Krenn: ORF-Religionsjournalismus soll Orientierung bieten
Barbara Krenn, seit Kurzem Leiterin der ORF-Hauptabteilung "Religion und Ethik - multimedial", sieht die Aufgabe des öffentlichen-rechtlichen Religionsjournalismus vor allem darin, dem Publikum Orientierung auf dem "Markt der Religionen" zu geben. "Wir wollen jede Religion - ohne sie zu vereinnahmen - mit ihrem Ursprung konfrontieren und mit dem humanen Ethos", etwa den Menschenrechten, erläutert sie in der aktuellen Ausgabe der steirischen Kirchenzeitung "Sonntagsblatt".
Als ORF-Religionsjournalistin fühle sie sich der Aufklärung verpflichtet und frage deshalb Religionsvertreter und Gläubige, wie sie es hielten mit dem Verhältnis von Glaube und Vernunft, mit Mitbestimmung, mit der Gleichheit und Gleichberechtigung von Mann und Frau, mit dem Verhältnis von Religion und Politik und mit ihrem Verhältnis zur pluralen Gesellschaft, also zu Andersgläubigen und Nichtgläubigen.
Religionen sieht Krenn in der Pflicht, Menschen zu einem verantwortungsbewussten und angstfreien Leben in Freiheit zu verhelfen:
Gesellschaftlich gesehen, sollen Religionen Anwältinnen der Menschenwürde und -rechte sein, zu Friede und Versöhnung beitragen und auch auf die Begrenztheit des Menschen verweisen als Entlastung gegenüber einem rein leistungsorientierten Menschenbild.
Für wichtig erachtet Krenn auch den Dialog der Religionen miteinander. "Miteinander ins Gespräch zu kommen, ist schon der erste wichtige Schritt, um Vertrauen aufbauen zu können und gegenseitiges Vertrauen scheint mir im Dialog der Religionen besonders wichtig." Im Gespräch werde man merken, dass es Gemeinsamkeiten und Differenzen gebe. An die Gemeinsamkeiten könne man anknüpfen und Allianzen bilden.
Wie man mit den Differenzen umgeht, ist wohl das Herausfordernde, aber Entscheidende im Dialog mit anderen Religionen und da denke ich, dass es wichtig ist, die eigene Überzeugung nicht aufzugeben und dennoch offen zu sein für die Wahrheit des anderen. Im besten Fall kann man vom anderen ja auch lernen.
Der These, dass es heute mehr Spiritualität als Religion brauche, will die ORF-Journalistin nicht zustimmen. Religion, verstanden als konkreter, historisch ausgeformter Glaube und Spiritualität würden einander bedingen. Spiritualität ohne Bezug auf einen konkreten Inhalt, auf ein bestimmtes Gottesbild sei beliebig und leer, und Religion ohne Spiritualität ebenso.
Ich glaube, dass beides wichtig ist. Aber ich merke an den Reaktionen unseres Publikums, dass es ein großes Bedürfnis nach Spiritualität gibt. Nicht nur von Menschen, die einer Religionsgemeinschaft angehören.
Quelle: kathpress