Stöckl: Armenpfarrer Pucher hilft dort, wo Armut am hässlichsten ist
Armenpfarrer Wolfgang Pucher kämpft gegen Armut in seiner "hässlichsten" Form. So hat TV-Journalistin Barbara Stöckl den sozial engagierten Lazaristenpater in der aktuellen Ausgabe der Zeitung der "Vinzenzgemeinschaft Österreich" porträtiert. Das betreffe vor allem jene, die durch ihren Lebenswandel oder auch nur durch ihr Äußeres Widerwillen und Ablehnung erfahren - Drogenabhängige, Alkoholkranke, Haftentlassene, psychisch Belastete und Armutsmigranten. Die "VinziWerke" seien bemüht, sich nahezu ausschließlich der "hässlichen Armut" anzunehmen. "Wenn jemand nirgends mehr Verständnis und Hilfe findet, dann darf er zu uns kommen", zitierte Stöckl den Armenpfarrer. Den Herrgott, sagte Pucher einmal, werde er nach dessen Strafpredigt selber zur Rede stellen.
Kritik habe Pucher auch an jenen Menschen geübt, die Menschen in Not eher auf Distanz halten wollen. Er habe in diesem Zusammenhang den Begriff von der "Sünde der Distanz" geprägt, so Stöckl. "Wichtig ist immer wieder, dass man Menschen, die Hilfe brauchen, mit anderen, die Hilfe leisten können, in Berührung bringt. Mein Ordensgründer Vinzenz von Paul hat des Nachts in den Straßen von Paris weggelegte Kinder eingesammelt, sie in die Wohnung Wohlhabender gebracht und sie ganz einfach dort zurückgelassen. Genau dasselbe müssten wir viel öfter den Menschen 'antun'", zitierte die TV-Journalistin den Armenpfarrer. Bei einem Tag der offenen Tür im "VinziDorf" werde immer wieder deutlich: "Nähe zu den Menschen weckt Menschlichkeit", so Pucher über eine Erfahrung, die ihm zum Lebensprinzip geworden sei.
Die vom "Vinzi-Pfarrer" 1990 gegründete "Vinzenzgemeinschaft Eggenberg - VinziWerke" betreibt Einrichtungen wie "VinziDorf", "VinziNest", VinziBus" oder "VinziShops" in Graz, Wien, Salzburg und in Hostice (Slowakei). Aktuell gibt es insgesamt 40 "Vinzi"-Projekte mit dem Ziel, Bedürftigen schnell, unbürokratisch und direkt zu helfen. In den Institutionen finden täglich bis zu 450 Personen Unterkunft und 1.400 Personen werden mit Essen und Lebensmitteln versorgt. Die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg ist eine von 146 Vinzenzgemeinschaften in Österreich, weltweit sind es 50.000 in 148 Ländern.
Wolfgang Pucher wurde am 31. März 1939 in Hausmannstätten bei Graz in eine arme Handwerkerfamilie hineingeboren, nach der Matura 1958 trat er in die Grazer Lazaristen-Kongregation ein und wurde 1963 zum Priester geweiht. Nach einer Zeit als Kaplan und Erzieher war Pucher von 1969 bis 1973 am österreichischen St. Georgskolleg in Istanbul tätig, er leitete dort das Internat für 80 moslemische Buben. Seit 2. Juni 1973 ist er Pfarrer in Graz-St. Vinzenz.
Quelle: kathpress