Erzbischof Lackner würdigt Grazer Altbischof Kapellari zum 85er
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat den emeritierten Grazer Bischof Egon Kapellari zu dessen 85. Geburtstag am 12. Jänner gewürdigt. Der 33 Jahre lang erst als Kärntner - von 1982 bis 2001 -, dann bis 2015 als steirischer Diözesanbischof wirkende Jubilar "gehört für mich zu den großen bischöflichen Gestalten, denen ich begegnen und an dessen Seite ich das bischöfliche Charisma aufnehmen durfte", schrieb der vor seinem Wechsel nach Salzburg als Weihbischof in Graz wirkende Lackner in einem Kathpress vorliegenden Statement zum runden Geburtstag Kapellaris. Darin strich der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz dessen viele menschliche, geistige und geistliche Qualitäten hervor.
Den Grazer Bischof emertitus, der auch eine Reihe von Büchern veröffentlichte, zeichne Intelligenz, literarische Begabung und "eine tiefe persönliche Gläubigkeit" aus, so Lackner. Kapellari sei "freigebig mit einem großen Herzen für die Armen, Schwachen und Bedürftigen" und stets bereit, Talente zu fördern. Außerdem "humorvoll", wie der Erzbischof mit einem Rufzeichen versehen hervorhob. Lackners Gratulation endete mit persönlichen Worten: "Lieber Bischof Egon, auch auf diesem Weg alles Gute und Gottes Segen zu Deinem Geburtstag. Vergelt's Gott!"
Stadt Graz ehrt den Bischof
Geehrt wird der Altbischof auch von der Stadt Graz mit der höchsten Auszeichnung, die die steirische Landeshauptstadt zu vergeben hat: der Ehrenbürgerschaft. "Egon Kapellari ist ein Brückenbauer zwischen Kirche, Kunst und sozialem Engagement", begründete der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl diese Auszeichnung, die aktuell nur vier Persönlichkeiten tragen. Der Geehrte wünschte sich, dass die noch ausstehende Dekretüberreichung "sehr schlicht" ausfallen möge, wie er in einem Geburtstagsinterview des steirischen "Sonntagsblattes" erklärte.
Darin gab Kapellari auch ein Beispiel für die ihn kennzeichnende differenzierte Beurteilung von Zeitphänomenen: Es sei in der Kirchengeschichte nicht neu, dass das katholische Christentum als überholt erklärt wird, wies der Bischof mit Blick auf vielfältige Krisendiagnosen hin. Viele Christen - und auch Päpste - hätten es ihren Kritikern manchmal "leicht gemacht, das komplementäre Positive zu übersehen, zu verdrängen". Aber gerade in der Geschichte des Papsttums zeige sich, "dass Gott oft auch auf krummen Zeilen gerade schreibt", so Kapellari gegenüber der Kirchenzeitung. Im 20. Jahrhundert sei auch die Existenz Gottes zunehmend bezweifelt worden, in der Bibel dagegen komme das Ringen um Gott und mit Gott immer wieder zur Sprache. In der katholischen Christenheit Europas ringe man vorrangig um "progressiv" und "konservativ". Dazu der Bischof: "Das ist zu flach. Man müsste darüber hinaus tiefer denken und tiefer graben."
Bei der Präsentation seines zum 80er erschienenen Sammelbandes "Schritte zur Mitte" mit Texten und Predigten Kapellaris sagte er, über Gott müsse heute so gesprochen werden, "dass es nicht peinlich ist". Der Bischof verwies auf eine These von Jürgen Habermas, wonach die Frage, ob jemand glaubt oder nicht glaubt, nicht einfach aus dem gesellschaftlichen Diskurs gestrichen werden könne, denn dann leide dieser.
Gebürtiger Leobner wird Weltenbürger
Geboren wurde Egon Kapellari am 12. Jänner 1936 in Leoben. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. Nach seiner Priesterweihe 1961 war Kapellari viele Jahre als Kaplan bzw. als Hochschulseelsorger und in der Leitung des Afro-asiatischen Instituts (AAI) in Graz tätig. Von 1968 an war Kapellari auch für das Grazer Priesterseminar mitverantwortlich.
Ab 1982 wirkte Kapellari als Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt, 2001 kehrte er nach Graz zurück. Parallel dazu hatte er vielfältige nationale und internationale Aufgaben in der Österreichischen Bischofskonferenz. In seiner Zeit als Kärntner Bischof initiierte er u.a. die "St. Georgener Gespräche" mit Referenten wie Joseph Ratzinger, Karl Lehmann, Hans Urs von Balthasar oder Johann Baptist Metz. Von 1982 bis 1992 war Kapellari österreichischer "Jugendbischof" und zwei Funktionsperioden lang auch Mitglied des früheren Päpstlichen Rates für den Dialog mit den Nichtglaubenden.
In die flächenmäßig größte österreichische Diözese Graz-Seckau wechselte Kapellari nach dem Rücktritt seines Vorgängers Johann Weber. Neben seinen vielfältigen Aufgaben als Bischof fand er immer wieder Zeit für das Schreiben theologisch und spirituell anspruchsvoller Bücher, die ihn im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt gemacht haben. So wurde sein bekanntestes Buch, "Heilige Zeichen in Liturgie und Alltag", auch auf Italienisch, Polnisch, Slowenisch, Slowakisch, Spanisch und Koreanisch aufgelegt.
Heute lebt der emeritierte Bischof bei den Elisabethinen in Graz. Er ist nach wie vor als Seelsorger und als Buchautor tätig. Er werde oft gefragt, ob er noch einen weiteren Band schreiben wolle. "Ich glaube, dass es höchstens ein Buch über Humor geben könnte", antwortete Kapellari dem "Sonntagsblatt":
Christen haben ja auch immer etwas zu lachen gehabt, auch wenn die jeweiligen Zustände eher zum Weinen gedrängt haben. So ist es auch heute.
Quelle: kathpress