Moria: Chalupka fordert von Regierung "Ernsthaftigkeit"
Mehr Ernsthaftigkeit, "wenn es um das Elend und die Existenznot der Flüchtlinge in Moria geht", fordert der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka vonseiten der österreichischen Regierung. Nach der Ankündigung der deutschen Bundesregierung, 1.500 Menschen aus dem abgebrannten Flüchtlingslager in Moria aufzunehmen, soll laut Chalupka auch Österreich 150 der rund 13.000 obdachlos gewordenen Menschen Schutz gewähren, wie der Evangelische Pressedienst für Österreich (epdÖ) am Dienstag berichtete. Eine solche Anzahl von Flüchtlingen könne durch die österreichischen Strukturen mühelos bewältigt werden, "wenn man denn will und sich von ideologischen Mustern verabschiedet, die in dieser Debatte fehl am Platz sind".
Parteitaktische Spiele und Winkelzüge, "wo es um etwas ganz anderes geht", seien nun hintanzustellen, "weil das auf dem Rücken der Kinder, Frauen und Männer in Moria passiert", mahnte der evangelische Bischof und frühere Diakonie-Direktor.
Die aktuelle Situation im griechischen Flüchtlingslager Moria sei zudem auch nicht mit 2015 vergleichbar, als hunderttausende Flüchtlinge gleichzeitig nach Europa kamen. "Im Gegenteil bietet sich jetzt die Möglichkeit, Menschen in einer überschaubaren Zahl in geordneter und kontrollierter Weise aufzunehmen und dabei auf die höchst verletzlichen Gruppen wie unbegleitete minderjährige Kinder, Familien mit schwangeren Frauen und Kleinstkindern besonderes Augenmerk zu legen", betonte Chalupka. Ein solches Vorgehen gebiete nicht nur die Nächstenliebe und die Humanität, sondern die "Verantwortung für einen Zustand, den die Regierungen Europas und somit auch Österreichs sehenden Auges herbeigeführt haben".
Auch das Argument, dass die Aufnahme von Flüchtlingen weitere Flüchtlinge nach Österreich ziehen könnte - den sogenannten "Pullefekt" - sei durch die Migrationswissenschaft nicht belegbar, betonte Chalupka. So würden sich etwa "Pusheffekte" wie Kriege und Folterungen, die zu Flucht und Vertreibung führten, stärker auf Fluchtbewegungen auswirken.
Kritik äußerte der evangelisch-lutherische Bischof auch am Vorhaben, das Camp auf der griechischen Insel Lesbos wieder zu errichten. Moria, das eigentlich als Übergangslösung bis zur Klärung der Zulassung auf ein Asylverfahren errichtet worden war, dann aber zu einem Massenflüchtlingslager wurde, sei Ausdruck des Versagens der Regierungen der Europäischen Union. "Das Lager in gleicher Form wieder aufzubauen wiederholt dieses Versagen." Notwendig sei vielmehr die Evakuierung des Camps und die Verteilung der Flüchtlinge, um ihnen Schutz zu bieten.
Quelle: kathpress