese Graz-Seckau "entspricht weitgehend" der aktuellen Instruktion der vatikanischen Kleruskongregation. Das hat der steirische Bischof Wilhelm Krautwaschl in einer Kathpress vorliegenden Stellungnahme betont. Der diözesane Prozess werde das neue vatikanische Dokument berücksichtigen und mit dem Ziel fortgesetzt, "die Entwicklung der 50 neuen Seelsorgeräume bis Ende 2021 so abgeschlossen zu haben, sodass dann nur mehr einige Optimierungen notwendig sind".
Die vatikanische Instruktion unterstreiche den Perspektivenwechsel, den Bischof Wilhelm Krautwaschl stets angesprochen habe. So habe das System, den Menschen zu dienen und es brauche "neue Strukturen und neue Erfahrungsräume von Kirche, die den heutigen Menschen entsprechen und ihnen dienen sollen. Die klassische Pfarre reicht nicht mehr", meinte Diözesanbischof Krautwaschl.
Die Kleruskongregation betone in ihrem Dokument mehrfach die Sendung aller Getauften bzw. der gesamten Pfarrgemeinde und die Überwindung der "Klerikalisierung" des Pastoralwesens. Krautwaschl: "Kirche ist kein Alleinunterhaltungsprogramm des Priesters, sondern lebt von und mit der Gemeinde." Die oberste Hirtensorge obliege aber dem Pfarrer, was auch in der steirischen Diözesanreform so vorgesehen war. Entsprechend der Instruktion sei der Pfarrer rechtlich, pastoral und spirituell letztverantwortlich. Gleichzeitig sei aber auch ausdrücklich zu lesen, dass der Pfarrer bei (wirtschaftlichen) Entscheidungen nicht allein gelassen werden darf. Das untermauere eine gemeinsame Führung, erläuterte Krautwaschl.
Das Dokument sei für die ganze Weltkirche gedacht und müsse auch so betrachtet werden, heißt es in der Stellungnahme abschließend: "Es bietet ein klares Gerüst und lässt Interpretationsspielraum für regionale Ausformungen zu, um das pastorale Leben moderner zu machen."
Vatikan betont traditionelle Ordnung von Pfarren
Die vatikanische Kleruskongregation hat am Montag in einer Instruktion die traditionelle Ordnung von Pfarren und die Position von Pfarrern bekräftigt. Von der letztverantwortlichen Gemeindeleitung bleiben Laien demnach weiterhin ausgeschlossen. Für die Aufhebung oder Zusammenlegung von Pfarren, wie sie vielerorts geplant werden, verlangt das Schreiben, das sich gleichzeitig auch gegen eine "Klerikalisierung der Pastoral" wendet, jeweils begründete Einzelfallentscheidungen von den Bischöfen.
Ibounig: "Wir lösen keine Pfarren auf"
Jakob Ibounig, Ordinariatskanzler der Diözese Gurk-Klagenfurt, hat das vatikanische Schreiben in der "Kleinen Zeitung" (Donnerstag) positiv bewertet. Es sei in dieser Phase "hilfreich, wenn Prinzipien und das Kirchenrecht in Erinnerung gerufen werden". Eines sei in Kärnten immer klar gewesen: "Wir lösen keine Pfarren auf."
Der Kanzler verwies allerdings auf Fälle in Deutschland, wo Pfarren "brutal zusammengelegt" worden seien. "Dabei hat man nicht nur die Priester übergangen, sondern auch andere pfarrliche Gremien." Es sei daher wichtig, Fragen wie "Welche Stellung hat der Pfarrer? In welchen Bereichen übernimmt nur der die Verantwortung? Was sind die Rechte und Pflichten von Laien und wo sind sie nur beratend tätig?" zu thematisieren. Dass Laien die Führung von Pfarren übernehmen sei nicht zielführend, so der Kärntner Ordinariatskanzler. Leitungsteams, in denen der Pfarrer nur noch einer von drei, vier Leuten ist, sieht Ibounig skeptisch - ebenso wie große Seelsorgeräume, die sich über mehrere Pfarren erstrecken.
"Kirche in der Spur Jesu halten"
Markus Beranek, Leiter des Pastoralamts der Erzdiözese Wien, interpretiert die Instruktion als "Text als Ermutigung für unseren diözesanen Weg, der - bewusst in dieser Reihenfolge - durch die Stichworte Mission, Jüngerschaft und Struktur umrissen ist". Die Instruktion, die zwar "inhaltlich nichts Neues bietet", betone sowohl die Würde des Volkes Gottes als auch die Bedeutung des Amtes. Besonders deutlich werde diese Spannung bei der Verwendung des Begriffes "Leitung". Im katholischen Sprachgebrauch sei dieses Wort heute untrennbar mit dem Amt und damit der Leitung der Eucharistiefeier verbunden. Beranek: "'Amt' ist damit so etwas wie die institutionalisierte Form, um Kirche in der Spur Jesu zu halten."
Freilich: Wenn es darum gehe, dass Kirche in der Spur Jesu bleibe, dann sei "Beratung" in pastoralen Gremien keine Frage der Beliebigkeit, "sondern ein ernsthaftes, durchaus spannungsvolles und mühsames Ringen und Unterscheiden, was der Anruf Gottes in der jeweiligen Situation ist". Diese Vorgangsweise brauche von allen Beteiligten die Bereitschaft, die eigene Meinung zu reflektieren und weiterzuentwickeln. "Wer sein Amt dazu verwendet, die eigenen Interessen durchzusetzen, betreibt Amtsmissbrauch", so Beranek.
Als "schwach entfaltet" in der derzeitigen Kirchenstruktur bewertete Bernaek die Kontrolle der Macht, ähnlich wie in demokratischen Gesellschaften. Die Rede von der "pastoralen Umkehr", wie in der Instruktion betont, werde noch entsprechende strukturelle Maßnahmen brauchen.
Die Instruktion mahne die Bischöfe zudem, bei Strukturveränderungen achtsam mit ihren Priestern umzugehen. Sie erinnere die Priester zugleich auch an die notwendige Bereitschaft, sich auf Veränderungen einzulassen. "Behutsamkeit und Flexibilität braucht es in beide Richtungen", so Beranek.
Der Wiener Pastoralamtsleiter ruft dazu auf, "geduldig und beharrlich daran arbeiten, dass Kirche und ihre notwendigen Strukturen den Menschen und dem Leben dienen. Er sei sehr dankbar "für die vielen Frauen und Männer in unserer Diözese, die sich hier mit großer Leidenschaft einbringen". Und er bedaure, "wenn Menschen durch Dokumentes wie dieses irritiert sind". Als Dokument der Kleruskongregation habe es stark die Amtsträger im Blick "und macht damit die große Herausforderung deutlich, dass es noch viel stärker Strukturen braucht, wie alle aufgrund ihrer Taufe an Entscheidungen beteiligt werden können".
Quelle: kathpress