Schwarz: Dieses Allerheiligen "einmal ganz anders das Leben feiern"
Bischof Alois Schwarz hat dazu aufgerufen, an den heurigen Festtagen zu Allerheiligen und Allerseelen "einmal ganz anders das Leben zu feiern". Auch im Corona-Jahr solle man auf Rituale wie den Friedhofsbesuch und das Gebet für die Verstorbenen als eine seelische "Labe-Stelle" nicht verzichten, freilich müsse dies auf eine Weise geschehen, die den äußeren Notwendigkeiten Rechnung trage, schrieb der St. Pöltner Bischof mit Blick auf die Coronabeschränkungen in einem am Mittwoch veröffentlichten Hirtenbrief an die Gläubigen seiner Diözese. "Nehmen Sie die Möglichkeit wahr, dem Heiligen zu begegnen und nehmen Sie heuer einmal Abstand von den bisher üblichen Feiern im größeren Familienkreis, auch wenn es zum Brauchtum gehört", legte der Bischof nahe.
Allerheiligen umschrieb Schwarz als "Begegnungsfest zwischen Himmel und Erde". Man könne dabei den Heiligen und auch den lieben Verstorbenen auf besondere Weise nahe sein. "Es ist, als ob der Himmel niederkniet", erklärte der Bischof, und er fügte in einem Interview mit der Kirchenzeitung "Kirche bunt" (Ausgabe 1. November) ergänzend hinzu: "Allerheiligen erinnert uns, dass das Leben der Menschen über den Tod hinaus glückt. Es erinnert uns an diejenigen, denen wir das Leben verdanken und die mit uns glücklich waren und uns so vieles geschenkt haben." Das Allerseelenfest hingegen sei die Erinnerung daran, "dass wir Menschen auch die nicht vergessen sollen, die vielleicht niemanden hatten oder im Leben zu kurz gekommen sind, an Menschen, mit denen wir gelitten und geweint haben".
Hohen Wert maß der Bischof den an den Festtagen gebräuchlichen Ritualen wie das Schmücken und Segnen der Gräber zu. Dadurch vermittelt werde einerseits das Vertrauen, "dass unser letzter Sinn und unser eigentliches Ziel der Himmel ist", sowie die Erfahrung, "dass wir in unserer Trauer, in unserem Schmerz um den verstorbenen Angehörigen, nicht alleine sind". Christen würden die Verbundenheit mit den Verstorbenen darüber hinaus durch das Gebet und die Feier des Gedenkens bei einer heiligen Messe bezeugen, erklärte Schwarz. Allerdings hätten viele Menschen die religiösen Praktiken verlernt.
Er verstehe, dass man nach dem Friedhofsbesuch "das Leben feiern" wolle, so der Bischof weiter. Dies müsse heuer jedoch auf andere Weise geschehen als sonst: Statt wie sonst im größeren Familienkreis sei heuer eher ein Feiern in der eigenen Familie oder im Rahmen eines "Spaziergangs" denkbar. "Fragen Sie Ihre Kinder, was das Heilige für sie bedeutet. Sie werden staunen. Sie können sich aber auch alleine damit beschäftigen, wo der Himmel in Ihrem Leben niedergekniet ist. Nehmen Sie die Möglichkeit wahr, dem Heiligen zu begegnen", empfahl Schwarz. Die Zeit der äußeren Distanzierung und des Abstandhaltens wegen Corona könne "hinfuhren zu einer stillen und besinnlichen Beschäftigung mit dem Wesentlichen für unsere Seele". Derartige Gedanken ließen sich auch mit Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern am Telefon teilen.
Angesichts der "Dunkelheit, Angst, Verzweiflung und Sorge", welche die Corona-Pandemie für viele Menschen mit sich bringe, seien nicht nur die Gespräche mit anderen Menschen stärkend und aufrichtend: "Es kann sein, dass dies auch im Gespräch mit lieben Verstorbenen oder Heiligen sein kann", sagte Schwarz im Interview. Selbst Menschen, die sich mit dem Beten sonst schwertun, könnten auf diese Weise eine "Begegnung der Transzendenz" erleben.
Quelle: kathpress