Pflegereform: Hilfswerke fordern konkrete Maßnahmen
Hilfswerke wie Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz fordern die Bundesregierung nach dem Start der Pflegereform durch Gesundheitsminister Rudolf Anschober und dessen Experten-"Task Force Pflege" zu konkreten Maßnahmen und politischen Entscheidungen auf. Den bisherigen Beteiligungs- und Expertenprozess zur Pflegereform bewertete die "Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt" (BAG) - ein Zusammenschluss von Hilfsorganisationen mit Schwerpunkt Pflege und Sozialhilfe - in einer Aussendung am Dienstag zwar als positiv; nun sei es aber an der Zeit, "auf Basis der vorliegenden Vorschläge und Lösungsansätze die inhaltlichen Eckpfeiler der Reform einzuschlagen", mahnte Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin des Hilfswerks Österreich und aktuelle BAG-Vorsitzende.
Als dringend erforderlich erachtet Anselm eine politische Kooperation über Ressort- und Kompetenzgrenzen hinweg, "weil eine wirksame Pflegereform auf das Zusammenwirken von Bund, Ländern und Gemeinden sowie diverser Ressorts angewiesen ist", so die Expertin.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels warnte die neue Generalsekretärin der Caritas Österreich, Anna Parr, vor fehlenden Pflegekräften: Einerseits steige der Pflegebedarf in der Bevölkerung, andererseits gebe es eine nahende Pensionierungswelle im Sektor Pflege. Die Personalfrage sei daher "entscheidend für den nachhaltigen Erfolg der Pflegereform".
Nötig sei etwa "ein schlüssiges Gesamtkonzept zur Weiterentwicklung der Ausbildungslandschaft in Österreich", um die Absolventenzahlen im Bereich der Pflege zu steigern, forderte Parr. Als Lösung nannte die Gesundheitsexpertin u.a. eine Ausbildungsoffensive, "damit wir möglichst viele Menschen kostenlos und flächendeckend nicht nur in Pflege-, sondern auch in Sozialbetreuungsberufen ausbilden können". Nur so könnte der Personalbedarf in der Langzeitpflege gedeckt werden.
Diakonie: "Schicksalsfrage" Personal
Neben der Steigerung der Absolventenzahlen brauche es aber auch "attraktivere Rahmenbedingungen für Mitarbeiter in der Pflege und Betreuung", etwa verbesserte Personalschlüssel und Normkosten- sowie Finanzierungssätze, betonte Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich. Für sie ist die Lösung des Personalmangels gar eine "Schicksalsfrage".
Um die Gegebenheiten nachhaltig ändern zu können, müssten sich jedoch Bund, Länder und Gemeinden auf gemeinsame Anstrengungen verständigen. Wenn das nicht geschehe, "wird es der Reform an der nötigen Kraft und Wirkung fehlen", zeigte sich Moser überzeugt.
In Zeiten der Corona-Pandemie und einer steigenden Arbeitslosigkeit könnten auch Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen zur Zukunft des Pflegesystems in Österreich beitragen, wies Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, hin. Dazu gehörten Ausbildungs- und Umschulungsangebote genauso, wie die Übernahme der Kosten von Ausbildung und Lebensunterhalt für die Dauer des Umstiegs.
Anlässlich der Fachtagung der von Sozialminister Anschober ins Leben gerufenen "Task Force Pflege" am 20. Oktober in Wien, des digitalen Beteiligungsprozesses im Sommer und der Dialogtour des Sozialministers forderte auch Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes, eine "inhaltliche Weichenstellungen und fachliche Detailarbeit". Offene Fragen gebe es weiters beim türkis-grünen Regierungsprogramm, das etwa "Community Nurses" in 500 Gemeinden Österreichs vorsieht, jedoch sei unklar, was fachlich und organisatorisch darunter zu verstehen sei, kritisierte Opriesnig.
In der BAG engagieren sich seit 1995 die Trägerorganisationen Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe, um gemeinsame sozialpolitische Anliegen zu artikulieren; etwa die Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine menschenwürdige Pflege. Von den österreichweit aktuell rund 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Langzeitpflege arbeitet damit laut BAG jeder Dritte in einer Mitgliedsorganisation der Bundesarbeitsgemeinschaft.
(Link: www.freiewohlfahrt.at)
Quelle: kathpress