Schauer: Burgendlands Geschichte wäre ohne Kirche anders verlaufen
Die Bedeutung der Kirchen für das Burgenland hat der Eisenstädter Bischofsvikar P. Karl Schauer betont. In einem Gastkommentar in der "BVZ" (aktuelle Ausgabe) meinte Schauer wörtlich: "Ohne Kirchen, ohne christliche und jüdische Tradition wäre die Geschichte dieses jungen Landes ganz anders verlaufen." Der Bischofsvikar nahm dabei auf das Jubiläum "100 Jahre Burgenland" Bezug.
In Schlagworten blickte er zurück auf die durchaus schwierige Geschichte des kleinen Landes, das sich freilich gut entwickelt hat: "Jahrzehnte des Krieges, der Flucht, der Armut, auch des Vertrauens. Lange noch das Armenhaus Westungarns und Ostösterreichs, bald die Brücke zwischen Ost und West. Die Burgenländer, nicht mehr die Aussiedler, sondern Baumeister neuer Lebensqualität. Das Land, gedacht nur als Korridor hin zum Balkan, heute mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und großen Besonderheiten - das ist der eigentliche Reichtum."
Schauer wies auf die christlichen Wurzeln der Region hin: Der hl. Quirinus, als Glaubenszeuge im Jahr 308 in Steinamanger/Szombathely hingerichtet, und der Landes- und Diözesanpatron Martin, in Pannonien um 317 geboren, seien frühe Zeugen der Christianisierung. Und der Bischofsvikar stellte die rhetorische Frage: "Was wäre aus diesem Land geworden, wenn nicht die Kirchen und mit ihnen die Christen die eigentlichen Träger von Kultur und Wissenschaft, von Kunst und Musik, von Bildung, Schulen und pädagogischen Einrichtungen, von Armenhäusern, Spitälern und Sozialeinrichtungen gewesen wären?" Und dass die Menschen letztlich Heimat gefunden und Zukunft gewagt haben, habe wohl auch mit diesem großen Erbe zu tun, so Schauer.
Politische und kirchliche Entwicklung
2021 feiert das Burgenland seine 100-jährige Zugehörigkeit zur Republik Österreich. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 beanspruchte der neu gegründete Staat Deutschösterreich den deutschsprachigen Teil Westungarns für sich. Im Vertrag von St. Germain wurde das Gebiet 1919 Österreich zuerkannt und im Vertrag von Trianon 1920 musste sich Ungarn dazu verpflichten, es abzutreten. Nach Errichtung der kurzlebigen Republik Lajtabánság unter Führung des Freischärlers Pál Prónay im Oktober 1921 wurde das Gebiet im Folgemonat durch das österreichische Bundesheer besetzt und am 5. Dezember 1921 von Ungarn an Österreich offiziell übergeben. Die Aufnahme des Landes in die Republik Österreich wurde bereits im Bundesverfassungsgesetz über die Stellung des Burgenlandes vom 25. Jänner 1921 geregelt.
Die Angliederung der westungarischen Gebiete an Österreich machte 1921 auch eine Neuordnung der kirchlichen Verwaltung notwendig. Die Abnabelung des Gebiets von den Mutterdiözesen Györ/Raab und Szombathely/Steinamanger geschah dabei schrittweise.
Am 18. Mai 1922 wurde der damalige Erzbischof von Wien, Friedrich Gustav Kardinal Piffl (1864-1932) zusätzlich zum Apostolischen Administrator des Burgenlandes ernannt. Wichtigste Aufgabe war die Überwindung des Priestermangels, nachdem viele Pfarrer, Kapläne und Ordensleute in ihre ungarischen Heimatdiözesen zurückkehrten. 1924 wurde der hl. Martin zum Landespatron des neuen Bundeslandes bestimmt.
Unter Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer (1875 -1955) fand die Aufbauarbeit ihre Fortsetzung: So wurden das Katholische Lehrerseminar sowie das Priester- und das Knabenseminar in Mattersburg errichtet; zudem wurde die Kirchenverwaltung von Wien nach Eisenstadt verlagert.
Erst 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieg wurde auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes eine eigenständige Diözese errichtet: Am 15. August 1960 erließ Papst Johannes XXIII. die Gründungsbulle "Magna quae" - wodurch die Diözese Eisenstadt errichtet wurde - und ernannte Bischof Stefan László am 14. Oktober zum ersten Diözesanbischof, der bereits seit 1954 die Leitung der Apostolischen Administratur Burgenland inne hatte; Nachfolger wurden 1992 Paul Iby und 2010 Ägidius Zsifkovics. Derzeit zählt die Diözese Eisenstadt rund 187.000 Katholiken.
Quelle: kathpress