Stephansdom-Modell übersiedelt ins "Wien Museum"
In einer spektakulären Aktion wurde am Montag im Stephansdom die fünfeinhalb Meter große Nachbildung der gotischen Kirche vom Dachstuhl aus 37 Meter Höhe in das Mittelschiff abgeseilt. Das 161 Jahre alte Kunstwerk aus Holz, Gips, Karton und Glas wird nach der Restaurierung ab 2023 im neuen "Wien Museum" zu sehen sein. Gefertigt hat das Modell im 19. Jahrhundert Carl Ferdinand Schropp als Geschenk zu Karl Luegers - des damaligen Wiener Bürgermeisters - 60. Geburtstag.
Zwei Restauratoren und vier Museumsmitarbeiter hatten das Modell vorsichtig auseinandergenommen. 60 Einzelteile wurden in 18 Kisten verpackt und vom Dachstuhl abgeseilt. Sie werden nun restauriert. Von 1849 bis 1859 hat Schropp an dem Modell aus Holz, Pappe und Papier gearbeitet und den Dom von außen nahezu detailgetreu verewigt, wie auch Dombaumeister Wolfgang Zehetner dem "Kurier" (Dienstag) bestätigte. Das Innere des Modells, das Neugierige durch eine Öffnung im Boden blicken können, ist jedoch nicht "originalgetreu": Schropp gestaltete seinen Stephansdom als klassisch gotische Kirche ohne die später erfolgte Barockisierung.
Wie viele seiner Zeitgenossen sei Schropp vom Mittelalter fasziniert gewesen, erklärte Kurator Sandor Bekesi. Ob das Interieur nur Schropps Fantasie entsprang oder ob Pläne für das Dominnere zugrunde lagen, wisse man heute nicht mehr. "Es ist jedenfalls ein wichtiges kulturhistorisches Dokument", so der Kurator. Derartige Modelle seien im 19. Jahrhundert en vogue gewesen, als das Interesse am Reisen begann. "Wer sich das nicht leisten konnte, konnte die Sehenswürdigkeiten anderer Länder immerhin im Miniaturformat bewundern", hieß es im "Kurier". Das Modell stand lange im Rathaus als Teil der städtischen Sammlung, jetzt ist Kurator Bekesi froh über den "Schatz, den sich das Museum sichern konnte".
Quelle: kathpress