Klimavolksbegehren: Kirchenvertreter nehmen Politik in die Pflicht
"Die Zeit drängt", was den Klimaschutz betrifft; deshalb nehmen die Umweltbeauftragten der katholischen und evangelischen Kirche die Politik in die Pflicht, um den Forderungen des Klimavolksbegehrens Nachdruck zu verleihen. Sie solidarisierten sich am Donnerstag mit den Betreibern des auch kirchlicherseits breit unterstützten Volksbegehrens, das Ende Juni 2020 knapp 400.000 Unterschriften erbrachte, und die jetzt einen Appell an den parlamentarischen Umweltausschuss vor dessen nächster Zusammenkunft am 9. März richteten. Gefordert wird ein klarer Fahrplan für Österreichs Klimaneutralität bis 2040 und überprüfbare Zwischenziele dafür. Klimaschutz müsse mehr sein "als ein paar punktuelle und kleinformatige Maßnahmen".
Die Betreiber streben einen "mutigen Mehrparteienantrag auf Basis der Forderungen des Klimavolksbegehrens" an. "Als Umweltbeauftragte der katholischen und evangelischen Kirche Österreichs fordern wir ein klares Ja des Parlaments zu einem solchen Mehrparteienantrag, denn wir haben keine Zeit zu verlieren", bekräftigten die kirchlichen Mitstreiter in ihrer Aussendung. Sie erwarten von der Politik rasches Handeln und eine "umfassende ökosoziale Strukturreform". Klimaschädliche Subventionen müssten abgeschafft und klimagerechtes Verhalten gefördert werden.
Außerdem gelte es, einen "angemessenen Preis für CO2" zu veranschlagen, so die Umweltbeauftragten weiter. Der Staat müsse ein verbindliches CO2-Budget einrichten sowie seine Reduktionsziele, zu denen er sich verpflichtete, einhalten und überprüfen. "Die ökologische und sozial verträgliche Umgestaltung unserer Marktwirtschaft kann nicht länger warten", betonten die kirchlichen Umweltfachleute. Sie erinnerten an den mit der Fastenzeit verbundenen Ruf nach Umkehr: Dieser ergehen an jede und jeden persönlich, gelte aber auch den gesellschaftlichen Strukturen: Es sei Zeit, mit der von Papst Franziskus geforderten "ökologischen Umkehr" ernst zu machen.
Gletscher schmelzen unerbittlich weiter
Die Umweltbeauftragten erinnerten auch an das Jahr 2015, als sich 195 Staaten bei der Weltklimakonferenz von Paris dazu verpflichten, die Erdmitteltemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf keinen Fall um mehr als 2 und nach Möglichkeit nicht um mehr als 1,5 Grad Celsius ansteigen zu lassen. "Um das erste Ziel zu erreichen, bleiben uns noch knapp 25 Jahre, für das zweite Ziel hingegen nur noch knapp 7 Jahre", unterstrichen die Kirchenvertreter die Dringlichkeit gegenzusteuern. Derzeit würden die Gletscher unerbittlich weiter schmelzen, die Wälder angesichts zunehmender Trockenphasen verdorren, erhebliche Teile der Landwirtschaft seien von empfindlichen Ernterückgängen betroffen. "Die Folgen der Klimaerwärmung sind nicht mehr Zukunft, sondern Gegenwart", warnte etwa der Moraltheologe und Umweltsprecher in der Diözese Linz, Michael Rosenberger.
Quelle: kathpress