"Caritas Österreich" konstituiert sich mit neuem Statut
"Not sehen und handeln" - Dieser Grundauftrag steht weiterhin im Zentrum der Caritas in Österreich, den sie seit Jahresbeginn allerdings mit einem neuen Statut, einem neuen Namen und neuen Strukturen umsetzen will. "Die Zukunft der Caritas ist weiblicher, vielstimmiger und weiterhin hoffnungsvoll. Und das ist gut so", erklärte dazu Caritas-Präsident Michael Landau am Mittwoch im Interview mit Kathpress, nachdem am Tag zuvor die konstituierende Sitzung der "Caritas Österreich" stattgefunden hatte. Grundlage dafür ist ein neues Statut, das von der Österreichischen Bischofskonferenz bei der letzten Vollversammlung im November beschlossen und jetzt in deren Amtsblatt veröffentlicht wurde.
"Caritas heißt Hilfe von Mensch zu Mensch, von Gesicht zu Gesicht, Nächstenliebe ohne Wenn und Aber. Mit dem neuen Statut wird dieser Grundauftrag aber nun breiter getragen und auf mehr Schultern in allen neuen diözesanen Caritas-Organisationen verteilt", erläuterte Landau die Hintergründe für die neuen Statuten. Die Caritas Österreich tritt damit in Rechtsnachfolge der "Österreichischen Caritaszentrale", die 1976 von Kardinal Franz König als örtlich zuständiger Bischof errichtet wurde. Mit dem neuen Statut wandert die rechtliche Zuständigkeit des Wiener Erzbischofs für den in "Caritas Österreich" umbenannten Dachverband zur Bischofskonferenz, wie das auch vom Kirchenrecht vorgesehen ist.
Caritas-Spitze wird weiblicher
In das Caritas-Präsidium wurden bei der konstituierenden Sitzung am Dienstag die burgenländische Caritas-Direktorin Edith Pinter und Kristina Edlinger-Ploder, Vorsitzende des Kuratoriums der Caritas Steiermark, gewählt. Damit hat die Caritas Österreich erstmals in ihrer Geschichte ein Präsidium, dem gleich viele Frauen wie Männer angehören. "Das Gesicht und der Blick der Caritas werden damit weiblicher", so Landau. Und mit Edlinger-Ploder, Rektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin einer Fachhochschule, sei erstmals auch eine Vertreterin der rund 50.000 Caritas-Freiwilligen an der gemeinsamen Spitze der Caritas Österreich. Landau selbst bleibt Caritas-Präsident und befindet sich in seiner dritten Amtsperiode, die bis November 2022 dauert.
Coronabedingt musste die Konstituierung online stattfinden. Mit dabei waren Caritas-Bischof Benno Elbs sowie jeweils drei Delegierte aus jeder diözesanen Caritas-Organisation. "Die Vollversammlung ist ein Meilenstein, mit dem die neue Struktur auf den Weg gekommen ist. Dies nach drei Jahren Vorbereitung, einstimmig und von allen mitgetragen", wie Landau betonte.
Zeitgemäße Strukturen
Die Caritas-Arbeit sei heute deutlich vielfältiger als in der Zeit des alten Statuts und habe eine starke inhaltliche Entwicklung und Professionalisierung erfahren, führte der Caritas-Präsident weiter aus. "Es gibt heute in allen Bundesländern eine enge und gute Zusammenarbeit, wenn ich an die mehr als 50 Sozialberatungsstellen denke, die Mutter-Kind-Häuser, die Hilfe für obdachlose Menschen, aber auch an die vielfältige Arbeit im Bereich der Betreuung und Pflege bis hin zur Hospizarbeit, oder die Begleitung von Menschen mit Behinderungen oder mit psychischen Erkrankungen, um nur einige Felder zu nennen." Gerade die Pandemie mache deutlich, wie viel eine stabile und funktionierende Infrastruktur im Bereich des Sozialen wert sei.
Das neue Statut bringt aus Sicht Landaus, der seit 25 Jahren die Caritas Wien leitet, auch Verbesserungen in der Leitung und Koordination der neun diözesanen Caritas-Organisationen und ihrer vielfältigen Aufgabenbereiche: Das Entscheidungsgremium der Caritas Österreich wird mit der Vollversammlung jetzt größer, womit viel Entscheidungskraft auch zu anderen Mitarbeitern und Delegierten der Diözesanorganisationen gelegt wird. "Es war uns ein Anliegen, dass Entscheidungen dort getroffen werden, wo sie auch wirksam werden", so Landau.
Ein Grundprinzip der Statutenänderung sei auch gewesen, die Entscheidungen auf jene Ebenen zu bringen, wo Expertise vorhanden ist und wo Entscheidungen dann auch umgesetzt werden. "Wir haben daher fünf Management-Teams eingerichtet: von Kommunikation und Finanzen bis hin zu Engagement und sozialräumlicher Entwicklung." Ziel sei die Involvierung von deutlich mehr Führungskräften aus allen Caritas-Organisationen in die strategischen Prozesse.
Vernetzung und Nähe
Angesichts der zahlreichen gesellschaftlichen Herausforderungen von alten und neuen Nöten bis zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit gelte es noch mehr als bisher "voneinander zu lernen, weil an so vielen Orten in ganz Österreich Großartiges geschieht, wo Caritas gelebt wird", zeigte sich Landau überzeugt. Einmal mehr betonte er den Wert von Gemeinsamkeit und Zusammenhalt nicht zuletzt angesichts der Corona-Pandemie. Dazu brauche es aber zusätzlich "die starke Verwurzelung am Ort und die Nähe zu den Menschen. Dafür steht die Caritas in ganz Österreich seit mehr als 100 Jahren."
Sowohl der Prozess der Caritas-Neuorganisation als auch die konkrete Hilfe in den Einrichtungen der Caritas und in den Pfarren machten deutlich, worum es gehe: "Wir alle arbeiten daran - im Kleinen wie im Großen -, diese Welt Tag für Tag ein Stück schöner, ein Stück heller, ein Stück menschenfreundlicher und zukunftstauglicher zu machen." Überall, wo Not sei, sei auch Hoffnung, und Veränderung zum Guten sei möglich, "heute und hier", sagte Landau.
(Neues Caritas-Statut im Amtsblatt der Bischofskonferenz unter: https://www.bischofskonferenz.at/publikationen/amtsblatt)
Quelle: kathpress