Dreikönigsaktion problematisiert Verhältnis von Kirche und Gold
Gold ist im Christentum und in vielen Religionen Symbol für das Göttliche und spielt auch in Kirchenräumen und Liturgie eine traditionell große Rolle. Gleichzeitig hat das wertvolle Metall auch seine Schattenseiten, weil die Gewinnung meist mit Schäden für Natur und Menschen einhergeht. Diesem Problem widmet sich die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar Österreichs, die sich schon seit Jahren "Konfliktmineralien" und deren Produktionsbedingungen widmet, in ihrem Projekt "Gold und Kirche". In einem Beitrag für die Theologie-Plattform "feinschwarz.net" erklärte die Ordensfrau und DKA-Mitarbeiterin Sr. Anneliese Herzig dazu: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt und nicht jedes Gold zeugt von Schönheit."
Ihre frühere Vorstellung von Goldwaschen im Fluss habe sie als allzu romantisch erkannt, schrieb Herzig. Inzwischen wisse sie um "kilometerbreite Krater gleich offener Wunden in der Erde", mit Quecksilber oder Zyanid verschmutztes Wasser und damit belastete Fische; es gebe auch Kinderarbeit und illegale Goldsucher in formal geschützten Gebieten indigener Völker. Auch historisch sei der Abbau von Gold "nicht unschuldig", wies die Angehörige der Missionsschwestern hin. In Guatemala etwa könne man über die Ausbeutungsgeschichte bis heute hören: "Ihnen blieb das Gold, uns blieben die Probleme."
Die Dreikönigsaktion habe sich zum Ziel gesetzt, Kirche und Gläubige für das Thema Gold und seine Schattenseiten zu sensibilisieren. "Wir können beginnen, immer wieder nach der Herkunft des Goldes zu fragen - nicht nur in der Kirche, auch z. B. beim Ehering, bei Schmuck (gerade bei religiösen Zeichen!), bei Vermögensanlagen oder im Smartphone", regte Herzig an. Handlungsmöglichkeiten gebe es viele: auf Alternativmaterialien setzen, bewusst recyceltes Gold verwenden oder zumindest fair gehandeltes bzw. geschürftes Gold einfordern.
Für Kreislaufwirtschaft mit Gold
Dass die Problematik rund um Goldgewinnung auch die Kirche angeht, zeigten die Hinweise von Papst Franziskus und Bischöfen aus Lateinamerika oder Afrika auf die "Dramatik des weltweiten Bergbaus", erinnerte Herzig. Statt einer weiteren Ausbeutung der Erde mit all den sozialen und ökologischen Folgen gelte es eine wachsende Kreislaufwirtschaft zu forcieren. "Da Gold fast unbegrenzt wiederaufbereitet werden kann, wäre es ein sicherer Kandidat für eine solche zirkuläre Wirtschaft." Es sei schon weit mehr Gold aus der Erde geholt worden, als gebraucht wird, schrieb die Ordensfrau. "Das meiste davon lagert in gut gesicherten Tresoren als Schmuck oder zur Finanzsicherung."
Wenn sie solche Überlegungen äußert, werde ihr oft entgegengehalten: Gibt es angesichts der minimalen Mengen, die die Kirche heute verbraucht, nicht Wichtigeres? Dazu Herzig: Jede Kirche müsse sich auch um ihrer Glaubwürdigkeit willen dafür interessieren, woher das Gold kommt, das sie vielerorts bei ihrem liturgischen Herzstück, der Eucharistiefeier, einsetzt. Die engagierte Missionsschwester, die auch eine Video-Reihe über das Thema Konfliktmineralien gestaltete (www.youtube.com/watch?v=KXsYlOpy_CA), erinnerte an den heiligen Johannes Chrysostomos, der schon im 4. Jahrhundert gemahnt habe: "Was nützt es, wenn der eucharistische Tisch überreich mit goldenen Kelchen bedeckt ist, während der geringste deiner Brüder Hunger leidet? Beginne damit, den Hungrigen zu sättigen, dann verziere den Altar mit dem, was übrigbleibt." (Link: www.feinschwarz.net/gold-glanz-und-schatten)
Quelle: kathpress