Ausstellung in Graz über "vorübergehend geschlossenes" Paradies
Ein Notizzettel am Eingang der Ausstellung begrüßt den Besucher: "paradise is temporarily closed - God". Einer privaten Feier wegen sei das Paradies "vorübergehend geschlossen": Das Künstlerkollektiv "ninavale" - Nina Kovacheva und Valentin Stefanoff - begegnet der Corona-Pandemie mit Witz und kritischer Reflexion. Distanzregeln und Vermeidung sozialer Kontakte auf der Erde, abgehoben davon eine himmlische Party. Die Eröffnung der Ausstellung "Paradise is temporarily closed" - ein eschatologischer Lockdown? im "Kultum", dem Kulturzentrum der Minoriten in Graz, erfolgt am Samstagvormittag, 24. Oktober, in Anwesenheit des Künstlerduos "ninavale".
Die beiden aus Bulgarien stammenden, in Paris lebenden Künstler hoffen, dass vielleicht einige "die Wahrheit des Lebens, die Spontanität, die Freude, die Freiheit und den Jubel", erreichen und behalten werden, "um auch Himmel und Hölle unterscheiden zu können", wie "ninavale" in der Ankündigung der bis 12. Dezember zugänglichen Ausstellung zitiert.
Zwischen Apokalypse und Paradies
Das Ende der Zeit könnte allerdings näher liegen als der Besucher vermuten mag: Eine akustische Darstellung kündigt einen "apokalyptischen Reiter" an, der donnernd gen Himmel reitet und Gott doch nicht findet. Der Weg dorthin ist immerhin beschildert: Mit einem Männchen, das sein Kreuz am Rücken trägt, Richtung Paradies. Auf dem Weg findet der Besucher einen aufleuchtenden Computer-Bildschirm, der ebenfalls das Paradies zeigen könnte und das Logo einer digitalen Cloud einblendet: "iHeaven".
"Ninavales" Kunst handle von der "Fragilität des Lebens" und vom Wunsch, die derzeitige Welt mit ihren scheinbar klaren Ikonen, ihren Gesetzmäßigkeiten und Stereotypen zu durchbrechen, beschreibt Kurator und "Kultum"-Leiter Johannes Rauchenberger das aktuelle Projekt. "Die Künstler laden in der Ausstellung dazu ein, eine Vorstellung des 'guten Lebens' zu entwickeln", als Gegenwelt zur "Banalisierung des Bösen", in der Zeitgenossen den Ängsten, dem Horror, der Verzweiflung und "alternativen Fakten" ausgeliefert seien. Gut, dass da einem die konkrete Aufforderung mit dem Dreisatz "Enjoy the liberty! Enjoy the loneliness! Enjoy the end!" als Versuchung angeboten wird.
Das Grazer "Kultum" zeigt zeitgenössische Kunst mit einem speziellen Fokus auf Religion, Spiritualität und existenzielle Fragestellungen.
(Anmeldung zur Ausstellungseröffnung am 24. Oktober erforderlich unter Tel.: 0316/7111-3331 oder E-Mail: tickets@kultum.at; Info: kultum.at)
Quelle: kathpress