Theologin Polak in Medien-Podcast:
Pluralität auszuhalten in Österreich schwieriger geworden
Theologin Polak in Medien-Podcast:
Pluralität auszuhalten in Österreich schwieriger geworden
Es ist in Österreich in den letzten Jahren schwieriger geworden, Pluralität auszuhalten. Diese Beobachtung verknüpft die Wiener Theologin Regina Polak mit der Erfahrung, dass sie bei bestimmten Positionierungen sofort einem bestimmten "Lager" zugeordnet wird - sei es konservativ oder progressiv, links oder rechts. Es fehle zunehmend an der Fähigkeit, Unterschiede auszuhalten, sowie an Instanzen, die diese Pluralität ordnet, sagte Polak in einem Podcast von "VsUM" (Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien). Die heutige Vielfalt überfordere viele Zeitgenossen, sie suchten deshalb nach "eindeutigen Zuordnungen". Dies machen sich auf klare Identität pochende Parteien, aber auch Religionsgemeinschaften zunutze.
Im Bildungsbereich gelte es viel mehr - kritisches - Fragen als Antworten zu fördern, betonte die Theologieprofessorin an der Uni Wien. Im Judentum und Christentum spiele das Fragen eine Schlüsselrolle, als guter Schüler gelte derjenige, "der die besten Fragen stellt". Auch Gott trete in der Heiligen Schrift der beiden Weltreligionen an den Menschen gleich in der Schöpfungsgeschichte mit einer Frage heran ("Adam, wo bist du?", Gen 3,9), erinnerte Polak.
Die Theologin äußerte die Überzeugung, dass man angesichts der heutigen Pluralität und des Zusammenrückens der Weltgemeinschaft "nur auf interreligiöse Weise religiös sein kann". Das Christentum und der Islam machten gemeinsam mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung aus - allein aus diesem Grund sei es unerlässlich, friedlich miteinander zu leben und dafür in gutem Dialog zu sein. "Einen Weltfrieden wird es nur mit den Religionen geben", sagte Polak.
Verein fördert Medienkompetenz
"VsUM" publiziert seit Kurzem "365 - Über Medien Reden", tägliche Podcasts "mit Persönlichkeiten aus der vielfältigen Welt der Kommunikation", die "ein Mosaik an Eindrücken zur Wechselwirkung von Medien, Bildung und Demokratie" erstehen lassen sollen. Zu Wort kamen bisher u.a. die Islam-Vertreterin Carla Amina Baghajati über das Thema "Medienarbeit und interreligiöser Dialog", weiters die katholischen Publizisten Gabriele Neuwirth und Heinz Nußbaumer gemeinsam mit Anneliese Rohrer und Robert Wiesner als Medien-"Erfahrene"; der Jurist und Geschäftsführer des Presserates, Alexander Warzilek, gab Auskunft über dieses Organ journalistischer Selbstkontrolle, Edith Riether informierte als deren Präsidentin über die "Initiative Weltethos".
"365 - Über Medien Reden" kann auf allen gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify, iTunes oder Castbox empfangen werden. Darüber hinaus bietet "VsUM" u.a. den 14-tägigen Medientalk "Content", Dossiers zu ausgewählten Schwerpunkt-Themen und Symposien und plant für 2021 die Gründung einer Academy.
Zugrunde liegt diesen Angeboten die Überzeugung des deutschen Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen, wonach wir an der Schwelle von einer digitalen zu einer redaktionellen Gesellschaft stehen. "In Zukunft scheint es nicht mehr entscheidend für das persönliche Leben, jede technische Entwicklung mitmachen zu können, viel bedeutender wird, dass man eine Nachricht auf die Relevanz für das eigene Leben hin einordnen kann", heißt es dazu auf der Website des Vereins.
Quelle: Kathpress