Schwester Mayrhofer: Bildungssystem braucht mehr Geld
Wenige Tage vor Schulbeginn kritisiert die Ordensfrau und ehemalige Direktorin des Schulzentrums Friesgasse, Schwester Beatrix Mayrhofer, die bildungspolitische Situation in Österreich und fordert mehr unterstützendes Personal in Schulen. Es brauche ein neues Bildungssystem und "wenn ich von Bildung rede, muss ich zwangsläufig auch von Geld reden", so die ehemalige Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden im Gespräch mit Kathpress. Nötig seien auch "kleinere Gruppen" in den Klassen, "wo differenzierter gearbeitet werden kann - das kostet Lehrerstunden." Die Corona-Krise habe deutlich gemacht, "wie weit Österreich zurück ist in Hinblick auf Digitalisierung und dass jedes Kind einen Zugang zum Internet haben muss."
Auch die Lernsituation von Schülern sei teilweise prekär. So hätten viele Kinder "nicht einmal einen Schreibtisch, um dort ihre Hausübungen machen zu können." Die ehemalige Direktorin der Klosterschule könne nur für die Lehrer beten, "die im September eine Klasse vor sich haben, wo der eine Teil der Schüler im Lockdown gut mitgekommen ist und einen Laptop hatte und der andere Teil schlecht ausgestattet und verloren gegangen ist."
Katholische Privatschulen seien oft mit "Elite und Reichtum" konnotiert - für Schwester Beatrix Mayrhofer, ein verfälschtes Bild. In der katholischen Privatschule im 15. Bezirk gebe es kurz vor Schulbeginn die Sorge, dass sich viele Eltern wegen der Corona-Krise das Schulgeld nicht mehr leisten könnten. Mayrhofer verwies dabei auf den schulinternen Stipendienfonds, "damit wir aus finanziellen Gründen niemanden abweisen müssen."
Zahlreiche Schulgeldermäßigungen
Im Vorjahr habe es rund 100 Schulgeldermäßigungen gegeben, "ich bin mir sicher, dass es heuer noch mehr sein werden", so die Leiterin des Schulzentrums Friesgasse, Maria Schelkshorn-Magas. "Es ist ein Spagat: Wir sind eine Schule, die im Grundauftrag des Ordens Notre Dame sehr engagiert ist. Gleichzeitig müssen wir die Schule organisieren können", erläuterte Schelkshorn-Magas. "Erfahrungsgemäß kommen viele Eltern im September zu uns, und stellen fest, dass sie es finanziell nicht schaffen."
Durch die Schulgeldermäßigungen entging dem Schulzentrum Friesgasse 2019 zwischen 50.000 und 60.000 Euro. "Wir haben im Sommer auf alle Investitionen verzichtetet, geplante Umbauprojekte mussten wir vertagen", berichtete die Leiterin gegenüber der Kathpress. Trotz finanzieller Engpässe wolle man aber keinesfalls Kinder abweisen oder aus dem gewohnten Umfeld herausreißen.
Hinsichtlich der Corona-Sicherheitsvorkehrungen im Schulbetrieb hätten die Schüler des Schulzentrums bereits Übung, meinte Schelkshorn-Magas. Für das kommende Schulsemester sind für jeden Schultyp ein eigener Eingang geplant, zusätzlich gibt es eine Maskenpflicht in der Aula und auf allen öffentlichen Gängen, sowie Handdesinfektionsmittel. Letzteres musste die Privatschule selbst ankaufen, was einer öffentlichen Schule erspart geblieben sei.
Außerdem soll der Stundenplan so organisiert sein, dass sich möglichst wenige Klassen vermischen. Kritik äußerte Schelkshorn-Magas jedoch an den Vorgaben der Bundesregierung: "Was sich das Ministerium vorstellt, ist jenseits der Realität."
Quelle: kathpress