Diakoniedirektorin Moser fordert palliativen Pandemieplan
Zu einem Umdenken in der Debatte um Covid-19-Intensivbetten hat die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, aufgerufen. So führe der "starre Blick auf die Intensivbetten" zur Überzeugung, dass jede Person, die schwer an Corona erkranke, intensivmedizinische Behandlung benötige. "Im Kampf gegen den Staatsfeind Nummer eins entwickeln wir einen Tunnelblick", konstatierte die evangelische Theologin in einem Kommentar im "Standard" (2. Dezember). Dringend erforderlich sei ein "palliativer Pandemieplan", um sicherzustellen, dass Menschen jene Palliativversorgung erhalten, die sie benötigen. Dabei stelle sich auch die Frage, ob eine Einweisung ins Krankenhaus immer der richtige Weg ist.
Bis heute prägten die Nachrichten aus Norditalien und dem Elsass im Frühjahr das Bild in den Köpfen, dass der Verbleib im Pflegeheim statt Intensivbett ein sicheres Todesurteil bedeute, wies Moser hin. Der Erfolg in der Bewältigung der Covid-Krise bemesse sich aber "nicht nur daran, wie viele Menschen sterben, sondern auch daran, wie sie sterben", so die Diakoniedirektorin.
Die Frage müsse eher lauten, wann eine intensivmedizinische Intervention nötig sei: "Liegt eine Indikation für eine lebensverlängernde Behandlungsmaßnahme vor, oder würde eine solche dem Patienten mehr schaden als nutzen, und ist folglich von kurativer auf palliative Therapie umzustellen?". Eine solches "Advanced Care Planning" bedeute, auch nach der Patientenautonomie und den Zielen der medizinischen Behandlung zu fragen, erklärte Moser.
Chance zu überleben in Pflegeheimen höher
Demzufolge bedeute es, kein Intensivbett zu vergeben nicht gleichzeitig Patienten sterben zu lassen. Es geht laut Moser auch nicht darum, nicht zu behandeln, sondern "anders zu behandeln" und somit drohende Triage-Szenarien zu entschärfen.
Die Erfahrungen aus der Zeit vor Corona würden nahelegen, dass die Chance, Covid-19 zu überleben, bei den meisten Pflegeheim-Bewohnern höher sei, wenn sie in den Heimen blieben, legte Moser dar. Dennoch sei die Wahrscheinlichkeit, dass pflegebedürftige Personen mit vielen Vorerkrankungen am Corona-Virus sterben, hoch. Umso wichtiger sei es zu fragen, wo sie ihre letzten Tage verbringen und ob sie palliativ gut versorgt sind. Die Voraussetzung dafür sei ausreichend und entsprechend geschultes Personal in Pflegeheimen, das in Krisenzeiten zusätzliche Unterstützung etwa durch mobile Palliativteams bekomme.
Quelle: kathpress