Edith-Stein-Fest: Vor 90 Jahren Vorträge der Heiligen in Salzburg
Die Karmeliten, die Marienschwestern vom Karmel und die Edith-Stein-Gesellschaft haben am Sonntag in Wien-Döbling ihr traditionelles "Edith-Stein-Fest mit Gebet um Frieden" abgehalten. Der 9. August ist der weltkirchliche Festtag der Märtyrerin und "Patronin Europas" Edith Stein (1891-1942), die im KZ Auschwitz ermordet wurde.
Vor einem Jahr wurde von den Karmeliten die Online-Novene um Frieden gestartet. Sie ist gerade in Zeiten der Covid-Pandemie aktuell. Die Karmeliten rufen deshalb zum Mitbeten auf (www.anmeldung.karmel.at).
An der Salzburger Theologischen Fakultät wurde unterdessen vor Kurzem daran erinnert, dass Edith Stein vor 90 Jahren, im Sommer 1930, bei der damals abgehaltenen großen Katholischen Akademikertagung Deutschlands und Österreichs als einzige Frau Vorträge in der großen Aula der Universität Salzburg halten konnte. Edith Stein begeisterte damals ihre Zuhörer bei der Akademikertagung, die dann ab 1931 zur Etablierung der "Salzburger Hochschulwochen" führte. Unter anderem hielt sie einen Vortrag über das "Ethos der Frauenberufe". In Erinnerung daran trägt das Nebengebäude der Edmundsburg am Mönchsberg den Namen Edith-Stein-Haus. In einem 2013 von Prof. Clemens Sedmak herausgegebenem Buch wird an diese Vorträge erinnert.
Konvertitin und Husserl-Schülerin
Die heilige Edith Stein war jüdischer Herkunft. Als Tochter einer Kaufmannsfamilie aus Breslau studierte sie Philosophie, Germanistik, Geschichte und Psychologie in ihrer Heimatstadt sowie in Göttingen und Freiburg, 1916 promovierte sie bei Edmund Husserl. Nachdem sie sich 1922 im Alter von 31 Jahren katholisch taufen ließ, wurde sie Lehrerin am Lehrerinnenseminar in Speyer, das von Dominikanerinnen geführt wurde. Dort lebte sie bereits wie eine Ordensfrau. In ihren philosophischen Schriften setzte sie sich unter anderem mit dem Denken von Thomas von Aquin, Husserl und Martin Heidegger auseinander. Mehrere Versuche einer Habilitation scheiterten an dem Umstand, dass sie eine Frau war.
1933 trat sie unter dem Namen Teresia Benedicta a Cruce in den Kölner Karmel "Maria vom Frieden" ein und gehörte damit zu den Unbeschuhten Karmelitinnen. Noch im selben Jahr rief Edith Stein Papst Pius XI. (1922-1939) zu einer Stellungnahme angesichts der Hetze gegen Juden in Deutschland auf, jedoch vergeblich.
Nach dem NS-Pogrom am 9. November 1938 konnte Stein mit ihrer jüdischen Herkunft nicht mehr in Deutschland bleiben. Sie floh nach Holland und lebte dort im Karmel in Echt. Mit der Besetzung der Niederlande durch die Deutschen und nach der Verlesung eines Hirtenbriefs der katholischen Bischöfe 1942 in niederländischen Kirchen, in denen diese gegen die Judenverfolgung protestierten, wurde es auch hier gefährlich.
Am 2. August 1942 wurden Stein und ihre mittlerweile ebenfalls getaufte und zu ihr nach Echt gereiste Schwester Rosa verhaftet. Wenige Tage später wurden die Frauen in das KZ Westerbork und von dort nach Auschwitz gebracht. Edith Stein gehörte zu jenen Gefangenen, die sofort getötet wurden.
Von der katholischen Kirche wurde sie 1989 heiliggesprochen. Papst Johannes Paul II. ernannte Edith Stein 1999 neben Katharina von Siena und Brigitta von Schweden zur "Patronin Europas".
Quelle: kathpress