St. Pölten: Armutsnetzwerk warnt vor sozialen Auswirkungen der Krise
Acht Monate nach Beginn der Corona-Krise warnt das niederösterreichische Armutsnetzwerk vor den sozialen Auswirkungen der Pandemie. "Armut breitet sich aus, Menschen aus der Mittelschicht sind zunehmend betroffen", mahnte Barbara Bühler, Obfrau des NÖ Armutsnetzwerks, deren Mitglieder u.a. die Caritas, Diakonie und die Emmausgemeinschaft St. Pölten sind. Die Covid-Pandemie wirke sich aktuell wie ein "Brandbeschleuniger auf die Armutsspirale" aus. Befürchtet werden etwa steigende Delogierungen, eine hohe Langzeitbeschäftigungslosigkeit und Probleme bei der Lebensmittelversorgung von Armutsbetroffenen. Es gelte nun "die Bausteine sozialer Sicherheit weiterzuentwickeln, krisenfest zu machen und bestehende Lücken zu schließen", forderte das Netzwerk in einer Aussendung am Donnerstag.
Leistbarer Wohnraum sei für viele Menschen in Niederösterreich schon vor Beginn der Covid-Pandemie schwer zu bekommen gewesen, erklärte etwa Beate Schneider von der Caritas der Diözese St. Pölten. Das aktuelle Credo "möglichst zu Hause zu bleiben", könne man aber nur dann erfüllen, wenn zumindest drei Voraussetzungen gegeben seien: Ein Zuhause, "ein Dach über dem Kopf", Versorgung mit dem Notwendigsten, wie Lebensmittel sowie die Sicherung existenzieller Bedürfnisse.
Erfahrungen früherer Krisen hätten gezeigt, dass das ganze Ausmaß an Belastungen erst langsam zum Vorschein komme, meinte Martin Litschauer, von der Caritas der Erzdiözese Wien. Die Hilfsorganisation befürchtet steigende Armut und Delogierungen, "wenn nicht rechtzeitig geholfen wird", vor allem da "in der ersten Krisenzeit gestundete Mieten und Energiekosten nun immer rigoroser eingefordert werden". Ähnlich die Schuldnerberatung NÖ, die die aktuelle Situation als eine Art "Ruhe vor dem Sturm" bezeichnete: Auch wenn wegen der Corona-Krise Delogierungen ausgesetzt seien und Kredite, Mieten sowie Abgaben gestundet werden können, werde es spätestens ab Frühjahr 2021 zu Forderungen vonseiten der Gläubiger kommen, so Michael Lackenberger von der Schuldnerberatung.
Notwendig sei nun "das Schließen von Versorgungslücken wie zum Beispiel bei der Sozialhilfe in NÖ, den Abbau bürokratischer Hürden, die Orientierung an vorhandenen Daten wie den Referenzbudgets der Schuldnerberatung, die Sicherstellung von Beratung unabhängig von digitaler Infrastruktur auch in Zeiten von 'social distancing'", forderten die Mitgliedsorganisationen des Armutsnetzwerks. Dazu gehöre auch die Verankerung "Sozialer Menschenrechte" als Verfassungsrechte.
(Link: www.noe-armutsnetzwerk.at)
Quelle: kathpress