
Glettler: Keine Alternative zur fairen Verteilung von Flüchtlingen
Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat erneut vermehrtes Engagement der Bundesregierung in der Flüchtlingsaufnahme eingefordert. Obwohl Österreich seiner Verpflichtung, Asylrecht zu gewähren, im EU-Vergleich "respektabel" nachkomme, sei angesichts der extremen Notlage auf den griechischen Inseln ein "viel stärkeres empathisches Handeln" vonnöten, betonte der Bischof in einem Interview mit der Tageszeitung Standard (Mittwoch). "Zu einer fairen Verteilung der anerkannten Flüchtlinge gibt es keine Alternative", so Glettler. Problemlos könnte Österreich 200 Menschen zusätzlich aufnehmen, nicht zuletzt da auch die Bevölkerung für diesen Schritt längst bereit sei.
Ebenfalls in Richtung Regierung appellierte Glettler, in der Asylfrage auf politisches Kalkül zu verzichten und "die oft genannte Gewaltbereitschaft in den Lagern" nicht populistisch zu missbrauchen. "Die betroffenen Menschen sind in einer extremen Belastungssituation und der Verzweiflung nahe", so der Innsbrucker Bischof im Standard-Interview. Gebot der Stunde sei neben der Hilfe vor Ort die rasche Evakuierung der Flüchtlingslager wie etwa Moria auf Lesbos, um deren Bewohner nicht im Winter erfrieren zu lassen.
Der Bischof ging im Interview auch auf die Corona-Pandemie ein. "Von einer 'Strafe Gottes' zu reden ist natürlich Unsinn", so der Bischof wörtlich. Wohl könne man die weltweit grassierende Corona-Pandemie aber als "dringliche Mahnung" zu einer Lebensstil-Änderung verstehen.
Von den Konsequenzen der Covid-Krise sei auch die Kirche stark betroffen, sagte Glettler, sowohl als Arbeitgeberin als auch als Institution. Dennoch dürfe man "nicht bei der Klage über den materiellen Schaden stehen bleiben". Entscheidend sei vielmehr die Frage, wie man gerade jetzt jenen beistehen könne, "die schwer zu kämpfen haben und in vielfältiger Weise belastet sind".
Quelle: kathpress