Uni Graz: Hälfte der theologischen Institute in Frauenhand
Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz ist ab sofort Vorreiterin in Sachen Gleichstellung: So liegt mit dem Start ins Wintersemester und nach einem Wechsel auf dem Lehrstuhl für Kirchenrecht nun die Hälfte aller Institute in Frauenhand. Das teilte der Dekan der Fakultät, Prof. Christoph Heil, am Freitag gegenüber Kathpress mit. Mit 1. Oktober übernahm die zuletzt an der Universität Augsburg lehrende Kirchenrechtlerin Prof. Sabine Konrad die Leitung des Instituts für Kanonisches Recht. Sie folgt auf den bisherigen Lehrstuhlinhaber, Prof. Johann Hirnsperger.
Die weiteren Frauen an den Spitzen der Institute sind Prof. Ulrike Bechmann (Institut für Religionswissenschaft), Prof. Irmtraud Fischer (Alttestamentliche Bibelwissenschaft), Prof. Michaela Sohn-Kronthaler (Kirchengeschichte und kirchliche Zeitgeschichte), Prof. Gunda Werner (Systematische Theologie und Liturgiewissenschaft) und Prof. Martina Schmidhuber (Moraltheologie). Insgesamt lehren an der Fakultät 23 habilitierte Fachleute, neun davon sind weiblich, 14 männlich. Dieses Verhältnis könnte sich im kommenden Jahr weiter verschieben, verwies Heil auf laufende Berufungsverfahren für die Professuren für Theologische Ethik und Fundamentaltheologie.
Auch bei den Studierenden sei der Anteil an Frauen mit deutlich über 50 Prozent etwa in den Studiengängen Religionswissenschaft, im Bachelor Grundlagen theologischer Wissenschaft oder im Bereich des Lehramtes vergleichsweise hoch: Acht von zehn Studierenden im Masterstudiengang Angewandte Ethik waren im vergangenen Jahr Frauen; im Masterstudium Interdisziplinäre Geschlechterstudien, das an unserer Fakultät verwaltet wird, lag der Anteil an Studentinnen gar bei 93 Prozent, so Heil. Die einzigen beiden theologischen Studiengänge, die mehrheitlich Männer belegen, waren 2019 das Fachtheologie- und das theologische Doktoratsstudium.
Semesterstart mit hybrider Lehre
Ähnlich den anderen theologischen Fakultäten, so startet auch die Grazer Fakultät heuer mit "hybrider Lehre" ins Wintersemester. "Dabei geben wir der Präsenzlehre ganz klar den Vorrang, können aber jederzeit, falls es die Situation erfordert, auf digitale Lehrformen umsteigen", erläuterte Heil. Tatsächlich war die Grazer Fakultät auch schon früher Vorreiterin in Sachen digitale Lehre: So führt auf Initiative von Studiendekanin Prof. Theresia Heimerl die Fakultät seit über drei Jahren ihr Bachelorstudium "Grundlagen Theologischer Wissenschaft" berufsbegleitend in überwiegend digitalem Modus durch. Dabei ergänzen sich digitale Einheiten mit Präsenzlehre an der Fakultät.
Entsprechend plane man derzeit für das neue Semester vom 14. bis 16. Oktober ein Online-Symposion zum Thema "Widerstand erforderlich? Identitäts- und Geschlechterkämpfe im Horizont von Rechtspopulismus und christlichem Fundamentalismus in Europa heute". Als weitere Highlights des Semesters nannte Heil einen Studientag am 11. Dezember zum Thema "Kirche ohne Gottesdienst? Corona und die Liturgie", organisiert von Prof. Peter Ebenbauer und Prof. Rainer Bucher, sowie die Fortsetzung der Ringvorlesung "Religion am Donnerstag" ab 15. Oktober. (Alle Infos zu den Veranstaltungen unter https://theol.uni-graz.at)
Beteiligt an Ethiklehrer-Ausbildung
Eine Besonderheit der Grazer Fakultät sei außerdem der Ethik-Schwerpunkt, so Heil weiter. Fast ein Drittel der an der Fakultät eingeschriebenen Studierenden belege etwa das Masterstudium Angewandte Ethik, das seit zehn Jahren angeboten werde und das in Kooperation mit der geisteswissenschaftlichen, der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen sowie der rechtswissenschaftlichen Fakultät organisiert werde.
Auch am für Oktober 2021 geplanten Start des neuen Lehramtsstudiums Ethik zur Ausbildung der ab dann vermehrt benötigten Ethik-Lehrkräfte sei die Fakultät personell beteiligt: Sowohl bei der Erstellung des Curriculums als auch bei der Durchführung des gemeinsam von den Universitäten Graz und Klagenfurt und den Pädagogischen Hochschulen Steiermark, Burgenland, Kärnten und der KPH Graz entwickelten Studiums sei die Expertise von Lehrenden der Fakultät gefragt, betonte Heil.
Quelle: kathpress